Die Simple Minds bringen ihren Klassiker Street fighting Years neu an den Start





Gut drei Jahrzehnte nach der Originalveröffentlichung erscheint am 6. März das legendäre Album Street fighting Years als 4CD-Boxset sowie in weiteren Formaten. Mit diesem Album-Meilenstein gelang den Schotten der vierte Nummer-1-Erfolg in den UK-Charts sowie erstmals auch Platz #1 in Deutschland. Das von Trevor Horn (und Stephen Lipson) produzierte Album enthält mit dem Song „Belfast Child“ unter anderem den allerersten UK-#1-Hit der Band.

Die Simple Minds waren in jenen Tagen zum Trio geschrumpft, bestehend aus Jim Kerr, Charlie Burchill und Michael MacNeil. Im Studio erhielten sie daher für Bass- und Schlagzeugaufnahmen prominente Unterstützung von unterschiedlichen Gästen, darunter Manu Katché von Peter Gabriels Band sowie der einstige Police-Schlagzeuger Stewart Copeland.

Aufgenommen in Schottland in den Jahren 1988/1989, markierte das anspruchsvolle und ambitionierte Werk Street fighting Years auch stilistisch eine Abkehr vom davor veröffentlichten Album Once upon a Time. Da sie an dem Punkt schon ein ganzes Jahrzehnt lang im Rampenlicht standen, begegnet man auf dem Album sehr viel reiferen Musikern, die auch in Sachen Songwriting offensichtlich viel dazugelernt hatten. Das Ergebnis waren qualitativ ausgereifte Kompositionen.

Auch Jim Kerrs Texte klangen sehr viel reifer. Der damals 30-jährige Sänger blickte darin zurück auf ein unglaublich konfliktreiches Jahrzehnt. Nicht nur in der britischen Politik fand er reichlich Missstände; auch die weltpolitische Spannung war auf einem Höhepunkt – und so verarbeitete er in den Songs erstmals die großen Themen jener Tage. „Ich war damals 30 Jahre alt, und ich wollte über Belfast schreiben. Über Apartheid und auch über die Politik von Margaret Thatcher. Ich bin froh, dass ich das wollte,“ erzählte Jim Kerr später

Tatsächlich ist die Themenpalette von Street fighting Years sogar noch größer: Neben den Themen Apartheid („Mandela Day“ oder der Coverversion von Peter Gabriels „Biko“) und dem Nordirlandkonflikt („Belfast Child“) geht es auch um Messerstechereien (der sehr persönliche Titelsong handelt vom Tod eines guten Freundes der Familie Kerr). Zudem werden die Kopfsteuer, die Berliner Mauer und Atom-U-Boote vor der Küste Schottlands thematisiert.

Hatten beim Vorgänger Once upon a Time noch Einflüsse wie US-amerikanischer Soul und Gospel eine zentrale Rolle gespielt, klang Street fighting Years sehr viel atmosphärischer. Dieses Mal bezog sich die Band unter anderem auch auf Folk-Einflüsse und auf keltische Klangtraditionen. Genau genommen war es ihr Produzent Trevor Horn, der dieses Folk-Element an ihnen entdeckte (insbesondere in Kerrs Stimme) und sie dazu ermutigt hatte. Besonders deutlich zu hören war diese neue Ausrichtung bei „Belfast Child“. Der schon drei Monate vor dem Album als Teil der Ballad of the Streets-EP veröffentlichte Titel basierte auf dem irischen Folksong „She moved through the Fair“. Kerr hatte die Melodie des Folksongs wenige Tage nach dem grausamen Bombenanschlag von Enniskillen gehört und danach versucht, sich in die Situation der nordirischen Bevölkerung hineinzuversetzen, besonders in die jener Menschen, die durch den Anschlag einen Angehörigen verloren hatten. Das so schwierige Thema stieß auf offene Ohren – und bescherte der Band nicht nur viel Lob, sondern auch die erste #1 in den UK-Singlecharts.

Während Songs wie „Soul crying out“ (über die Thatcher-Regierung) und „Let it all come down“ ähnlich tiefsinnig und gedankenvoll ausfielen, gab es auf dem insgesamt sehr reflektierten und fast schon meditativen Meilenstein andererseits auch Titel zu hören, die sehr viel druckvoller waren: „Take a Step back“, „Wall of Love“ oder „Kick it in“. Gerade bei letzterem demonstriert Gitarrist Charlie Burchill eindrucksvoll sein Können.

Zu den absoluten Album-Highlights zählt auch „This is your Land“, mit dem sich die Band den Jugendtraum erfüllte, mit ihrem größten Vorbild Lou Reed zusammenzuarbeiten. Oder auch „Mandela Day“, hier hatte Jerry Dammers (von The Specials) die Band gebeten, einen Song über den damals noch inhaftierten Nelson Mandela zu verfassen. „Mandela Day“ wurde binnen einer Stunde komponiert und am folgenden Tag bereits fertig aufgenommen. Live präsentierten sie den Song kurz nach dem von Dammers initiierten Nelson Mandela 70th Birthday Tribute Concert im Wembley-Stadion, das im Juni 1988 stattfand.

Für die Band ein kreativer Höhepunkt, entpuppte sich Street fighting Years zudem auch als kommerzieller Erfolg. Allein die Tatsache ist beachtlich, dass die Singleauskopplung „Belfast Child“ knapp sieben Minuten lang ist – und es trotzdem auf Platz #1 der UK-Charts schaffte.

(Deutschland Platz #3). Die einzigartige Mischung aus Zuversicht und Wehmut, Kritik und Optimismus, mit der das Album die Stimmung am Ende der turbulenten Achtziger auf den Punkt brachte, sicherte ihnen auch in Deutschland die Spitzenposition in den Albumcharts.

Die von der Band autorisierte remasterte Neuauflage von Street fighting Years erscheint in einer Vielzahl von Formaten - als 4CD-Boxset, Deluxe-2CD, CD und 2LP. Von Andrew Walters in den Abbey Road Studios neu klangtechnisch optimiert, besticht das erweiterte 4CD-Boxset unter anderem mit einer Bonus-Disc, die B-Seiten, Alternativ-Versionen und 12“ Remixe vereint, sowie mit einem bislang unveröffentlichten Konzertmitschnitt aus Verona von 1989. Das exklusive Booklet der Edition wurde von dem bekannten Designer Stuart Crouch gestaltet; es beinhaltet unter anderem neue Sleeve Notes von Daryl Easlea, der ausführliche Interviews mit den Bandmitgliedern und dem Produzenten Trevor Horn geführt hat. Seine Texte bieten faszinierende Einblicke in die Entstehungsgeschichte dieses Album-Klassikers aus dem Jahr 1989.

Eine Jubiläumstour wird die Simple Minds ab Mitte März für 15 Konzerte auch nach Deutschland führen.




Simple Minds
Street fighting Years
Universal
6. März 2020

[Promoteam Schmitt und Rauch]
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