Mendelssohn, F. (Quatuor van Kuijk)

Streichquartette Vol. 2 (Nr. 4-6)


Info
Musikrichtung: Romantik

VÖ: 03.03.2023

(Alpha / Outhere / Note 1 / CD / 2022 / Artikelnr. ALPHA 931)

Gesamtspielzeit: 18

Internet:

Quatuor van Kuijk



ENTÄUSSERUNG

"Con dolore", so sei Mendelssohns letztes vollendetes Werk, das Streichquartett Nr. 6 f-moll, zu spielen, so verheißt es der Booklettext. Was das Quatuor van Kuijk dann aber hören lässt, ist nicht in erster Linie oder durchgängig Schmerz. Es ist Empörung, Verletzung, Verzweiflung in geradezu geisterhafter Verdichtung. Und aus dieser kompromisslosen Verweigerung billigen Trostes und unangebrachter Verniedlichung gewinnt die Interpretation ihre Überzeugungskraft. Immerhin schrieb Mendelssohn das Stück unter dem Eindruck der Nachricht vom frühen Tod seiner geliebten Schwester Fanny. Jewtuschenkos Verse fallen einem beim Hören ein: "Die Menschen gehen fort...Dann sind sei fort./Ihre Welten sind ein toter leerer Ort./Und jedesmal, und denk ich dein,/möchte ich über dieses Ende schrein." - Und eben so klingt diese Deutung, die die existenziellen Untiefen über alle vier Sätze bis ins Letzte auslotet.

Man gönnt sich danach am besten erst einmal eine Pause, bevor man mit dem e-moll-Quartett wieder in leichter fassliche Bahnen gerät, wenngleich die vier jungen Musiker auch hier den stürmenden und drängenden Mendelssohn in den Fokus rücken, das Stück erneut unter beträchtliche Spannung setzend und zwar auch dort, wo es naturschwärmerische Züge haben könnte. Ein breiteres Spektrum geben sie schließlich dem Quartett Nr. 5, so dass in dessen fast schon sinfonische Struktur auch die romantischen Momente ihren Platz haben. "Con brio" bleibt der Grundansatz des Ensembles aber auch hier. Dieser Mendelssohn hat wilde und nicht selten erstaunlich moderne Züge.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1Streichquartett Nr. 6 f-moll, op. 80
2Streichquartett Nr. 4 e-moll, op. 44 Nr. 2
3Streichquartett Nr. 5 Es-Dur, op. 44 Nr. 3
Besetzung

Quatuor van Kuijk:

Nicolas van Kuijk; Sylvain Favre-Bulle: Violine
Emmanuel Francois: Viola
Anthony Kondo: Cello


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