Musik an sich


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Destination Anywhere

Hier ist Godot


Info
Musikrichtung: Ska

VÖ: 01.03.2013

(Artist M.S. / Alive)

Gesamtspielzeit: 45:29

Internet:

http://www.destinationanywhere.de


Wer einem Musikstück den Titel „Wenn Du in Castrop-Rauxel nicht glücklich wirst, dann liegt das nicht unbedingt an Castrop-Rauxel“ gibt, muss entweder völlig abgedreht sein oder reichlich Humor haben. Für Destination Anywhere gilt eindeutig Letzteres. Und was in der Ska- und Punk-Szene nicht selbstverständlich ist, es ist wirklich Humor – nicht Comedy oder Zote, nicht debil und sinnfrei, sondern hintergründig und subtil mit viel Liebe zum Detail und einer tollen Beobachtungsgabe gerade für Alltagssituationen. Und immer wieder überraschen die Texte mit ganz überraschenden Wendungen, mit denen man so gar nicht gerechnet hatte.

Liebeslieder („Molekularbiologie“) kommen genauso untypisch, wie die über Liebeskummer („Alles was schön ist muss vorbei gehen“). Da wird der Generation Facebook der Spiegel ebenso vorgehalten, wie den saufenden Wochenendhelden vom Kegelclub.

Aber der Inhalt wird sogar noch getoppt von der Art, wie er vorgetragen wird. Bei den ersten Durchläufen stört man sich noch etwas an der sehr jung klingenden Stimme. Aber das legt sich. Und was von Anfang an in Erstaunen versetzt, ist die Sicherheit und das Geschick, mit dem selbst differenziert gebaute Sätze auf die Musik gelegt werden. Ich kenne kaum eine deutschsprachige Band – und das schließt Größen wie die Ärzte oder BAP ein – die das so leichtfüßig und unangestrengt auf die Reihe bekommen. Das ist die ganz große Schule.

Serviert wird das Ganze auf durchgehend flott gespieltem Ska und Punk, der genauso gut in die Beine geht, wie die Texte ins Ohr und ebenso kreativ gestaltet wird, wie die Texte. Ein 08/15 Punk, wie „Pirat“ ist dabei die große Ausnahme. Stattdessen gibt es überwiegend packenden Power Ska und Ska-Punk. Abwechslung wird durch eine Prise Balkan-Ska („Kompaktseminar“), das nah am Reggae gebaute „Abstellgleis“, die raue Punk Nummer „Warum denn nicht wir sind doch jung“, das sich im Midtempo dahin schleppende „Alles was schön ist muss vorbei gehen“, das krachende „Alles wird wie früher sein“ oder das leicht poppige „Molekularbiologie“ hergestellt.

Eine Scheibe, die ganz an die Spitze der Verkaufscharts gehört!



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Wenn Du in Castrop-Rauxel nicht glücklich wirst, dann liegt das nicht unbedingt an Castrop-Rauxel 3:25
2 Sommerkleid 3:03
3 Am Ende ist doch niemand gern allein 3:05
4 Molekularbiologie 2:35
5 Warum denn nicht wir sind doch jung 3:47
6 Alles wird wie früher sein 3:25
7 Kegelclub 4:09
8 Kompaktseminar 3:17
9 Alles was schön ist muss vorbei gehen 3:35
10 Facebook 1:09
11 Abstellgleis 3:09
12 Pirat 2:47
13 Warten auf Godot 3:07

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