Musik an sich


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FROM MONUMENTS TO MASSES - Politische Botschaften ohne Songtexte!




Info
Gesprächspartner: Matthew Solberg (From Monument To Masses)

Zeit: 02.04.2009

Ort: Köln - Irgendwo in den USA

Interview: E-Mail

Stil: Post Rock

Internet:
http://www.monument-masses.com

Die amerikanische Band From Monument To Masses konnte mit ihrem letzten Album On Little Known Frequencies durch die Bank nur gute Reviews einheimsen. Das ist bei einem Post-Rock Album welches nur aus instrumentalen Lieder besteht mehr als ungewöhnlich. Da die Band versucht auch über ihre Songs ohne Texte politische Botschaften zu vermitteln, haben wir das Angebot ein Interview zu führen dankend angenommen. Gitarrist Matthew Solberg hat sich dann auch als offener Gesprächspartner erwiesen und interessante und ausführliche Antworten auf unsere Fragen gegeben.

MAS:
Glückwünsche zu eurem Album On Little Known Frequencies! Da die Möglichkeit besteht, dass euch einige unserer Leser nicht kennen, kannst du deine Band From Monument To Masses (FMTM) kurz vorstellen?

Matthew:
Hey, danke das ihr das Interview mit uns macht! Zuerst muss ich mich entschuldigen, dass die Antworten auf deine Fragen so spät gekommen sind. Momentan absolvieren wir unsere USA Tournee, mit Dredg und Torch, um unser Album On Little Known Frequencies zu promoten. Es ist momentan etwas stressig und chaotisch!
Ich heiße Matthew Solberg und spiele Gitarre und bediene den Loop Sampler. Wir machen seit 2001 zusammen Musik und kommen aus San Francisco, dort leben unser Bassist Sergio Robledo-Maderazo und ich immer noch. Aber unser Drummer, Francis Choung, ist zwischenzeitlich nach New York umgezogen. Nun sind wir also eine Band die über 2 Küsten hinweg funktioniert.
Wir machen Protest Musik, die dabei helfen soll, dass die Menschen sich gut fühlen. Unsere Platten werden über Golden Antenna Records aus Braunschweig veröffentlicht!

MAS:
Eure Songs sind sehr strukturiert und enthalten eine Vielzahl von verschiedenen Sounds die sich konstant abwechseln, fast ein wenig wie im progressiven Rock! Wie lange benötigt ihr, bis ihr einen eurer Songs fertig stellen könnt?

Matthew
Das ist sehr unterschiedlich! Im Regelfall beginnt es mit einem oder zwei Gitarrenriffs, die werden aufgenommen und dann digital unter uns dreien ausgetauscht. In dieser Phase kommen dann von uns allen Vorschläge zur Struktur, Themen und Stimmungen usw. Sergio und ich entwickeln dann die Melodien und Riffs weiter. Danach senden wir das Ganze an Francis, der dann an dem rhythmischen Background der Lieder arbeitet. Manchmal geht das wirklich schnell, wie z.B. bei „Hammer & Nails“, da hat es nur ein paar Monate (!) gedauert bis der Song stand. Manchmal kann es aber auch ein Jahr dauern, bis alle Feinheiten eines Songs ausgearbeitet sind, wie z.B. bei „Millions Of Individual Factories“. Wir setzen uns da nicht besonders unter Druck, und lassen es zu, dass die Lieder sich auf natürliche Art und Weise entwickeln.

MAS:
Eure Songs sind allesamt instrumental, gibt es einen speziellen Grund, dass ihr nur instrumentale Songs verfasst?

