Musik an sich


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Seven Steps to the green Door

The?Book


Info
Musikrichtung: Progressive

VÖ: 11.10.2011

(Progressive Promotion Records)

Gesamtspielzeit: 63:21

Internet:

http://www.myspace.com/ssttg


Hinter The?Book steckt ein massives inhaltliches Konzept. Ein junger verliebter Mann, Samuel, greift kurz bevor er sich mit seiner Liebsten vereinen will zu einem Buch und liest – und plötzlich wird um ihn herum alles dunkel.
Nur ein fester Glaube kann ihn da wieder raus bringen. Davon ist er überzeugt. Der überwiegende Teil der nun folgenden Stunde widmet sich der Suche nach dem richtigen Weg. Dabei öffnet Samuel nacheinander sechs mit religiösen Symbolen versehen Türen. Es dauert lange bis er an seinem Glaubensweg irre wird, aber er verletzt er sich mehr und mehr an den Nägeln, die er hinter den Türen findet, und die wohl für eine zerstörerische Wirkung von Religion und Glauben stehen soll.
Es reicht auch nicht die siebte Tür, die ohne religiöse Symbole, zu durchschreiten. Erst als er sich entscheidet, das Buch vor seinen Augen weg zu nehmen, erreicht er wieder die paradiesische Wiese, auf der die Geschichte begonnen hat.
Insgesamt eine recht altbackene Variante von Religionskritik. Da ist wohl jemandem sein Philosophie-Grundkurs nicht ganz bekommen – und der Lehrer befand sich auf dem Stand von Tilman Mosers Gottesvergiftung (1976).

Aber stören wir uns nicht an diesem etwas naiven Konzept. Es hat seine positiven Seiten. Denn immer wieder greifen Seven Steps to the green Door auch auf die Musik aus den 70ern zurück – und das tut dann wirklich gut und sorgt dafür, dass wir mit The?Book ein hochkarätiges Prog-Album im Schrank haben.

Der ruhige „Prolog im Paradies“ verschafft uns einen Romantik-Einstieg mit Gänsehaut-Vocals. „The empty Room“ schließt sich übergangslos an. (Die einzige Pause, die zwischen zwei Stücken gemacht wird, befindet sich vor dem letzten Abendmahl (Track 6).) Die ruhige Stimme bleibt, aber es wird wesentlich kräftiger. Eine Violine liefert Folk-Power. Heftige Gitarren lassen zwischendurch an Saga denken.
„Crying“ schlägt einem weiten emotionalen Spagat. Mächtige Gitarrenriffs tragen die Hard Rock Nummer bis in die Nähe des Prog Metals – unterstützt vom Tod, der sich mit bedrohlichen Growls zu Wort meldet. Aber das Stück endet versöhnlich friedlich, wenn dem weinenden Kind von M(?) die Liebe Gottes in Jesus zugesprochen wird.
Im Weiteren wechseln sich ruhige Parts und rockende Riffs lebendig ab. „The dividing Water“ glänzt mit einem herrlich „krautigen“ Orgelsolo, das uns in die Zeit von Triumvirat zurückholt.

Nach dem Break wird „The last Supper” mit einem schönen weichen, sich gelegentlich aufbäumenden Piano serviert. Als Dessert serviert Marek Arnold ein tolles Saxophon-Solo. Ein weiteres folgt eingebunden in das elegisch ruhige „The eternal Absinence“
Textlich beginnt Samuel nun langsam zu zweifeln. Die Ruhe muss daher auch musikalisch verschwinden. Nach einem noch ruhigen Einstieg wandelt sich „The deadly Crucifixion“ zur powernden Rock-Nummer, die im Hintergrund erneut von Metal-Riffs garniert wird. Nach dem Lyric-Teil gibt es erneut Keyboards, die aus dem Kraut-Topf der 70er stammen könnten
Bevor der „Epilogue“ wieder zur Romantik das Anfangs zurückkehrt, gibt es einen letzten Instrumentalgenuss, bei dem sich erst die Orgel mit der Gitarre duelliert, bevor ein langes sehr floydiges Gitarrensolo zum Ende überleitet.

Ein fantastisches Stück Musik, das wohl in einer sehr aufwändigen Verpackung geliefert wird.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Prologue (A Man and the Book) 4:19
2 The empty Room / Realization 6:12
3 The crying Child (1st Nail) 3:55
4 The healing Wonder (2nd Nail) 6:03
5 The dividing Water (3rd Nail) 8:29
6 The last Supper (4th Nail) 4:27
7 The eternal Abstinence (5th Nail) 8:14
8 The deadly Crucifixion 6:55
9 The green Door10:00
10 Epilogue (A Bird and the Book) 5:49
Besetzung

Ulf Reinhardt (Dr, Perc)
Marek Arnold (Keys, Sax)
Heik Rehm (B)
Andreas Gemeinhardt (Git)
Lars Köhler (Voc)
Anne Trautmann (Voc)



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