Musik an sich


Artikel
Death Metal + eine satte Portion Hard Rock = DEBAUCHERY




Info
Gesprächspartner: Debauchery (Thomas Gurrath)

Stil: Death Metal

Internet:
http://www.debauchery.de
http://www.myspace.com/debaucheryband

Mit Rockers & War hat die deutsche Death Metal Warmachine DEBAUCHERY jüngst ihr sechstes Album veröffentlicht. Anders als seine Vorgänger gibt es hier nicht nur die pure Metalkeule und wilde Raserei, sondern in der zweiten Albumhälfte noch eine große Portion traditionellen Riff-Rock mit dazu. Den Einfluss von AC/DC & Co. hörte man zwar in der Vergangenheit auch schon stark, doch 2009 gibt es ein paar lupenreine Rocktracks, die sich auch auf Black Ice super gemacht hätten. Vorausgesetzt Mastermind Thomas Gurrath hätte seine Krümelmonster-Growls außen vor gelassen. Der Rest bietet dagegen im Großen das, was man von der Band fünf Alben lang kannte: Death Metal mit Spaßgarantie! Aber auch hier wurde etwas geschraubt und neben alles niedermetzelnden klassischen Tracks, sind vermehrt ein leichter Black Metal-Anstrich, sowie zahlreiche Keyboardeinsätze auf der CD vorzufinden. Klingt zuerst ein wenig ungewohnt, macht aber dann ziemlich schnell Spaß. Man kann DEBAUCHERY einmal mehr bescheinigen mit Rockers & War ein überzeugendes Album eingespielt zu haben. Wer großen Tiefgang erwartet ist hier zwar Fehl am Platze, aber dafür gibt es schließlich andere Gruppen. Hier stehen eindeutig andere Dinge im Vordergrund. Und hierzu hat MAS bei Herrn Gurrath durchgeklingelt, um ihn ein wenig über seine Band und zum neuen Album auszufragen. Hier das kurz(weilig)e Gespräch:


Servus Thomas, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum gelungenen neuen Album!

Vielen Dank!

Bei Debauchery wurden schon so einige Leute durch die Band geschleust. Wer gehört 2009 zum Line-Up und vor allem, wer ist auf Rockers & war zu hören?

Tomasz (Janiszewski - Anm.d.Verf.), ein alter Schulfreund von mir, spielte auf dem Album das Schlagzeug ein, Tom Naumann die Gitarrensoli, und Günter Werno machte die Keyboards. Tomasz spielte davor auch bei Belphegor und den Tom kennt man vielleicht noch von Primal Fear. Beide haben auch schon beim letzten Debauchery-Album mitgemacht. Live sind ganz andere Leute dabei: Chris, Rafed und Andi.

Du arbeitest schon länger mit dem Produzenten und Pink Cream 69-Bassisten Dennis Ward zusammen. Welche Rolle hat er mittlerweile für Deine Band?

Na er macht einfach immer einen super Sound. Also ich gehe eigentlich immer wieder zu ihm. Wir sind sozusagen schon ein eingespieltes Team. Da sind musikalische Experimente einfacher umzusetzen, da man genau weiß was der andere kann.

Debauchery waren schon immer mehr eine Art Soloprojekt von Dir. Hattest Du nie ein Interesse an einer stabilen Band oder hat sich das mit den Jahren immer mehr so ergeben?

Ach doch, ich hab das schon versucht. Ist aber nix geworden. Inzwischen kenn ich coole Leute, aber die meisten von früher waren Deppen. Faul, dumm, aggressiv oder einfach nur unfähig. Inzwischen versuch ich gar nicht mehr eine richtige Band aufzubauen, und so ist es auch wesentlich unkomplizierter. Es gibt keinen Streit und alles läuft relaxt ab.

Wenn Du die musikalische Formel von Debauchery 2009 mit ein paar kurzen und knackigen Worten beschreiben müsstest, wie würde sie lauten?

Hauptsache es rockt!

Du hast im Vorfeld von Deinen Fans abstimmen lassen wie denn bittschön Dein neues Album klingen soll. Irgendwie scheint das Votum nicht so eindeutig gewesen zu sein, wenn man sich Rockers & War so anhört.

Ne, nicht so richtig. Die wollten einen Mix mit Schwerpunkt bei dem harten Zeug. Also hat der brutale Teil einen Song mehr bekommen und ist von der Spielzeit her wesentlich länger.

Was insbesondere im ersten Teil auffällt, ist der massive Einsatz von Keyboards. Das gab es zwar früher schon bei Debauchery, aber noch nie in diesem Maß. Letztes Jahr etwas zuviel Dimmu Borgir gehört?

Dieses Mal hatte ich einen coolen Keyboarder am Start, sonst hätte ich sowas auch schon viel früher gemacht. Es passt gut zur Musik.