Matthew:
Mit instrumentalen Songs hast du die Möglichkeit Menschen anzusprechen, unabhängig davon, ob sie die Stimme des Sängers mögen oder nicht!
Ein Grossteil von Musik wird nur anhand der Stimme des Sängers und den Texten bewertet. Wir wollten niemals einen Frontmann oder einen didaktisch vorgegebenen Stil der Texte. Wir möchten das die Leute der Musik zuhören und die Botschaft der Musik verstehen. Instrumentale Musik ist immer sehr gefühlsgeladen für uns gewesen. Wie sind alle sehr große Kino Freaks und mögen sehr die Qualität mit der es Filmmusik schafft, Stimmungen zu erzeugen.
Auch deckt der Begriff „Instrumental“ nicht nur die Post-Rock Schiene ab, zu der wir gerechnet werden, sondern auch die klassische, Jazz, Funk und elektronische Musik.
Wir möchten, das der Zuhörer den Rhythmus fühlt und tanzen möchte. Manchmal stört Gesang da einfach. Wir versuchen diesen ursprünglichen Reiz anzusprechen, dass Breakbeats und Riffs die Menschen dazu bewegen zu tanzen.

MAS:
Ihr benutzt gesprochene Samples in euren Songs, transportieren diese eine besondere Botschaft?

Matthew:
Ja – absolut!
Es gibt aber keine spezifische Botschaft! Im weitesten Sinne ist die Botschaft, dass unsere Musik politisch ist, und das sie politische Meinungen enthält, die in allen Kulturen bemerkt werden müssen. Es gibt Diskussionen und Prozesse die kontinuierlich passieren um Veränderugen zu bewirken. Und mit Veränderungen meine ich konkrete Verbesserungen um das Leben von Menschen zu verbessern die am meisten unter Armut und Krieg leiden! Wir möchten unser Bestens tun, um diese Diskussion in unserer Kultur in den Vordergrund zu stellen. So möchten wir unseren Beitrag dazu leisten eine starke und weitverbreitete Kultur des Widerstandes zu etablieren. Wir möchten, dass Menschen zusammenkommen und sich organisieren, um Dinge zu bewegen. Wenn ein Zuhörer wissen möchte worüber ein Song von FMTM handelt, so soll er zu einer unserer Show kommen und uns persönlich ansprechen. Wir lieben es darüber zu reden!

MAS:
Welche Bands würdest Du als eure musikalischen Haupteinflüsse nennen?

Matthew:
Shit, eine Frage die zu beantworten Spaß macht, aber sehr schwer!
Ich kann nicht für die ganze Band sprechen, aber ich kann sagen, dass wir alle Arten von Musik mögen und versuchen diese Einflüsse bei FMTM zusammen zubringen. Wir sind alle drei sehr unterschiedliche Personen und hören unterschiedliche Musik. Wir lieben Musik und sind offen für coole Sounds, egal ob alt oder neu. Das ist eines der Dinge die uns zu Freunden macht, unsere Liebe zu guter Musik. Spontan fallen mir Musiker wie DJ Shadow, Refused, Shipping News, Dead Prez, Rage Against The Machine, Book und Faraquet ein. In letzter Zeit haben auch Bands wie Del Rey, Kayne West und M83 den Weg auf unsere iPods gefunden!

MAS:
Letztes Jahr habt ihr ein paar Liveshows in Deutschland veranstaltet, unglücklicherweise habe ich die verpasst. Ich bin sehr daran interessiert, wie sich FMTM live anhören. Eure Songs sind sehr komplex, da frage ich mich wie ihr das auf der Bühne mit nur drei Personen alles hinbekommt! Benutzt ihr bei euren Konzerten Samples?

Matthew:
Antwortet auf deutsch: Mann, was ist so verdammt wichtig dass du einen FMTM Show verpassen muss?. So uncool, man!
Ja, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, wir sind nur drei Personen, und es wäre unglaublich schwer so viele verschiedene Sounds live zu spielen. Aber für uns ist es sehr wichtig, das wir unsere Musik sehr gut live zu präsentieren, nicht exakt wie auf dem Album, aber halt sehr effektiv! Loops, Samples und digitale Background Tracks sind ein Teil von dem was wir fabrizieren. Wir mögen das, und die Ergebnisse sind fantastisch. Allerdings limitiert dies die Anzahl von Clubs und Hallen wo wir spielen können, denn dort muss ein gutes Soundsystem, mit guten Monitorlautsprechern, installiert sein. Andernfalls wird es für uns schwierig die Balance zu halten. Die Herausforderung ist die Show spontan und intensiv zu halten, während man zu Backing Tracks spielt, aber ich denke wir machen das ganz gut!

