Musik an sich


Artikel
MONO - Bildreicher und emotionaler Postrock aus Japan



Info
Gesprächspartner: Takaakira Goto (Mono)

Stil: Postrock

Internet:
http://www.mono-jpn.com
http://www.myspace.com/monojp

Denkt man im Zusammenhang mit Japan an Musik, fallen einem wahrscheinlich als erstes der schon wieder etwas abflauende Visual Kei- bzw. J-Rock-Trend und für westliche Ohren ständig etwas seltsam klingender Plastikpop ein. Aber das Land der aufgehenden Sonne hat auch eine lebendige Indieszene zu bieten. Als Beispiel seien hier nur die Zeuhl-Rocker Ruins, der Noisefetischist Merzbow oder das zwischen den Genres springende Trio Boris genannt. Nicht zu vergessen MONO. Das Postrock-Quartett hat kürzlich sein fünftes Album Hymn to the immortal wind veröffentlicht und damit ein außergewöhnlich hochwertiges Stück Musik geschaffen, welches den Hörer mit auf eine spannende Reise nimmt und die Band nun endgültig an die Genrespitze transportiert. Wo viele Kollegen immer mehr in ihren selbst gesteckten Bahnen verharren, haben MONO doch tatsächlich geschafft ein anmutiges und sehr emotionales Werk zu schaffen, das im überfluteten Postrock-Markt aufhorchen lässt. Das Songwriting der Band ist tadellos und spannend. Das integrierte Orchester gibt den einzelnen Songs noch einen zusätzlichen Schub. Keine Frage, dass MAS die gebotene Chance nutzte, um Bandgründer und Gitarrist Takaakira „Taka“ Goto ein paar Fragen zu stellen. Hier das Gespräch mit ihm:





Guten Tag Taka! Zum Einstieg erst einmal die Frage, wie würdest Du eure Art Musik einem Außerirdischen beschreiben?

Interessante Frage. Wenn der Außerirdische vorher noch nie irdische Musik gehört hat, nehme ich an, dass die einzige Möglichkeit es ihm zu beschreiben eine Art Energie wäre - hoffentlich eine positive. Vieles in unserer Musik klingt ernst und dunkel, aber ich denke, dass dem Ganzen auch eine positive Energie zugrunde liegt.

Welche Art von Gefühl wollt ihr mit eurer Musik erschaffen und was hofft ihr, dass eure Musik in den Leuten auslöst?

Ich denke, dass die Leute sehr verschieden auf die Lieder reagieren und sie interpretieren. Aber ich hoffe, dass diejenigen welche zuhören, eine Art Verbindung dazu aufbauen, auch wenn sich diese nicht erklären lässt. Ich hoffe, dass unsere Lieder ehrlich und emotional genug sind, dass sie die Leute bewegen. Und mehr noch als unterhaltend, wünsche ich mir, dass unsere Musik ein stückweit heilend und meditativ wirkt.

Warum beschränkt ihr euch auf rein instrumentale Musik, habt ihr nie daran gedacht hin und wieder Gesang einzubauen?

Nein, es war von Beginn an unsere Intention instrumental zu agieren und so scheint es auch am besten für uns zu funktionieren. Irgendwie scheint Gesang zu unserem Sound nicht zu passen. Wir haben uns mittlerweile auch so sehr daran gewöhnt nur Instrumente zu verwenden.

Was ist der Hauptunterschied zwischen Hymn to the immortal wind und seinem direkten Vorgänger You are there? Was wolltet ihr mit diesem Album erreichen?

Hymn to the immortal wind ist ein wenig anders, da wir als Band mittlerweile seit zehn Jahren zusammen sind und es einfach natürlich ist sich weiterzuentwickeln. Einige Songs auf Hymn sind komplexer, besitzen etwas Filmmusikalisches. Während die vorangegangenen Alben wie You are there dunklere Gefühle gezeigt haben, klingt Hymn erhebender, da wird dachten, dass es das Beste für diese rauen Zeiten ist. You are there basierte aber auch auf einer komplett anderen Geschichte. Dieses Mal habe ich mit jemandem zusammengearbeitet, der mit mir die gleiche Vision für dieses Album teilte und die Kurzgeschichte, aus der am Ende Hymn to the immortal wind wurde und die auch im Booklet enthalten sein wird, geschrieben hat. Die Lieder und die Geschichte teilen dasselbe Motiv über das was die Zeit, das Leben und den Tot überschreitet.

Die Lieder auf dem Album haben diese großen orchestralen Teile. Ist das etwas was ihr schon seit vielen Jahren machen wolltet?

Nein, es ist einfach etwas, das wir für dieses Album machen wollten. Ich hatte ein sehr genaues Bild von dem Album und die zusätzlichen orchestralen Teile wurden einfach ein Teil von einigen Liedern. Wir waren schon immer sehr von klassischer Musik beeinflusst und deshalb ist das eine ziemlich natürliche Entwicklung.

Also war klassische Musik schon immer eine Art Inspiration, wie es in euren frühen Jahren auch zum Beispiel My Bloody Valentine oder Sonic Youth waren?

Ja, auf jeden Fall. Wir sind alle Fans von My Bloody Valentine, Sonic Youth, Beethoven und Ennio Morricone.

Schafft ihr es diese großen, neuen Songs live als Quartett so zu spielen, dass sie immer noch gut klingen?

