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Musik an sich
 
C.E.F. Weyse: Sovedrikken (Der Schlaftrunk)
(dacapo)
Oper (Frühromantik)
Sovedrikken
 

(Paevatula, Thaysen, Dreisig, The Danish Radio Sinfonietta, G. Bellincampi)

Auch abseits des bekannten Opernrepertoires und jenseits von Deutschland, Frankreich, Italien, gibt es noch unbekannte Schätze zu entdecken und zu heben. Weyses dänisches Singspiel "Der Schlaftrunk", uraufgeführt 1809, ist, wenn schon kein Schatz, so doch zumindest ein beachtenswertes Kleinod. Das Bemühen um die Förderung des nationalen Singspiels war zu dieser Zeit allenthalben in Europa zu finden. Wer mehr im speziellen zum Singspiel in Dänemark wissen will, findet auf 18 (!) engbedruckten Seiten des sorgfältigst gearbeiteten Booklets wohl alles, was es dazu zu wissen gibt.

Soviel musikhistorische Feinarbeit ist lobenswert, aber auch wer sich nicht durch die Details quält, mag an dem oft volksliedhaften Ton der Oper, an ihren schlichten, schönen Melodien und komischen Einfällen seine Freude haben.

Die Geschichte ist - wie meist im Singspiel - läppisch und wenig erwähnenswert. Es geht, grob gesagt, um die Liebe, um Generationenkonflikte, um Geister und Gespenster und um einen opiumhaltigen Schlaftrunk. Happy End inklusive.

Die Musik, die Weyse erdacht hat, entfaltet ihren Charme im wesentlichen in der kleinen Form, in den Arietten, Romanzen und Kavatinen. Daß das Dänische eine wenig sangliche Sprache ist, fällt dabei kaum unangenehm auf.

Weyses Ensemblekunst erreicht zwar ebenfalls beachtliches Niveau, ist aber dann doch nicht von solchem Reichtum, daß das knapp 20minütige Finale des ersten Aktes den Zuhörer ununterbrochen fesseln und begeistern würde.

Unter den Sängern ragt Eva Hess Thaysen als Charlotte turmhoch empor. Ihr klare, helle Stimme macht eigentlich jeden ihrer Auftritte zu einem Hörgenuß. Der Rest des Ensembles hinterläßt einen handwerklich soliden Eindruck, wenn auch nicht gerade die Stimmgewalt der Weltspitze erwartet werden darf. Einzig Gert-Henning Jensen als Charlottes Liebhaber Walther läßt wirklich zu wünschen übrig. Vor allem in den höheren Lage ist er mit der Partie überfordert und wirkt unfreiwillig komisch.

Apropos Komik: Diese versucht der Dirigent Giordano Bellincampi häufig durch stimmliche Effekte zu transportieren, was manchen auf einer CD eher stören mag, auch wenn es live auf der Bühne sicher funktioniert. Geschmackssache...

Nun, möglicherweise war Bellincampi überhaupt die wesentliche Fehlbesetzung in dieser Aufnahme. Das Orchester wirkt unter seiner Leitung leider farb- und lustlos. Ein schwungvolles Spiel, das die Bemühungen der Sänger unterstützen würde, will sich einfach nicht einstellen. Es beschleicht den Hörer das Gefühl, als hätten die Musiker sich nicht wirklich in die Musik und den Stoff eingefühlt, sondern würden nur eine lästige Pflicht erfüllen, lieber aber wieder die guten alten Klassiker der "großen Oper" spielen.

Das nimmt der oftmals geistvollen Musik viel von ihrem Reiz und so wird diese CD leider nicht zu der erhofften Werbung für den oftmals unterschätzten Weyse. Wer mehr oder werbewirksameres von ihm hören will, dem sei wärmstens die Einspielung seiner Sinfonien mit dem Royal Danish Orchestra unter Schönwandt empfohlen, ebenfalls erschienen bei dacapo.

Repertoire: 3 Punkte
Klang: 3 Punkte
Interpretation: 3 Punkte
Edition: 5 Punkte

Gesamt: 14 von 20 Punkte

Sven Kerkhoff

Bezugsmöglichkeiten:
In den meisten CD Läden oder direkt hier online bestellen.

 

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