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BulBul

Hirn fein hacken


Info
Musikrichtung: Freak/Avant-Rock

VÖ: 28.03.2014

(Exile on Maistream Records / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 49:24

Internet:

http://www.bulbul.at


Hui, da hat sich aber jemand ganz schön lange hinter den Bergen zurück gezogen. 2008 war es, als die österreichische Freak-Vereinigung BulBul ihre letzte, schlicht 6 betitelte Platte zur Disposition stellte. Seitdem ist viel Wasser die Donau runter geflossen. Doch eines hat sich seitdem nicht verändert: das Trio klingt genauso ausgeflippt und schwer kategorisierbar wie eh und je.

Hirn fein hacken ist schon mal der richtige Titel für eine solche Platte. Kämpft man sich erst einmal durch die zehn Titel, kommt man sich fast vor, als hätte man seine grauen Zellen durch den Mixer drehen lassen und der derbe Brei wäre danach wieder in den Schädel eingepflanzt worden. Dabei klingt die Chose vordergründig gar nicht mal sooooo kompliziert. Unter allem liegt ein unbarmherziger Bassgroove, dem man sich schwer entziehen kann und mit dem man auch mal regelrecht Tanzbares zaubert („Uhu“).

Doch darüber schüttet der Dreier all seine Absonderlichkeiten und derben Späße aus. Aus allen Ecken hagelt es zudem kleine Referenzen und Anspielungen, die man erst einmal entdecken muss. Doch genau das macht die Faszination an BulBul aus. Dabei nimmt sich die Musik alles andere als ernst - auch in textlicher Hinsicht. Trotzdem ist der Band der Inhalt durchaus wichtig, was sich immer wieder bemerkbar macht. Dies steht dem wilden Experimentierwillen aber nicht im Weg. Und sieht man von der ausgeflippten Noise-Nummer „Fisole“ ab, zaubert das Trio immer wieder lässige Songs ans Tageslicht. Aber auch hier pflanzt man einen großen, duftenden Haufen auf traditionelles Strophe-Refrain-Songwriting, sondern setzt auf Eigenwilligkeit.

Bei Nummern wie dem in Mundart vorgetragenen „I hea eh scho lang nix mea“, den beiden massiven Groovern „Quicksand“ und „Gurdy“ sowie dem teils hypnotischem Instrumental „Kanzla“ funktioniert das besonders gut. Der Garagenrocker „Genderman can“ oder das bluesig angereichterte „Bomb“ sorgen für Abwechslung in diesem wilden Ritt. Wer bei Irrwitz jeglicher Couleur rote Pusteln bekommt, macht besser einen großen Bogen um BulBul. Wer diebisch grinsend durch den Raum grooven will, der greife zu BulBul.



Mario Karl



Trackliste
1Fire4:13
2 Uhu3:28
3 I hea eh sho lang nix mea5:21
4 Kanzla8:56
5 Fisole4:01
6 Quicksand6:06
7 Gurdy5:07
8 Genderman Can2:43
9 Bomb6:00
10 A to beans3:39
Besetzung

Raumschiff Engelmayr (Gitarre, Orgel, Gesang)
Derhunt (Bass, Background-Gesang)
Didi Kern (Schlagzeug, Background-Gesang)


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