Golden Disko Ship

Imaginary Boys


Info
Musikrichtung: Elektronik / Elektronik-Pop / Elektronische Experimentalmusik / Postrock

VÖ: 24.03.2017

(Karlsrecords)

Internet:

http://www.goldendiskoship.com
http://www.karlsrecords.net
http://www.karlsrecords.bandcamp.com


Imaginary Boys ist das vierte offizielle Album der Multinstrumentalistin Theresa Stroteges unter ihrem Logo Golden Disco Ship. Es gibt auch noch eine weitere CDR-Veröffentlichung, welche aber offiziell nicht erhältlich ist.

Mit den sieben neuen Stücken erweitert die Dame ihren Horizont wieder etwas weiter weg vom elektronischen Sound und setzt wieder stärker auf Instrumente wie Viola, Bratsche und vor allem Gitarre. Im Eröffnungsstück, welches sehr getragen, aber dennoch mit einem gewissen Popappeal, daherkommt, tritt dies noch nicht zu Tage. Hier dominieren noch elektronsche Drones und weite Keyboardflächen, untermalt von einem poppigen Beat und sehr melodiösen elektronischen Klängen.

Im pulsierenden “Pacific Trash Vortex“ setzen dann treibende, an die 70er Jahre gemahnende Sequenzer und Keyboardsounds ein und eine spannende Gitarre changiert zwischen untermalendem Klang und rockigem Führungsinstrument. “Wrong Beach“ wird dann richtig bluesig. Ein Bass treibt dunkel voran, die Gitarre spielt stimmungsvolle Akkorde während die Keyboards perlende und bluesige Sounds absonderen. Dazu gibt Stroteges eine bluesangehauchte Gesangseinlage. Zum Ende hin setzt dann ein pusierender elektronischer Rhythmus ein, der von kreisender Elektronik und einer kratzenden Bratsche postrockig zum Ende führt.

“Abandoned Chinise Fishing Village“ setzt dann wieder mit einem pochenden, dunklen elektronischen Beat ein, über den eine antreibende Viola spielt. Vielmehr braucht dieses klasse Stück dann auch gar nicht. Einige Soundeffekte und Dronesounds komplettieren diesen spannenden Noir-Soundtrack mit einem elektronischem Beat. Danach folgt mit “Sundrunk“ ein Zwischending aus Soundscape und Hymne. Ein pochendes Schlagwerk, kreisende elektronische Drones, flirrende, elektronische Sounds und hymnische, sich um diese Sounds webende Gesänge, die durch Hall und Doppelung wie ein Chor erscheinen. Eine elektronische Spacehymne.

Dann biegt das Album mit “Swarm of Life mit elektronischem Beat und verzerrten Geräuschen von Vogelgesängen in den Endspurt ein. Das Stück deutet ständig an so richtig loszugehen, jedoch bricht es immer wieder ab, Gesang setzt ein, ein Postrock-Schlagzeug setzt ein und dann startet doch noch die perlende Gitarrenmelodie und die vorher eher dissonanten Klänge formen sich zu einem melodiösen, spacigen Fluss der dann in den Abschluss und Höhepunkt, dem 9 Minuten langen “Lifelike showdown“, mündet. Hier werden nochmal alle Register gezogen. Elektronische Sounds flirren um den Hörer, die Gitarre stimmt besten Postrock an und das Schlagzeug untermalt diese Sounds perfekt. Ein sich langsam steigerndes Abschlussstück der Extraklasse.

Imaginary Boys ist ein äußerst ideenreiches Album, das den Rahmen der elektronischen Musik weit aufsprengt und eine Kombination aus Pop, Postrock, Jazz und eben Elektronik formt, der so einzigartig ist. Wer spacige und auch artrockmäßige Sounds mag und sich diese auch mit moderner Elektronik, die manchmal zart am Techno anklopft, vermengt vorstellen kann, ist hier genau richtig. Hinzu kommt das unglaubliche spielerische Können der Dame.

P.S.: Theresa Stroteges ist auch Bestandteil der Band Soft Grid, deren Album Corolla letztes Jahr erschien und von mir die höchste Wertung bekam. Jedem dem jenes Album gefiel, kann auch hier bedenkenlos zugreifen, denn auch wenn dieses Album etwas elektronischer ausgefallen ist, kann es den Level komplett halten.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Flaming Flamingo6:05
2 Pacific Trash Vortex6:07
3 Wrong Beach5:29
4 Abandoned Chinise Fishing Village4:27
5 Sundrunk5:24
6 Swarm of bees4:26
7 Lifelike showdown9:08
Besetzung

Theresa Stroteges: Elektronik, Samples, Keyboards, Gitarre, Bratsche, Viola, Bass, Stimmen


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