Musik an sich


Reviews
Scorpions

Sting in the Tail


Info
Musikrichtung: Hard Rock

VÖ: 19.03.2010

(Columbia / Sony BMG)

Gesamtspielzeit: 47:46

Internet:

http://www.the-scorpions.com


„Wir sind mit diesem Album zurück in der Zeit Ende der 70er, Anfang der 90er,“ hat Rudolf Schenker kürzlich in Bezug auf das neue Album gesagt. Eine hohe Latte, die Erwartungen schürt, die die Scorpions in den vergangenen Jahren vor allem dann erfüllt haben, wenn sie ihre alten Sachen live auf der Bühne gebracht haben. Und das wollen sie jetzt mit neuem Material stemmen?

Wollen sie! Und alles in allem gesehen, haben sie das geschafft. Sting in the Tail wird Love at first Sting oder Lovedrive nicht vom Thron stoßen, und es sind auch keine Tracks auf dem Album, die „Another Piece of Meat“, „Dynamite” oder „Rock you like a Hurricane” in Vergessenheit geraten lassen.
Aber die zwölf Stücke schlagen überwiegend genau eine Etage niedriger ins Gebälk und haben das Zeug dazu, dort dauerhaft stecken zu bleiben – bzw. sie hätten es, wenn die Hannoveraner nicht bereits im Vorfeld angekündigt hätten, dass sie das Kapitel Scorpions nach diesem Album und einer folgenden dreijährigen Tour beenden werden.

Gleich mit dem ersten Stück zeigt die Band augenzwinkernd, dass sie weiß, was die Fans hören wollen (wenn man mal von der qualifizierten Minderheit absieht, für die die „wahren“ Scorpions mit dem Ausstieg von Uli Jon Roth aufgehört haben zu existieren). „Raised on Rock“ zitiert überdeutlich aus der Love at first Sting und Blackout Ära. Es folgt der aggressiv raue Titeltrack, der sogar so etwas wie einen latenten AC/DC-Touch hat. Das schleppende „Slave me“ führt dann in die Zeit von Crazy World, bevor die erste Ballade an den Start geht, die zusammen mit „SLY“ für diejenigen da ist, denen „Wind of Change“ zu kitschig ist. Aber auch deren Fans werden bedient – mit „Lorelei“ und dem finalen „The Best is yet to come“, bei dem die Feuerzeuge ganz von alleine von rechts nach links und wieder zurück schwenken.
Das im schweren schnellen Sturmschritt daher kommende „Rock Zone“, dürfte einer der Stadion-Kracher werden, denen man noch ein paar aktive Jahre mehr gönnen würde, als die eine Abschieds-Tournee. Mit „Turn you on“ werden die Freunde moderaterer Rock-Töne verwöhnt und „Spirit of Rock“ wird auch in poppigen Radio-Programmen nicht stören. Bleibt noch die langsam mahlende Hard Rock Nummer „Let’s rock“ mit ihrem erdigen Gitarrensolo zu erwähnen.

Ein wenig muss das Album bei mir noch sacken, aber ich glaube es ist nicht zu viel gesagt, dass das hier die beste Scorpions Scheibe seit Love at first Sting ist. Von einem Album alter Herren, die so klingen, als sollten sie sich besser in die Rocker-Rente verabschieden, ist es jedenfalls Lichtjahre entfernt.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Raised on Rock 3:59
2 Sting in the Tail 3:12
3 Slave me 2:43
4 The Good die young 5:13
5 No Limit 3:24
6 Rock Zone 3:17
7 Lorelei 4:30
8 Turn you on 4:24
9 Let's rock 3:21
10 SLY 5:14
11 Spirit of Rock 3:43
12 The Best is yet to come 4:31
Besetzung

Klaus Meine (Voc)
Rudolf Schencker (Git)
Matthias Jabs (Git)
Pawel Maciwoda (B)
James Kottack (Dr)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>