Musik an sich


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Nancarrow, C. (Bösendorfer)

Player Piano 3 / Conlon Nancarrow Vol. 2


Info
Musikrichtung: Player Piano

VÖ: 26.01.2007

MDG / Codaex
CD (AD DDD 2005) / Best. Nr. MDG 6451403-2


Gesamtspielzeit: 68:10



KLANGVOLLE RHYTHMEN

Was zuerst auffällt ist der bei aller Prägnanz weniger starre und spitze Klang, der im dichten Satz aufregend resonanzreich aufblüht: Denn die MDG-Neueinspielung der rund 50 Studies for Player Piano des amerikanisch-mexikanischen Komponisten Conlon Nancarrow (1912-1997) verwendet einen klangvolleren und weicher timbrierten Bösendorfer Flügel als die verdienstvolle Wergo-Produktion. Die Kriterien der historischen Aufführungspraxis haben also inzwischen auch die Neue Musik ergriffen! Bei Wergo griff man seinerzeit auf das damals einzige funktionstüchtige Player-Piano aus Nancarrows Besitz zurück. Nancarrow hatte dessen Hämmer so präpariert, dass der Klang fast cembaloartig scharf und trocken war. Dabei war es lediglich als Zweitinstrument bei den Stücken für zwei Player-Pianos vorgesehen. Das in der Hauptsache von Nancarrow verwendete Nr. 1, damals nicht spielfähig, hatte ebenfalls einen weicheren Klang. Obwohl die von Nancarrow gestanzten Papierstreifen, die die Pneumatik der Player-Pianos steuern, eine im Prinzip identische Interpretation seiner für Menschenhände unausführbaren Musik garantieren, klingt die Musik hier einfach körperlicher, federnder und poetischer. So gewinnen die spekulativen und hochkomplizierten rhythmischen Labyrinthe ein Plus an suggestiver Kraft. Die eher abstrakt-konstruktivistischen Nr. 13-23 und die aufregenden, weil klangvollen und manchmal geradezu „malerischen“ 26-32 stehen diesmal auf dem Programm.



Georg Henkel



Besetzung

Bösendorfer Grand Piano mit Ampico Player-Piano-Mechanismus (1927)


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