Musik an sich


Reviews
Donizetti, G. (Korsten)

Don Pasquale (DVD)


Info
Musikrichtung: Oper

VÖ: 19.12.2003

TDK / Naxos (DVD (AD: 2002, live) / Best. Nr. DV-OPDP

Gesamtspielzeit: 152:00

Internet:

TDK



GUTE UNTERHALTUNG: DONIZETTI AUS DEM TEATRO LIRICO, CAGLIARI

Gaetano Donizettis (1797-1848) Oper "Don Pasquale" ist ein äußerst dankbares Stück, denn die Lacher sind garantiert, die Personenkonstellation ist überschaubar und die Musik spritzig und mitreißend. Die einfache Geschichte: Der alte Junggeselle Don Pasquale verwehrt seinem Neffen Ernesto die Heirat mit der armen Witwe Norina. Da dieser aber auf seiner Liebe beharrt, beschließt Don Pasquale, selbst zu heiraten und den Neffen zu enterben. Sein Freund, Doktor Malatesta, hat auch schon eine Braut parat, nämlich seine angebliche Schwester. Diese ist jedoch in Wahrheit jene Norina und der Doktor plant eine üble Intrige. Norina, die Don Pasquale noch nie gesehen hat, soll ihn zum Schein ehelichen, sich dann aber als wahrer Hausdrache entpuppen. So geschieht es und kaum ist die Ehe geschlossen, ergeht es Don Pasquale übel. Als er seine Frau aus dem Haus jagen will, wird die Komödie aufgedeckt, Don Pasquale muß seinen Fehler einsehen und willigt doch noch in die Heirat Ernestos mit Norina ein.
Unverkennbar speist sich der Stoff aus den Grundelementen der Commedia dell´arte und spielt zudem mit dem unverwüstlichen Thema des Geschlechter- und Generationenkampfes.

Die Aufführung im Teatro Lirico (Sizilien) vom Februar 2002 zeigt eine in Bühnenbild und Personenführung recht konventionelle Inszenierung, die aber die Figuren liebevoll augenzwinkernd zu zeichnen weiß und im übrigen der Musik und dem Können der Sänger angemessenen Raum läßt. Ein paar nette Details in der Ausstattung und einige kleinere Regieeinfälle runden das Bild ab.
In musikalischer Hinsicht demonstriert der Dirigent Gérard Korsten gleich zu Beginn, wohin die Reise geht. Seine quirlige und zugleich doppelbödige Interpretation der Ouvertüre bietet den rechten Einstieg. Dabei zeigt sich das Orchester in Bestform. Hier, wie auch später, beeindrucken vor allem die Bläser durch ein exaktes, sensibles Spiel.

Getragen wird diese Produktion im wesentlichen von zwei Sängern: Eva Mei (Sopran) in der Rolle der Norina und Alessandro Corbelli (Baß) als Don Pasquale. Mag die Stimme der 1967 geborenen Eva Mei auch bereits nicht mehr ganz das für diese Figur wünschenswerte, mädchenhafte Timbre besitzen, so verfügt die Sängerin doch über eine extrem bewegliche und in der Höhe glockenhelle Sopranstimme, mit der sie die Koloraturen meistert und in jeder Stretta auftrumpft. Hinzu tritt ihr pfiffiges, kokettes Spiel.
Corbelli kommt zwar manchmal nur schwer gegen das Orchester an, meistert die Partie mit seiner warmen Baßstimme jedoch technisch mühelos. Vor allem gelingt es ihm, einen Don Pasquale darzustellen, der nicht albern wirkt, sondern, ganz wie vom Komponisten intendiert, auch eine Mitleid und Mitgefühl erregende Figur ist.

Auch die anderen Mitwirkenden vermögen durchweg zu überzeugen: Antonino Siragusa hat einen angenehm frischen, schlanken Tenor. Klingt er auch in der Höhe bisweilend ein wenig gellend, so macht er dies durch eine im übrigen einfühlsame Tongebung ohne jede Kraftmeierei wett. Die junge Stimme bildet darüber hinaus einen idealen Gegenpart zu Don Pasquales Baß-Partie.
Der Bariton Roberto de Candia gibt mit viel Spielfreude den Doktor Malatesta und läßt dabei stimmlich keine Wünsche offen.
Chor und Orchester lösen ihre Aufgabe souverän.
Korsens Dirigat leuchtet nicht immer alle Details aus. So hat man etwa Ernestos Eröffnungsszene im zweiten Akt "Povero Ernesto!" schon abgründiger und anrührender gehört. Jedoch gelingt es dem Leiter, insbesonder die so wichtigen Ensembles zum Leben zu erwecken und zu befeuern.

In klangtechnischer Hinsicht fällt auf, dass das Orchester etwas überpräsent erscheint. Das Klangbild ist insgesamt eher rund bis hallig und keineswegs so trocken, wie bei Theater-Mitschnitten sonst üblich. Störende Nebengeräusche aus dem Publikum gibt es kaum, dafür ist an ein paar wenigen Stellen die Klangbalance nicht gewahrt, so dass plötzlich für kurze Zeit der Lautstärkepegel absinkt.

Eine Produktion also, die einen unterhaltsamen Opernabend mit ausgezeichneten Sängern garantiert. Als Bonus gibt es ein 30minütiges "Hinter den Kulissen" samt Stellprobenbildern und Statements der Mitwirkenden zu den Charakteren der Oper.
Die Einspielung ist beim Label TDK zugleich auch als Doppel-CD (Best. Nr. CDM-OPDP) erschienen.



Sven Kerkhoff



Trackliste
Akt 1-3: 121 min
Features: 31 min
Besetzung

Eva Mei (Sopran) - Norina
Alessandro Corbelli (Baß) - Don Pasquale
Antonino Siragusa (Tenor) - Ernesto
Roberto de Candia (Bariton) - Doktor Malatesta
Giorgio Gatti (Baß) - Notar

Chor und Orchester des Teatro Lirico - Cagliari
Ltg. Gérard Korsten



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