Musik an sich


Reviews
And Also The Trees

Hunter, not the hunted


Info
Musikrichtung: Dark Wave / Alternative / Independent / And Also The Trees

VÖ: 20.04.2012

(Normal Records / Indigo)

Gesamtspielzeit: 51:24

Internet:

http://www.andalsothetrees.co.uk/


And Also The Trees sin d inzwischen seit 34 Jahren im Geschäft und legen nun mit Hunter, not the hunted Ihr 12. Studioalbum vor, wenn man das letzte Werk When the rain comes mitrechnet. Dieses bot ja nur Klassiker in unplugged Versionen. Die Trees haben sich zwar stets weiterentwickelt, in den Neunzigern gab es ja gar die Wandlung vom englischen Folkhintergrund hin zum eher Amerikana beeinflussten Sound, jedoch waren und sind sie immer auf Anhieb mit Ihrem in Achtzigern gefundenen Sound zu erkennen. Zu diesem Sound sind sie spätestens mit Beginn der 0er Jahre auch wieder zurückgegangen. Und in dieser Entwicklung lieferten Sie mit dem letzten Werk (Listen for)The Rag and Bone Man ein absolutes Meisterwerk ab.
Diesem Pfad kombiniert mit dem Akustikexperiment darauf entspringt nun das sehr intensive und dunkle Hunter, not the hunted.
“Only“ - Akustikgitarren eröffnen das Album sanft und verhallend und geben die Stimmung für das Album vor. Ein sanfter Standbass und die sich in immer filigranere Klangkunst vergehende Gitarre geben den wunderschönen Hintergrund der im typischen tiefen Erzählertimbre widergegebenen Geschichte. Ein(typischer) Sog von einem Trees Song, nur viel sanfter und spartanischer als bisher gewohnt.
“ Hunter Not The Hunted” - Der Titelsong setzt die Atmosphäre uneingeschränkt fort. Beschwingter erklingt der Bass, das Schlagzeug verhallt und eine entfernte >synthetische) flöte erklingt. Die Rhythmik dieses Songs ist einfach, haut einen aber um, sehr im Jazz verhaftet. Ein dunkler, suchterzeugender Song der ein wenig an die Green ist he sea Phase der Band erinnert.
“ Burn Down This Town” - Hier tauchen das erste Mal die typischen Trees Gitarren auf. Zu langsamen Bass, ein Hochgenuss. Mehr braucht dieser Song nicht, die erzählende Stimme die auf- und abflauenden Stimmungsbögen – Intensität pur.
“ Bloodline“ - Eine unglaublich traurige Keyboardspur, die typischen Gitarren, jedoch akustisch und in weiter Ferne zu hören, der tiefe Standbass, eine Melancholie die den Hörer in voller Schönheit einnimmt. „Wave Goodbye my loveley one, our time will come again“, man muss mit singen. Der einsetzende Schunkelrhythmus ist zunächst befremdend, aber die einzig wahre und schöne Erlösung aus der bezaubernden Traurigkeit. Solche Songs können nur die Trees.
“ My Face Is Here In The Wild Fire” - Der Song setzt mit einer kaum hörbaren elektronischen Spielerei ein. Es entwickelt sich ein zarter akustischer Trees song aus einer Lead und einer Rhythmusgitarre, verhallt, betörend, sanft und wunderschön. Am Ende steigt das Eingangserwähnte Geräusch auf und wandelt sich in synthetische düstere Sounds die in
“ Black Handled Knife“ münden, einen finsteren, ja Industrial Song, der nur aus dröhnenden, dunklen Geräuschen besteht, über den Simon Hugh Jones mit seiner charismatischen Stimme über die Tiefe sinniert.
“ The Woman On The Estuary” - das wohl poppigste Stück, folg direkt auf diese ungewöhnliche Wende des Albums nur folgerichtig. Wiederum akustisch erzeugt, perlen die Gitarren wundervoll entlang des Standbasses und der kaum vorhandenen Perkussion, die jedoch sehr wichtig für diesen Song ist. Unglaublich intim und doch unglaublich weit dieses Stück.
“ What's Lost Finds“ - Eine Gitarre, ein dumpfer Bass und ein sporadische Keyboard leiten ein bevor nach einer Minute Fahrt aufgenommen wird und ein typischer, träumerischer Trees Song daraus wird. Hier wieder mit stärkerem und eindrucksvollem Keyboardeinsatz.
“ The Knave“ - Hier besinnt sich dioe Band auf Ihre Folkvergangenheit zurück und lebt diese mit einer betörenden Klavier – Gitarren Nummer aus. Hier werden die Erinnerungen an die Songs der Alben der Späten Achtziger sehr wach und erfreuen einen Besonders. Ein kleines, zartes Kabinettstückchen, beschwingt, bedrohlich, verführerisch.
“ Whisky Bride“ - Setzt mit einer schönen Gitarre, den weit nach hinten gelegten typischen Trees gitarren ein, dazu singt Simon mit typischen Timbre und das Lied zwischen glitzernder Freude und melancholischer Dunkelheit ist fertig. Wundervoll.
“ Rip Ridge” - Hier geht es zackiger zu, im Sinne von den Trees. Natürlich bleibt die Grundstimmung des Albums erhalten, doch der Schlagzeuger darf mal mehr aus sich herauskommen und der Bass puliert wesentlich schneller. Schwelgerisch wird man durch den Sog der Gitarren gezogen und schwimmt durch die wabernde Sounds und die perlenden Gitarren.
“ Angel, Devil, Man And Beast” - Ach hier ist es etwas ruppiger. Eine kleine Rückbesinnung auf die Amerikana Phase mit Jazzschlagzeug und perlenden, schönen Gitarren. Hier wieder beachtenswert, wie viele Stimmungswechsel in einen Trees Song von nur 4 Minuten Länge hinein passen.
“ The Floating Man” - Hier packt die Band noch einmal Alles hinein. Das Pathos, die Stille, die Melancholie in Vollendung. Der insgesamt am reichsten Instrumentierte Track und ein würdiger Abschluss für ein wunderschönes Album.
Es gibt kein schlechtes And Also The Trees Album, und das bleibt auch so. Die Band ist noch introvertierter und akustischer geworden, was Ihr gut steht. Es fehlt ein wenig die Abwechslung des Vorgängers, ansonsten wird das hohe Niveau fast gehalten. Wie immer ist das Album jedem Musikliebhaber wärmstens ans Herz gelegt. Einziger Fehler ist vielleiht die Tatsache, dass es besser im Herbst erschienen wäre.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Only5:24
2 Hunter Not The Hunted4:11
3 Burn Down This Town3:45
4 Bloodline5:00
5 My Face Is Here In The Wild Fire3:10
6 Black Handled Knife2:09
7 The Woman On The Estuary3:46
8 What's Lost Finds4:06
9 The Knave3:29
10 Whisky Bride3:20
11 Rip Ridge4:34
12 Angel, Devil, Man And Beast4:04
13 The Floating Man4:26
Besetzung

Simon Huw Jones: Gesang
Justin Jones: Gitarren
Steven Burrows : Bass
Paul Hill: Schlagzeug
Ian Jenkins: Kontrabass
Emer Brizzolara: Keyboards


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>