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Reviews
Gregorianische Messe / Improvisation (Godard & Ludus Modalis)

Une Messe pour la Saint-Michel & tous les saints anges


Info
Musikrichtung: Gregorianik & Improvisation

VÖ: 01.03.2005

Alpha / Note 1
CD DDD (AD 2004) / Best. Nr. Alpha 514


Gesamtspielzeit: 75:14



IMPROVISATION DER VERGANGENHEIT

Diese Produktion versucht, eine längst untergegangene liturgische Musizierpraxis wiederzubeleben. Dass dabei unter sorgfältiger Berücksichtigung alter Quellen und neuer Forschungsergebnisse vorgegangen wird, verleiht dem ganzen Unternehmen größtmögliche Authentizität. Worum genau geht es? Der Organist Freddy Eichelberger, die drei Sänger des Ensembles Ludus Modalis und der Serpentspieler Michel Godard haben sich am 17. und 18. Oktober 2004 in der Kirche Juvigny-sur-Marne versammelt, um eine Messe so aufzuführen, wie es im 17. Jahrhundert in vielen größeren und kleineren Kirchen Frankreichs üblich war: Auf der Basis des Gregorianischen Chorals improvisieren Sänger und der Serpentspieler mehrstimmig und im Wechsel mit der Orgel, auf der die Choralmelodie in unterschiedlichen Satzweisen und Registrierungen dargeboten wird.
Diese Alternatim-Praxis ist eine französische Spezialität: Jene Verse, über die die Orgel improvisiert, werden nicht gesungen, so dass nur Ausschnitte von den betroffenen liturgischen Texten (Kyrie, Gloria, Sanctus, Agnus Die) zu Gehör gebracht werden. Da nach damaliger Auffassung allein durch die vom Priester gesprochenen Worte die Messe gültig gefeiert wurde – dieser sprach die Texte für sich leise mit – gab es mit derlei Stückwerk kein Problem.
Der Serpent, ein etwas unförmiges, schlangenförmig gewundenes Blasinstrument, begleitet die Sänger bei den gesungenen Versen und umspielt die Choralmelodie mit einer zweiten, improvisierten Stimme. Mit seinem unterirdischen Timbre verleiht er der Musik eine düstere und würdevolle Note, die durch den sehr gemessenen Vortrag der Sänger noch unterstrichen wird. In anderen Teilen der Messe, z. B. beim Graduale vor dem Evangelium, improvisieren die drei Sänger sogar einen einfachen dreistimmigen Satz nach Regeln, die seinerzeit allen Ausführenden geläufig waren (hier hingegen wurde die „Improvisation“ vorher nach historischen Modellen in Noten fixiert).
Im farbigsten Kontrast zum vokalen Part tönt immer wieder die eindrucksvolle barocke Orgel der Kirche, deren reiches, obertöniges Klangspektrum Eichelberger mal virtuos und konzertant, mal zart und innig zu Gehör bringt.

Das Ergebnis ist Gebrauchsmusik im eigentlichen Sinn des Wortes und verleugnet seinen ursprünglichen Platz im Gottesdienst keineswegs. Klassische „Kunstmusik“ ist das gewiss nicht, wohl aber eine kunstvolle und überzeugende Rekonstruktion von einem eigentlich verlorenen Bereich der Alten Musik. Dieses Unikat dürfte für Neugierige und vor allem Musikhistoriker von einigem Interesse sein.



Georg Henkel



Besetzung

Freddy Eichelberger, Orgel
Michel Godard, Serpent

Ludus Modalis:
Bruno Boterf (Leitung)
Vincent Bouchot
Frncois Fauché


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