MAS:
Wie hat das europäische Publikum auf eure Songs reagiert?

Matthew:
Unser europäisches Publikum ist wunderbar. Wir haben wirklich gutes Feedback in jeder Stadt bekommen in der wir gespielt haben. Und das ist auch ein Verdienst der exzellenten Promoter mit denen wir gearbeitet haben. Das sind Leute, die glauben an die Band, ebenso wie ihr Personal, welches ziemlich oft aus freiwilligen, ehrenamtlichen Helfern besteht, die unglaublich hart arbeiten um auf unsere Shows aufmerksam zu machen! Die meisten Menschen mit denen wir in Europa zusammengearbeitet haben sind super organisiert. „Professional DIY is the way to“ sagte unser Label Chef und Tourmanager Timo Siens immer. Das sind alles Labels, Agenten, Promoter und Bands die selbständig bleiben und alle anfallenden Arbeiten selbst erledigen, und das als Full-Time-Job. Wenn dieser Job deine einzige Einnahmequelle ist, dann ist es notwendig besser organisiert zu sein. Als Resultat bekommt man mehr Kontrolle und Integrität. In Europa scheint dies sehr gut zu funktionieren und das kommt FMTM entgegen.
Um aber auf deine Frage zurückzukommen: Wir lieben das europäische Publikum. Oft ist das europäische Publikum sehr reserviert und ruhig während der Show, das ist ein wenig ungewohnt. Aber sie sind sehr kritisch und ehrlich, und das ist großartig. Denn so erfahren wir was das Publikum wirklich über unsere Show und Musik denkt. Und wenn wir das Feedback erhalten, dass die Show gut war, dann können wir sicher sein das es stimmt!
Ebenso ist es so, dass Künstler in Europa mehr geachtet werden als in den USA, und dafür sind wir als Band sehr dankbar. Ich möchte noch sagen, zu jedem der uns promoted hat oder eine unserer Shows besucht hat und dieses Interview liest wieder auf deutsch: TAUSEND DANK, ganz ehrlich.

MAS:
Habt ihr noch mehr Konzerte geplant, vielleicht am Ende diesen Jahres?

Matthew:
Wir können das noch nicht offiziell bestätigen, aber momentan verhandeln wir über europäische FMTM Shows im Juni 2009 und einige Festivals im Sommer! Haltet die Augen offen!

MAS:
Habt ihr eine spezielle Botschaft an unsere Leser?

Matthew:
Wir haben eine Millionen Botschaften!

Musik muss nicht immer eine Flucht sein – Musik kann ein Weg sein sich zu engagieren. Ein Weg sich einzuklinken, nicht sich herauszuhalten. Wenn euch unsere Musik neugierig macht, auf die Beziehung zwischen Kultur und politischen Fortschritt... dann vertraut diesem Impuls und sprecht darüber! Wir Künstler sollten einen Weg finden, um einheitlich Dinge zu bewegen. Politik sollte in der Musik wieder cool werden, anstatt passee. Wir müssen Wege finden um zu erreichen, dass die Bedürfnisse der Menschen in der Kultur reflektiert werden, und nicht das Firmen mit ihrem Marketing und Design die Kultur bestimmen. Um es kurz zu sagen: Die, die an der Macht sind, wollen uns teilen und erobern – wir aber müssen unsere Einheit finden bevor wir uns selber teilen und uns über die verschiedenen Farben von Flaggen definieren. Wenn wir dieses machen, dann erledigen wir den Job unserer Gegner!
The BPP said : „...we will form coalitions with anybody who has revolution on their mind...“


Rainer Janaschke



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