Musik an sich


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Exil46

On The Way


Info
Musikrichtung: Classic/Rock-Fusion

VÖ: 01.03.2016

(Laokoon)

Gesamtspielzeit: 44:43

Internet:

http://www.exil46.de/


Geige und Rockmusik, da wandern meine Gedanken zurück in das Jahr 1970, als Jerry Goodman mit der Band The Flock, oder nach 1970, als ich auf mein Tonbandgerät ein faszinierendes Stück namens “Nymphenburger“ aufnahm. Das war die Band East Of Eden von der Platte “Snafu“.
Lange schien es ruhig geworden zu sein um Streicher als Hauptinstrumente im Rock, bis dann die Formation Apocalyptica aus Finnland wie eine Bombe einschlug und einen ganz neuen Sound erschuf.
Und nun Exil46. Die Band setzt sich aus Musikern des Philharmonischen Orchesters Freiburg zusammen, gegründet im Jahr 2014.

Vorweg: was mir nicht immer gefällt, ist der Sound des Schlagzeugs und die Art, wie es bei den rockenden Songs gespielt wird.
So vermisse ich dann mitunter ein gewisses lebendiges Element, inklusive Groove oder Swing. Eine stärkere elastische Ausprägung wäre der Wärme der Streicher sicher entgegengekommen. So steht es eher im Kontrast durch die recht hart akzentuierende Spielweise.
Wunderbar sind die fließenden Passagen, erzeugt vom Cello auf breitflächig wirkender Basis, im Einklang mit dem klaren Klang der Geige, die eine sehr harmonische, melodisch und mitunter melancholische Atmosphäre erzeugen können, um im nächsten Moment wieder wie ein wilder Vogel wuchtig und schwungvoll abzuheben, luftig und leicht wie die Musik von Vivaldi.

Und hier ist es dann das Schlagzeug, das die beiden Damen am Boden hält. Schade, ich würde sie gern noch weiter und höher fliegen sehen bzw. hören. So ist die Chance ein wenig vertan, großflächigere Räume zu schaffen oder die vorhandenen Räume noch weiter zu öffnen. Das Potential schlummert, nur, um erweckt zu werden. Diese Kraft schwingt stets unterschwellig mit. Es könnte bereits eine Verbesserung bringen, statt üblicher Sticks die Besen für das Schlagwerk hervorzuholen und damit sanft bis fordernd zu unterstützen. Und mehr swingen sollte die Musik, noch mehr Flexibilität und Elastizität mit einbringen. Die Elemente der E-Musik werden bereits aufs Beste dargestellt und integriert, nur der Rock könnte noch ein wenig jazziger werden, oder auch in Richtung Folk wäre eine Orientierung denkbar. Aber vielleicht ist dieser Sound halt beabsichtigt, ich äußere hier eben nur meine subjektiven Eindrücke hierzu.

Im Übrigen handelt es sich um reine Instrumentalmusik, Gesang bleibt außen vor, insofern mag es zu erklären sein, dass die Titel der zehn Stück auch entsprechend kurz und knapp gehalten sind.
Was mir bleibt, ist rundum ein positiver Eindruck, Musik, die auf hohem Niveau unterhalten kann, in einer Stilrichtung, die sich nicht klar einordnen lässt, und das zeichnet sie auch aus, könnte sie so für verschiedene Zielgruppen zugänglich sein und werden. Dieses wird allein dadurch nachvollziehbar, dass die einzelnen Stücke recht verschiedene Stimmungen ausdrücken, zwischen Rock und Romantik, und die Perkussion auf “Road’s End“ stellt auch eine gelungene Abwechslung dar. Der Abschied mit “Abschied“ ist dann sehr schwermütig interpretiert, ja, eigentlich ist es auch schade, dass es vorbei ist, aber ich hoffe, es wird eine nächste Platte geben!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Divine Seven
2 Milano
3 Nonstop
4 Laokoon
5 Stress
6 Toccata
7 Prisoner
8 Beyond
9 Road’s End
10 Abschied
(all songs written by Friederike Hess-Gagnon and Tilman Collmer)
Besetzung

Friederike Hess-Gagnon (violin)
Dina Fortuna (violincello)
Tilman Collmer (drums)
Timo Stegmüller (percussion/synth)
Thomas Varga (additional drumming - #9)



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