Musik an sich


Reviews
Izabella Effenberg

Cuèntame


Info
Musikrichtung: Avantgarde/Jazz

VÖ: 13.02.2015

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Gesamtspielzeit: 58:09

Internet:

http://izabellaeffenberg.com/
http://www.unitrecords.com/page.php?pid=1000


Erzähl’ mir, so lautet der übersetzte Plattentitel. Nun, ich denke, zunächst wird Izabella mir musikalisch etwas erzählen müssen, bevor ich ihr eine erzählerische Antwort erteilen kann.
So will ich dann lauschen jener Musik, die, ohne dass ich sie gehört habe, nach Jazz klingt, auf dem Cover die Vibrafon-Schlägel schwenkend, erzählt mir die Protagonistin aus Polen schon einiges, das ich erwarten kann und auch das Line-Up weist auf eine eindeutige Richtung.

Mit einem verzwickt klingenden holprigen Groove startet dieses Dings Bums, äh, diese CD.
Der Crescent Moon wird angesungen von der israelischen Sängerin Efrat Alony.
Der Titelsong entführt mich in eine magisch-entrückte Welt, der Gesang ist hier Bestandteil des melodieführenden Gesamtarrangements, während das Vibrafon den Hintergrund ausleuchtet.
Nach gut zweieinhalb Minuten löst sich die Stimmung auf, und das Stück entwickelt sich frei, der Gesang als auch das Saxofon sind nun eigenständig aktiv, und mit den auf- und abschwellenden Vibrafon-Klängen wird eine sehr lockere Atmosphäre gestaltet, ein Schreiten durch einen Zauberwald, in dem die Stimmen der Natur in Verzücken, Spannung und vielleicht auch ein wenig Angst versetzen können. Auch die Bassklarinette weiß ein wenig zu erzählen. Ja, und schon bin ich mittendrin in dieser poetischen Erzählung, in dieser spannungsgeladenen Musik, die doch gar nicht so nach Jazz klingt. Hier swingt nichts, hier schwingt nur ganz viel, als wäre es im Wald an den hohen Bäumen aufgehängt und der Wind würde diese Klänge erzeugen.
Die Harfe wie zum Beispiel auf Raton Chacha verstärkt die Ausstrahlung dieser besonderen Atmosphäre nur noch, und die lateinamerikanische Ausrichtung haucht dem Song mehr Realität ein durch den sanft wiegenden Cha Cha-Rhythmus.
Ansonsten wird die Musik durch unterschiedliche Einflüsse angereichert, auch durch Barock-Elemente auf Fuga, das jedoch gleichzeitig klingt wie ein Song aus dem reichhaltigen Songbook eines Dave Brubeck.

Sollte ich die Musikerin mit Kollegen vergleichen, dann würde ich am Ehesten den Vibrafonisten Bobby Hutcherson heranziehen. Letztlich bleibt mir aber, unbeschadet jeglicher Vergleiche, festzustellen, dass diese Platte sehr individuell gestaltete Musik auf höchstem Niveau bietet und eine Besonderheit darstellt, wirklich hervorragend! Aber reiner Jazz ist es dann doch nicht geworden...



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Dings Bums [Effenberg] (7:58)
2 Crescent Moon [Fulda] (7:06)
3 Fuga [Effenberg] (6:05)
4 Cuèntame [Effenberg](7:57)
5 El Vaive Del Verds [Müller] (5:55)
6 Like A Child [Effenberg, lyrics by Alony](8:23)
7 Raton Chacha [Emminger] (5:119
8 Nocturne [Fulda] (4:47)
9 III.Part Three Pictures [Schorn] (4:48
Besetzung

Izabella Effenberg (vibraphone)
Efrat Alony (vocals)
Maja Taube (harp)
Florian Trübsbach (soprano and alto saxophone, flute, alto clarinet)
Norbert Emminger (bass clarinet, baritone saxophone)
Markus Schieferdecker (bass)
Jens Düppe (drums)



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