Musik an sich


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Richter, F. X. (Válek)

Requiem


Info
Musikrichtung: Klassik

VÖ: 06.02.2015

(Supraphon / Note 1 / CD / 2014 / Best. Nr. SU 4177-2)

Gesamtspielzeit: 63:48

Internet:

Czech Ensemble Baroque Orchestra & Choir



DEN TOD VOR AUGEN

Vielleicht geht man lieber auf Nummer sicher, wenn man die Trauermusik für sich selbst schreibt? Letzteres tat Franz Xaver Richter (1709-1789) nämlich vermutlich, als er 1789 sein Requiem zu 16 Stimmen verfertigte. Richter war, obgleich 21 Jahre lang Mitglieder der berühmten Mannheimer Hofkappelle und einer der führenden Köpfe jener Mannheimer Schule, zeitlebens kein musikalischer Revoluzzer. Er suchte vielmehr, die Tonsprache des Barock mit den Ausdrucksmitteln der Frühklassik und des galanten Stils zu verbinden. In seinem üppigen symphonischen Schaffen führte dies zu einem höchst eigenwilligen, oftmals spannungsvoll-dramatischen Mix. 1769 allerdings verließ Richter Mannheim und ging als Kapellmeister an die Kathedrale in Straßburg, wo er sich fortan vor allem der Kirchenmusik zuwandte. Hiervon ist bislang wenig bekannt, was die (Welterst-)Einspielung des Requiems bereits per se verdienstvoll macht.

Indes kommt diese Totenmesse wirklich arg konventionell daher. Ja, man mag kaum glauben, dass sie wirklich 1789 entstanden ist, so konsequent rückwärtsgewandt komponiert Richter hier. Da feiern Fux und die neapolitanische Schule fröhliche (?) Urständ und schon die paar frühklassischen Einsprengsel wirken fast gewagt, in ihrer Art aber auch wenig gehaltvoll und beinahe lapidar. Das Dies irae weist einige Zuspitzungen auf und gibt der vokalen Virtuosität etwas mehr Raum, kostet das dramatische Spektrum aber keineswegs so nachhaltig aus wie vergleichbare Kompositionen aus jener Zeit.

So sind es eher die beiden beigegebenen Kompositionen, die wirklich Interesse zu wecken vermögen: Die verschattete Sinfonia con fuga aus 1760er Jahren mit ihrem klopfenden Grundpuls und ihren chromatischen Finessen, aber auch die Psalmvertonung De profundis von 1779, die von hoher Eindringlichkeit ist, wahrhaftig aus den Tiefen emposteigt und den Psalmtext höchst feinsinnig musikalisch ausdeutet.

Das Czech Ensemble Baroque Orchestra & Choir musiziert unter der Leitung von Roman Válek mehr als nur souverän und auch die Vokalsolisten versehen ihre Partien auf hohem Niveau.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-3 Sinfonia con fuga g-moll 19:12
4-9 De profundis à 12 voci 10:51
10-25 Messa de Requiem à 16 voci 33:45
Besetzung

Lenka Cafourkova Duricova: Sopran
Marketa Cukrova: Alt
Romain Champion: Tenor
Jiri Miroslav Prochazka: Bass

Czech Ensemble Baroque Choir
Czech Ensemble Baroque Orchestra

Roman Valek: Ltg.


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