Musik an sich


Reviews
Ysaye, E. (Goldfeld)

Sonaten Nr. 1, 3 & 4 für Solovioline, Stücke für Violine und Klavier


Info
Musikrichtung: Kammermusik für Violine

VÖ: 01.10.2005

Zig Zag Territories / Note 1
CD (AD 2004/5) / Best. Nr. ZZT 050602


Gesamtspielzeit: 54:16



ELEKTRISIERND

Eugène Ysayes (1858-1931) Beiträge zur Violinliteratur unternehmen einen furiosen Brückschlag zwischen der strengen Satzkunst Johann Sebastian Bachs und den harmonischen Grenzgängen der Spätromantik à la Wagner und Liszt. Das in punkto Virtuosität und Klanglichkeit noch einmal gesteigert barocke Vorbild wuchert gleichsam bis in atonale Regionen hinein, ohne sich vollends darin zu verlieren.
Gefühlsexzessen steht der Komponist dabei eher reserviert gegenüber: Ausdruck ja, aber kein expressionistischer Überschwang. Eine gewisse Herbheit und Kantigkeit hält die Musik auf dem Boden und verleiht ihr eine elektrisierende körperliche Energie. Für Spieler und Hörer kann draus schnell eine Tour de force werden.

Allerdings sorgen die Interpreten auf dieser CD dafür, dass die Musik hochspannend ist, ohne zu über-spannen. Die Brüder Denis und Vadim Goldfeld betten die Violin-Solosonaten Nr. 1, 3 und 4 zudem in ausgewählte kürzere Stücke für die Duobesetzung Violine und Klavier. Diese – keinesfalls blassen - Pufferzonen zwischen den drei ausgewählten Sonaten sorgen dafür, dass sich die elementare musikalische Kraft der Solostücke eindrucksvoll und ohne zu erschöpfen entfalten kann.
Der russische Violinist Denis Goldstein hat sich mit dieser Aufnahme einen langgehegten Traum erfüllt. Die Begeisterung und Hingabe für das Projekt hört man der minuziös durchgestalteten Interpretation allenthalben an. Goldstein pflegt einen überaus strahlenden und klangschönen Geigenton. In jeder Lage weiß er, seinem Instrument einen leucht- und farbintensiven Klang zu entlocken. Seine stupende, durch keinerlei Makel getrübte Technik wirkt dabei so selbstverständlich, dass man sich ganz dem energiegeladenen musikalischen Fluss überlässt. Mit seinem Stil, z. B. dem deutlichen Rubato, steht der Spieler in der romantischen Musiziertradition. Aber weder „eiert“ seine Geige im pauschalen Dauervibrato, noch verliert der Spieler den großen Bogen aus dem Auge. Alles klingt wie aus einem Guss. Die klangliche Exzellenz tut das ihrige, dass diese Aufnahme vollends überzeugt.

Insgesamt eine Einspielung, die auch Skeptiker dieses Genres (und des Komponisten) für die Musik gewinnen dürfte! Gute Ausstattung des leider nur englischen und französischen Beihefts.



Georg Henkel



Trackliste
101 „Au Rouet“
202-05 Sonate Nr. 1
306 Mazurka
407-09 Sonate Nr.
506 Mazurka
607-09 Sonate Nr. 4
710 Dans le lointain
811-Sonate Nr. 3

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