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25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 38: Uriah Heep - Raging Silence





Diese Kolumne habe ich vor gut drei Jahren begonnen, als sich im April 2011 der Kauf meines ersten CD-Spielers zum 25. Mal jährte. Seitdem habe ich jeden Monat eine CD besprochen, die ich in dem jeweiligen Monat 25 Jahre zuvor gekauft habe. Im Mai 1989 fand die 200. CD ihren Weg in meine Sammlung – leider ein Pop-Sampler, den ich nicht für wert erachte Thema dieser Kolumne zu werden.

Zehn CDs waren es insgesamt, die ich im Mai 1989 gekauft habe. Zwei kamen in die engere Wahl; beides Scheiben, von denen ich meine, dass sie bei der Bewertung, welchen Stellenwert sie im Gesamtwerk der betreffenden Band haben, in der Regel deutlich unterbewertet werden. Da ist auf der einen Seite Stormbringer von Deep Purple; auf der anderen Seite Uriah Heeps Raging Silence.

Dass ich mich für Uriah Heep entschieden habe, obwohl die Band bereits einmal mit Salisbury vertreten war, hat zwei Gründe. Zum einen war das Album damals eine aktuelle Scheibe, während ich mit Stormbringer lediglich eine Lücke in der Deep Purple Sammlung geschlossen hatte. Zum anderen hat dieses Album für mich einen besonderen Stellenwert, da das Band-T-Shirt zur Raging Silence-Tour, die ich am 13 Juni 1989 im Berliner Quartier Latin gesehen habe, eins der beiden Band-Shirts ist, die ich mir je gekauft habe.

Obwohl massiver Musik-Fan, habe ich es nie so recht über’s Herz gebracht, mit dem Namen einer bestimmten Band auf dem Leib durch die Welt zu laufen. Auch wenn ich viele Bands und Musiker hoch schätze, wäre mir das immer ein Stück des Bekenntnisses zu viel gewesen. Und so habe ich beide Shirts auch nur sehr selten im Alltag getragen. Das Uriah Heep-Shirt ist mittlerweile so etwas wie meine Arbeitskleidung geworden, wenn ich als Kritiker zu einem (Rock)Konzert gehe. Der letzte Anlass war das Status Quo Konzert in der 02 World.

„25 Jahre danach“ wird sich der eine oder andere fragen. Ja tatsächlich. Was Uriah Heep 1989 am Merchandise-Stand verkauft haben, ist echte Qualität. X Mal durchgeschwitzt und gewaschen, ist es ein auch heute noch respektabel zu tragendes Gewand. Das kann man von dem laberigen Konkurrenten nicht sagen. Was Marillion auf der Misplaced Childhood-Tour angeboten haben, hat dem Test of Time nicht Stand gehalten. Vielleicht symptomatisch. Beide Bands existieren bis heute. Und während Uriah Heep immer wieder neue Frühlinge erleben, in denen sie ihre frühen Erfolge mit aktuellem verbinden, sind Marillion nicht einmal ein Schatten ihrer selbst. Das was einmal Marillion war, ist nun ein schlabbriges Irgendwas – genau wie mein T-Shirt, das ich aber ebenfalls immer noch besitze.

Zum Abschluss eine präventive Antwort an Wikipedia-Gläubige, die mich der Lüge bezeichnen wollen. Manchmal freut man sich über die schön exakten Daten, die einem Wikipedia liefert. Aber manchmal sind sie auch schlicht falsch. Laut Wikipedia (eingesehen am 14. April 2014) geschah die Erstveröffentlichung von Raging Silence am 4. Juni 1989. Ich habe mir das gute Teil aber bereits am 29. Mai in der Steglitzer Schlossstraßen-Filiale der damals noch existenten City Music-Kette zugelegt.


Norbert von Fransecky



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