Musik an sich


Reviews
Jochen Distelmeyer

Songs From The Bottom Vol. 1


Info
Musikrichtung: Singer/Songwriter/Pop

VÖ: 12.02.2016

(Four Music)

Gesamtspielzeit: 45:37

Internet:

http://jochendistelmeyer.de/
http://www.add-on-music.de/


Der am 24.Juli 1967 in Bielefeld geborene Jochen Distelmeyer wurde bekannt als Mastermind der Band Blumfeld, das war eine Hamburger Band, die von 1990 bis 2007 existierte.
Im September 2009 erschien anschließend das erste Soloalbum, “Heavy“. War bei dieser Platte noch eine Band beteiligt und gab es auch gelegentliche harten Rock, so hat Distelmeyer seine neue Platte solo eingespielt, ganz reduziert auf Gesang, Gitarre, Piano und Orgel.
Und waren es zuvor auch die besonderen Texte, mit denen der Künstler von sich reden machte, so hat er es dieses Mal vorgezogen, ausschließlich auf Fremdkompositionen zurückzugreifen.
Songs From The Bottom, der Albumtitel bezieht sich auf einen Song von Kevin Ayers, “Song From The Bottom Of A Well“. Mit diesem Satz habe er für diese Zusammenstellung so etwas wie den roten Faden der Stücke gefunden, erklärt Distelmeyer in den Liner Notes.

Und so wirkt es recht interessant, einen Vergleich der Originale zu diesen reduzierten Versionen des Musikers zu ziehen.
Beim Eröffnungstitel wird die Stimmung dieses typischen Joni Mitchell-Songs mit “Just Like This Train“ sehr gut getroffen, hier könnte Joni jederzeit um die Ecke schauen und einsteigen.
Andere Beispiele: Die “Bitter Sweet Symphony“ von The Verve) trifft den Ausdruck des Originals auch sehr gut. Track 3 – ja, das kennt man irgendwie, wenn man viel Radio hört – “Video Games“, bekannt durch Lana Del Rey, das wirkt hier weniger mystisch als die originale Version, besitzt dafür eine gewisse zusätzliche Dramatik.
“I Read A Lot“ ist ein für Nick Lowe eher unüblicher und sehr ruhiger Song mit schönem Trompeteneinsatz, das funktioniert hier für mich weniger und muss ohne zu vergleichen gesondert betrachtet werden. Und dann wandert die Atmosphäre schon fast in eine dezent jazzige Richtung, hinsichtlich des Gesanges, auch recht interessant.
“Let’s Stay Together” von Al Green bekannt geworden, ja, hier ist allerdings der Soul raus, für mich funktioniert das weniger in der Umsetzung, und dann der Song von Pete Seeger, man kennt ihn eher in der Version der Byrds -
“Turn! Turn! Turn! (To Everything There Is a Season)“, er erscheint hier in einer weiteren angenehmen Version, die ihre Eigenständigkeit aufweist.
“This Old Road“ hat sich Distelmeyer zu eigen gemacht, denn Kristofferson ist und bleibt Kristofferson, und so ist diese Version eine ganz andere geworden, sie spricht mich nicht so sehr an, dafür umso mehr die Songs 1, 6, 8, 9 und 10.

Rundum gefällt mir die Musik dieses Albums, sie wirkt sehr sympathisch, des Sängers Stimme kann punkten mit sehr viel Gefühl und einer guten und sicheren Ausdrucksweise, ja, er überzeugt und unterstreicht diese gewisse Stimmung eines persönlichen Hauskonzerts, dass man durch diese sparsame Instrumentierung gewinnt. Ob es wohl Volume 2 geben wird? Ich bin dafür!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Just Like This Train [Mitchell]
2 On The Avenue [Frame]
3 Video Games [Parker/Grant]
4 I Read A Lot [Lowe]
5 Toxic [Dennis/Jonback/Karlsson/Winnberg]
6 Pyramid Song [Greenwood/O’Brien/Selway/Yorke]
7 Let's Stay Together [Jackson Jr./Mitchell/Green]
8 I Could Be The One [Rotteveel/Bao/Pournouri/Bergling/Wiklund/Parmenius/Wredenberg]
9 Turn Turn Turn [Seeger]
10 Bitter Sweet Symphony [Ashcroft/Jagger/Richards]
11 This Old Road [Kristofferson]
12 Beautiful Cosmos [Cutler]
Besetzung

Jochen Distelmeyer (vocals, guitar)
Daniel Florey (additional guitars, piano, organ)



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