Edi Nulz

El Perro Grande


Info
Musikrichtung: Avantgarde/Jazz-Rock-Fusion

VÖ: 09.02.2018

(Boomslang Records)

Gesamtspielzeit: 54:51

Internet:

http://www.edi-nulz.com/
http://www.uk-musikpromotion.de/profil.html
http://www.traps.at/boomslang


Die drei Österreicher sind noch immer in der gleichen Besetzung wie auf ihrem Zweitlingswerk “Ultrakarl“ unterwegs. Diese Platte hatte es mir seinerzeit (2013) angetan. James Chance and the Contortions oder die Lounge Lizards waren mir assoziativ eingefallen ob des obskuren und schrägen Sounds. Gleichzeitig konnte ich eine freche Frische und Unbeschwertheit attestieren, und nahm Bezug auf die Aussage in der Presseinformation: »Spielwitz, Humor und Wahnsinn im Trio«.

Langeweile kann bei dieser Musik eigentlich gar nicht aufkommen, denn ständig ist etwas in Unruhe und Bewegung. Zur nachfolgenden Platte, “An der vulgären Kante“, konnte ich feststellen, dass die Musik mir weniger gut gefiel, denn in den Vordergrund gerückt war Musik mit oft nicht erkennbaren Strukturen, die Leichtigkeit und das Lockere und Fließende des Vorgängers hatte ich vermisst. Der Zugang war noch ein großes Stück sperriger geworden, und wie ist es nun mit El Perro Grande? Ja, unberechenbar startet die Platte mit einer kurzen Einleitung, die noch keinen konkreten Hinweis auf das weitere Vorgehen gibt, bis dann “Nimm mich in den Arm und bring mich nach Hause“ einen Geschmack von Rockmusik bietet, Rock mit Klarinette, sofern das überhaupt denkbar ist. Hier geht es, aber eigentlich ist das ja auch kein richtiger Rock, schon nach noch nicht einmal zwei Minuten scheint man auf einen Jazz-Zug aufzuspringen, aber, ach, es flackert nur kurz auf.

Und so stelle ich fest, dass die Musik auf dieser vierten Platte wieder etwas strukturierter zu sein scheint. Auf einigen Songs geht es gar in Richtung Funk, doch sicher nicht so, wie man es erwarten könnte. Denn der Überraschungsmomente gibt es noch immer gar viele. Noch immer ist es Musik, die man sowohl nicht einordnen kann als auch schwer zugängig auf die Hörerschaft niederrieselt. Doch Rieseln ist wohl der falsche Ausdruck, hier sind es vielmehr jede Menge Klangschauer, die knallhart auf dadurch gequälte Wohlklang-Seelen prasseln. Doch man sollte das aushalten können, denn solche Vielfalt wird sicher nicht oft geboten, so viele, um die Ecke lauernden Überraschungen sind nicht üblich in der Galaxis alltäglichen Hörvergnügens.

Nach wie vor unberechenbar und unvorhersehbar, avantgardistisch und quer, schräg und abgefahren, aber nie abgehoben, dieses ist keine Kopfmusik, sondern, ganz im Gegenteil, sehr emotional, und stets mit einer Abkehr gegen allzu starke Ernsthaftigkeit akademischer Natur, denn Humor schwingt immer mit. Schließen möchte ich mit einem Satz, der zur neuen Veröffentlichung auf der Webseite der Plattenfirma zu lesen ist: „Fürchtet euch nicht. Öffnet die Ohren. Nichts ist so, wie es scheint.“ AUSRUFEZEICHEN!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 El Perro 1
2 Nimm mich in den Arm und bring mich nach Hause
3 Sitcommander Otto
4 Dark Dog Day
5 El Perro 2
6 Raumlatein
7 El Kandidat
8 Stehplätze im Stadion
9 El Perro 3
10 Wurzel aus Nulz
11 El Perro Grande
Besetzung

Siegmar Brecher (Bassklarinette)
Julian Adam Pajzs (Gitarren)
Valentin Schuster (Schlagzeug)



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