Hast Du keine Angst, dass diese leicht sinfonischen Keyboardklänge den durchschnittlichen Debauchery-Hörer etwas aufstoßen könnten? Gerade im Extremmetalbereich sind diese schwarzen Kästen schließlich etwas verpönt.

Ach das passt schon. Debauchery-Hörer kennen Keyboards ja schon von vielen anderen Debauchery-Songs. Sie sind dieses Mal nur besser als davor.

Auf jeden Fall hast Du Dich ein Stück mehr von den leidigen Six Feet Under-Vergleichen freigeschwommen. Dein neues Album ist auch wesentlich abwechslungsreicher als das immergleiche Zeugs von SFU. Ich kann mir vorstellen, dass Dich der ständige Vergleich sicher nervt.

Ja, und schon wieder muss ich mich zu Six Feet Under äußern. (lacht) SFU ist bestimmt eine der besten Death Metal-Bands. Die rocken, auch wenn die letzten Alben vielleicht nicht so toll sind. Aber SFU gehören bestimmt nicht zu meinen großen Vorbildern. Die Musik von Debauchery und SFU ist auch schon immer ziemlich verschieden gewesen. Der Vergleich kommt nur wegen dem Gesang. Aber hey, was soll’s?!

Diskografie
Kill Maim Burn (2003)
Rage of the Bloodbeast (2004)
Torture Pit (2005)
Back in Blood (2007)
Continue to Kill (2008)
Rockers & War (2009)
Auf Rockers & War wandelst Du quasi zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite Death Metal und auf der anderen Seite recht traditioneller Hard Rock, allerdings mit Debauchery-Anstrich. Spiegelt das auch Deine persönlichen musikalischen Vorlieben wider?

Ja genau. Ich mag alles Mögliche, Judas Priest, Saxon, Cannibal Corpse. Und ich finde auch nicht, dass eine Band immer nur einen Song immer wieder spielen muss. Das kann man machen, ich hab da aber kein Bock drauf. Dieses Spartendenken finde ich total nervig. Ich mach Musik, das ist Kunst und die entsteht wie man Lust drauf hat.

Du hast Dich in früheren Interviews schon immer als großer AC/DC- und Priest-Fans geoutet. Wie findest Du eigentlich deren letzte Alben? Gerade Nostradamus ist ja nicht wirklich gut weggekommen.

Das neue AC/DC-Album ist super, aber Nostradamus war schon komisch. Böswillig könnte man sogar schlecht sagen.

Bei den Texten von Debauchery geht es genretypisch oft ziemlich zur Sache, aber es wirkt alles ein wenig überspitzt und nicht auf Teufel komm raus ernst, wie bei manchen Kollegen. Siehst Du Deine Texte auch eher locker als Mittel zum Zweck, damit die Fans etwas zum Mitgrölen haben?

Na zu ernst sollte man sie nicht nehmen, denke ich. Es ist Unterhaltungsmusik. Und die Gewalttexte sind meist auch in Fantasywelten angelegt. Mit der Realität hat das nicht viel zu tun.

Findest Du auch, dass sich generell viele Bands im Metalbereich zu ernst nehmen, anstatt einfach ausgelassen Spaß zu haben?

Oh, keine Ahnung. Manche Leute nehmen sich extrem wichtig. Wenn sie einen Backstagepass tragen scheint das für manche ne ziemlich große Sache zu sein. So Rockstargetue nervt mich voll!

Was bedeutet Metal und Rockmusik für Dich ganz persönlich?

Ich liebe die Musik und bin froh dass ich mir trotz meiner Arbeit im Musikbusiness den Zauber der Musik bewahren konnte. Als ich die neue AC/DC in den Händen gehalten hab und dann schnell nach Hause bin um sie anzuhören, hab ich mich gefreut wie ein kleines Kind. Es ist also alles noch wie vor 15 Jahren, als ich meine erste CD gekauft hab.

Du rockst in Kürze die einheimischen Bühnen im Vorprogramm der Ungaren Ektomorf. Was erwartest Du Dir von dieser Tour?

Mal schauen, ich hoffe dass ich ein paar neue Leute für den Debauchery-Krach begeistern kann.

Was steht sonst noch in nächster Zeit im Debauchery-Lager an?

Nicht mehr viel. Einige Konzerte im Herbst und ab 2010 gibt es eine Konzertpause.

Herzlichen Dank dafür Thomas, dass Du Dir die Zeit genommen hast.

Gern geschehen. Was ich unbedingt noch loswerden muss: Leider hat es das neue Video zu „Death Metal Warmachine“ nicht auf die Bonus-DVD geschafft, wegen der FSK. Ich werde das Video aber ab April zum Free Download auf die Homepage stellen.


Mario Karl



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