Gábor Gadó / János Ávéd

Whispering Quiet Secrets Into Hairy Ears


Info
Musikrichtung: Chamber Jazz/Classic-Fusion

VÖ: 04.02.2022

(BMC)

Gesamtspielzeit: 55:44

Internet:

https://bmcrecords.hu/
https://bmc.hu/programok/gado-gabor-quintet-hu
https://janosaved.com/


Welch ein Plattentitel! Man stelle sich die haarigen Ohren vor, in die man Geheimnisse flüstert. Etwas Haariges/Felliges ist dann auch auf dem Cover zu entdecken, wie das wohl alles zusammenhängen soll? Nun, im Booklet wird einleitend kurz dazu Stellung genommen. Sinnbildlich wird hier von der Weisheit des Alters gesprochen, von der Leichtigkeit, die unser Ohr erwirbt, die Essenz dessen heraus zu filtern, was man wirklich hören muss.

So will ich dann gern die Leichtigkeit meines Ohres im fortgeschrittenen Alter dementsprechend nutzen, um den Klängen dieser elf Songs des Duos Gábor Gadó und János Ávéd zu lauschen, und die Essenz der Musik zu begreifen.

Mit zwei Instrumenten setzen die beiden Protagonisten ihre Eigenkompositionen, der Gitarrist Gadó ist für die Tracks 1, 3, 4, 7, 8 und 10 zuständig, Saxofonist Ávéd schrieb die Tracks 6 und 9, einen Song von Barnabás Dukay (#2) sowie die beiden Kompositionen von Ferenc Liszt (#5, 11), um. Geholfen wird den Beiden auf drei Stücken, den Tracks 5, 7, und 11, wo sie von Bratsche und Cello unterstützt werden.

Gleich von Beginn an wird deutlich, woher die Musiker ihre Inspiration bezogen haben. Denn man spürt diese heilige Stimmung gregorianischer Musik, recht sakral und beschaulich fließt es dahin, voller Melancholie, und gekoppelt mit modernen Sound Scapes hat sich eine betörende Mischung ergeben. Ja, "Lacrimosa", bekannt als ein Teil einer Totenmesse, könnte in der Tat eine entsprechende Anwendung finden. Herrlich, dieses Gitarrenspiel von Gábor Gadó mit seinen an- und abschwellenden Klangteppichen, und dieses entsprechend dazu passende mittelalterlich klingende Spiel des Saxofonisten János Ávéd, das für mich Züge sowohl von Paul Desmond als auch Jan Garbarek trägt.

Das erste mit den beiden Streichern präsentierte Stück ist "Vexilla Regis" (from Via Crucis). Klar - dieser Ferenc Liszt ist natürlich der Franz! Dieser Teil von "Die 14 Stationen des Kreuzwegs" wirkt nun besonders schwermütig und könnte gut und locker in eine kirchliche Veranstaltung passen. Gitarre, Saxofon, Bratsche und Cello werden hier eins und verschmelzen zu einem schon leicht morbid wirkendem Klangerlebnis, es tönt düster, aber nicht deprimierend, denn es klingt schön und feierlich.

Der "Midsummer Night Dream" reisst dann unwillkürlich aus dieser Stimmung und Spuren freien Jazz' ebnen den Weg, Gitarre und Saxofon bringen zwar noch keinen Free Jazz, aber lassen der improvisatorischen Stimmung recht freien Lauf, dabei sehr gestalterisch. Zu guter Letzt darf der gute Franz Liszt dann noch einmal zur Vorstellung rufen, mit "Pater noster" wird eine weitere christliche Hymne auf die besondere Art der Protagonisten plus ihrer beiden Gäste verarbeitet zu einem festlichen Schlußakt dieser äußerst ungewöhnlichen Musik von Whispering Quiet Secrets Into Hairy Ears.

Ja, und dank meiner "Altersweisheit" habe ich mein Ohr mit Musik beschallen können, die in der Tat mit Leichtigkeit vermocht hat, für mich eine gefilterte Essenz zu präsentieren, von der ich überzeugt bin, dass man das wirklich hören sollte!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Lacrimosa
2 Barnabás
3 Lucidum intervallum
4 Tiger Riding
5 Vexilla Regis (from Via Crucis)
6 Midsummer Night Dream
7 Narrations
8 Solum ipsum
9 Ex parte enim cognoscimus
10 Fletus sacer
11 Pater noster (from Harmonies poétiques et religieuses)
Besetzung

Gábor Gadó (guitar)
János Ávéd (saxophone)

guests:

Éva Osztrosits (viola - #5, 7, 11)
Tamás Zétényi (cello - #5, 7, 11)



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