Wir spielen bereits ein paar dieser Lieder live und sind ziemlich glücklich damit, wie sie zu viert auf der Bühne klingen. Während des Schreibens wurden die Songs so arrangiert, dass wir sie ohne weiteres live spielen können. Obwohl es auch ein gutes Gefühl ist ein Album und eine Jubiläumsshow mit einem Orchester zu machen, müssen wir immer noch in der Lage sein, die gleiche Musik auch zu viert zu spielen, da dies von Anfang an unser Vorsatz war.

Wie funktioniert der Songwritingprozess bei Mono? Schreibst Du ein Lied komplett fertig oder entstehen sie auch in umfangreichen Jamsessions?

Ich gebe mir normalerweise eine ungestörte Zeit um Lieder und Arrangements zu schreiben. Danach haucht ihnen die ganze Band Leben ein. Die Songs werden ziemlich umständlich vom Anfang bis zum Ende fertig geschrieben, nicht durch auf eine Jamsession Art und Weise.

Diskografie
Hey, you (EP, 2000)
Under the pipal tree (2001)
One step more and you die (2003)
Walking cloud and deep red sky, flag fluttered and the sun shined (2004)
You are there (2006)
Memorie dal Futuro (Single, 2006)
The Phoenix Tree (10” EP, 2007)
The sky remains the same as ever (DVD, 2007)
Hymn to the immortal wind (2009)
Was hat Dich zum Beginn Deiner Karriere inspiriert und was tut es heute?

Am Anfang war ich von der Gitarre und der Möglichkeit eines Tages Musik machen zu können inspiriert. Heute ist es ähnlich, nur dass ich feststelle, dass es vielmehr das Verlangen etwas zu erschaffen und mit anderen durch die Musik zu kommunizieren ist.

Hat die japanische Kultur ebenfalls eine Wirkung auf das Songwriting?

Ich denke, dass uns das mehr beeinflusst als wir das bewusst merken. The Phoenix Tree und das Lied „A thousand paper cranes“ besitzen Motive die sehr in der japanischen Geschichte verwurzelt sind. Es ist schwer dich von einem Land abzusondern in das du seit dem Tag deiner Geburt eingetaucht bis. Unsere japanische Kultur hat denselben Einfluss auf unsere Musik, wie es auch unsere Reisen um die Welt haben.

Ihr habt euer neues Album wieder einmal mit Steve Albini aufgenommen. Was macht seine Arbeit so speziell für euch?

Wir arbeiten bereits seit sechs Jahren mit Steven Albini und könnten nicht glücklicher sein. Wir lieben es live in seinem Studio auf ein 24-Kanal Analogband aufzunehmen. Es bietet eine großartige Atmosphäre und liebenswerte Mitarbeiter. Es ist jedes Mal ein Vergnügen mit den Leuten dort zu arbeiten.

Also wollt ihr auch weiterhin mit ihm aufnehmen?

Definitiv! Es gibt nur einen Steve Albini.

Wie sieht die Musikszene in Japan gerade aus? Gibt es dort einen Platz für eine Band wie Mono oder konzentriert ihr euch auf andere Territorien?

Das ist eine gute Frage. Es gibt in Japan genauso viele Indie- und Mainstreambands wie überall anders auch. Ich denke nicht, dass wir uns nur auf ein bestimmtes Gebiet einschießen. Wir erhoffen nur das Beste von allen Orten, an denen wir das Glück haben zu spielen und Musik zu veröffentlichen.

Mono haben sehr viel live gespielt in den letzten Jahren. Wie wichtig sind Konzerte und der Kontakt zu eurem Publikum für euch?

Sehr wichtig. Wir lieben es live zu spielen und deshalb ist das Touren sehr wichtig für uns. Wir lieben alle Aspekte des Musikmachens, doch das Livespielen mögen wir am meisten. Die Leute zu treffen, die unsere Musik unterstützen, ist ebenfalls sehr aufbauend.

Da ihr sehr viel um die Welt reist, sind euch sicherlich viele bizarre und seltsame Dinge passiert. Kannst Du uns ein wenig davon erzählen?

Tatsächlich ist uns einiges widerfahren. Aber nichts was jetzt speziell wäre. Unser Bus ging während einer Fahrt kaputt, wir haben die Schlüssel verloren usw. Ich glaube viele Bands die viel reisen haben dieselben Dinge erlebt.

Im Mai spielt ihr zwei Jubiläumsshows mit Orchester. Was erwartest Du Dir davon, ist es eine Art wahr gewordener Traum?

Wir feiern damit nur unsere Zeit zusammen als Band und unser neuestes Album. Es ist nicht gerade etwas, das wir planen oft zu machen. Also freuen wir uns diese Erfahrung mit denjenigen die kommen zu teilen. Wir sind glücklich so weit gekommen zu sein.

Mono waren sehr produktiv in den letzten zehn Jahren. Wie sehen eure Zukunftspläne momentan aus?

Weiter Musik spielen, eventuell ein paar Kollaborationen und sich vielleicht an mehr filmorientierte Projekte heranwagen. Wir möchten einfach einen Weg finden unseren Stil fortzuführen und ihn entwickeln zu sehen. Mir möchten nicht, dass alles am gleichen Ort endet wie es begann. Bei jeder Chance die wir bekommen, möchten wir es auf eine höhere Ebene schaffen. Aber wir werden sehen was passiert.

Taka, ich danke Dir sehr für dieses Interview!

Ich habe zu danken.


Mario Karl



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