Musik an sich


Reviews
trio Rosenrot

Lenz, deutsche Volkslieder


Info
Musikrichtung: Folk/Jazz/Fusion

VÖ: 23.01.2015

(Westpark Music)

Gesamtspielzeit: 52:36

Internet:

http://www.triorosenrot.com/
http://www.westparkmusic.de/index_fl.html


Ohne, dass ich einen Ton gehört habe, scheine ich das Besondere zu erkennen, das von dieser Platte ausgeht. Der erste Hinweis ergibt sich auf der Vorderseite des Covers – „deutsche Volkslieder“, alles ist gedruckt auf dem Hintergrund abgebildeter tiefroter Rosen. Geht das etwa in Richtung Märchen, Schneeweißchen und Rosenrot?

Dann die Besetzung des Trios – Stimme/Gitarre/Schlagzeug, und das Label, auf dem veröffentlicht wurde, Westpark Music, Garant für hochwertige und niveauvolle Musik auf dem Folk-Terrain.
Was wird mich nun musikalisch also erwarten?

Nun, zum Erwachen wird mit einer Eigenkomposition gerufen, verspielte und frei gestaltete knappe neunzig Sekunden, die einstimmen auf den ersten Klassiker. Mit glockenklarem Sopran stellt Jennifer Kothe diese alte Weise vor, direkt umspielt vom Klang der elektrischen Gitarre und im Hintergrund agiert der Schlagzeuger und malt aus. Da spüre ich nun Elemente des Jazz, der sich mit folkloristischen Melodien paart.

Sehr ungewöhnlich ist die Interpretation von Du, du liegst mir im Herzen, hier wird dezent von der eigentlich bekannten Melodie abgewichen, Hildenbrand lässt hier die Spielweise von Bill Frisell anklingen und setzt die Gitarre sehr lautmalerisch ein.
Aber auch Anklänge an den Kollegen Pat Metheny lassen sich gelegentlich ausmachen.
Und so nimmt die jazzige Improvisation auch einen großen Stellenwert im Gesamtkontext ein.

Die Atmosphäre auf Es geht ein dunkle Wolk herein wird treffend dargestellt durch rumpelndes Schlagzeug, das Gewitter scheint heraufbeschworen zu werden, das mundartliche Dat du min Leevsten büst beinhaltet ganz viel Luftigkeit und Leichtigkeit und spielt stark mit der Melodie, ein leichter Swing scheint den Song abheben lassen zu wollen.
Hildenbrand setzt seine Gitarre gelegentlich ein wie ein Bass, auf So treiben wir den Winter aus zum Beispiel ist das auffällig.

Das grundsätzlich sehr schöne und romantisch klingende Der Mond ist aufgegangen wird seinem Anspruch von einer gewissen Schönheit auch in dieser Interpretation gerecht.
Für mich ist dieser Song auch der Höhepunkt dieser Platte, auch weil viel Raum für Gestaltung und Improvisation besteht, und insgesamt hat sich mein anfänglicher Eindruck bestätigt, nämlich, mit etwas sehr Außergewöhnlichem zu tun zu haben.

Manch ein Musikkonsument wird dem, was uns das Trio bietet, wahrscheinlich nicht viel abgewinnen können, auch Jazzfans könnten ihre Schwierigkeiten bekommen, selbst, wo auch diese Richtung berührt wird. Denn hier handelt es sich wahrlich um Musik, die absolut zwischen den Stühlen steht, mit einer gewagten Fusion von Elementen deutschen Volksliedgutes, Folk, Ethno-Klängen, Jazz und Pop. Auf jeden Fall bieten die Drei eine ganz besondere und sehr interessante Art, diese Volkslieder auf diese Weise drastisch entstaubt zu haben, innerhalb einer kammermusikalischen Atmosphäre.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Erwachen (1:21)
2 Nun will der Lenz uns grüßen (5:18)
3 Zum Tanze, da geht ein Mädel (2:48)
4 Du, du liegst mir im Herzen (4:46)
5 Es geht ein dunkle Wolk herein (5:10)
6 Ich hab die Nacht geträumet (6:16)
7 Es waren zwei Königskinder (6:20)
8 Dat du min Leevsten büst (4:26)
9 So treiben wir den Winter aus (6:47)
10 Nachspiel (Winteraustreiben) (1:29)
11 Der Mond ist aufgegangen (7:55)
Besetzung

Jennifer Kothe (Stimme)
Hub Hildenbrand (Gitarre)
Denis Stilke (Schlagzeug)



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