Musik an sich


Artikel
Die Okarina – ein altes Instrument mit vielen Möglichkeiten




Info
Gesprächspartner: Silvia Kumeth

Zeit: 13.02.2012

Interview: E-Mail

Stil: Volksmusik

Internet:
http://www.preissler-verlag.de

Als ich das Notenheft Spielstücke für Okarina und Steirische Harmonika zur Rezension zugeschickt bekam, wusste ich erst nicht so recht, ob ich damit etwas anfangen kann. Nach Durchsicht der Noten und dem Anhören der beiliegenden CD war ich mehr als angetan von den Stücken aus der Feder von Silvia Kumeth und ihrer Virtuosität beim Spiel beider Instrumente. Grund genug der Silvia Kumeth ein paar Interviewfragen zu stellen.

Hallo Frau Kumeth, viele unserer Leser werden Sie nicht kennen. Könnten Sie uns mehr über sich und Ihren musikalischen Hintergrund erzählen?

Mein Name ist Silvia Kumeth, ich bin in Amtzell bei Wangen im Allgäu aufgewachsen und wohne seit 11 Jahren in München. Zum Jahresende 2011 ist mein erstes Notenbuch Spielstücke für Okarina und Steirische Harmonika im Preissler-Verlag erschienen. Die Notenausgabe beinhaltet sowohl die Noten für 14 von mir komponierte Okarinastücke, als auch die entsprechende Griffschrift für Steirische Harmonika. Ebenso wurden die Akkorde für Begleitinstrumente (z.B. Gitarre und Kontrabass) über der Okarinastimme notiert, um auch in kleiner Besetzung musizieren zu können. Die beiliegende CD soll als Lernhilfe dienen. Den Okarinaspielerinnen und -spielern möchte ich dadurch das Zusammenspiel mit anderen Musikantinnen und Musikanten ermöglichen bzw. erleichtern. Beide Stimmen sind auch unabhängig voneinander spielbar.

Wie sind Sie gerade zu den Instrumenten Okarina und Steirische Harmonika gekommen?

Seitdem ich 8 Jahre alt bin spiele ich die Steirische Harmonika. Im Alter von 11 Jahren wollte ich noch ein zweites Instrument dazu lernen und ich entschied mich für die Querflöte. Ich wurde schließlich Mitglied bei der örtlichen Musikkapelle und wirkte zudem in verschiedenen Streich- und Blasorchestern mit. Mit 17 Jahren gründete ich eine Musikgruppe mit gleichaltrigen Musikantinnen und Musikanten. Wir spielten Titel aus dem Blasmusik- und Oberkrainerbereich. Weil mein Mann Michael genauso wie ich die Steirische Harmonika spielt, wollte ich ausprobieren, wie sich die aus dem Volksmusikbereich bekannte und fröhlich klingende Okarina mit der Steirischen Harmonika kombinieren lässt. Deshalb habe ich im Jahr 2005 das Spielen der Okarina erlernt.

Wie kam es zur Idee, (sehr gelungene) Kompositionen für diese beiden Instrumente zu schreiben und zu veröffentlichen?

Für das Lernen der Okarina hatte ich anfangs zwar eine Grifftabelle, aber noch keine Noten. Deshalb probierte ich selber Melodien zur Steirischen Harmonika aus. Daraus sind schließlich einige flotte Okarinatitel geworden, von denen wir schließlich im Jahr 2006 zwei auf die CD „Fröhliches Musikantenstelldichein“ aufgenommen haben. Immer, wenn ich mit der Okarina aufspiele, merke ich, dass sich die Zuhörer über das kleine, fröhlich klingende Instrument freuen. Es macht mir solchen Spaß, die Okarina mit ihrem bezaubernden Klang zu spielen, dass mir immer wieder neue Titel einfallen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, die bereits komponierten Stücke für diese beiden Instrumente in einem Notenbuch zu veröffentlichen.

Für mich war die Okarina bisher ein Instrument, das zwar bei Jahrmärkten und Töpfermärkten angeboten wird, aber als ‚richtiges‘ Instrument hatte ich es bisher nicht betrachtet. Mit Ihren Spielstücken für Okarina und Steirische Harmonika hat sich das aber gründlich geändert. Gibt es in Deutschland eine große Spielerschaft?

Die Okarina ist häufig in der alpenländischen Volksmusik zu hören, so z.B. in Bayern, Österreich und Südtirol.

Könnten Sie ein wenig über die Geschichte der Okarina und die verschiedenen Arten des Instrumentes erzählen?

Die Okarina ist ein Musikinstrument, das bereits vor tausenden von Jahren in vielen Ländern der Welt, wie z.B. in China und Amerika, gespielt wurde. Das Instrument gab es in verschiedenen Formen und aus verschiedenen Materialien. So ist z.B. bekannt, dass im alten Kaiserreich China die Okarina in Eiform mit meist vier Löchern sehr beliebt war. Bei meiner Okarina handelt es sich um eine rübenförmige 10-Loch-Okarina aus Ton, die mit beiden Händen gespielt wird. Sie entwickelte sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Italien. Okarinas gibt es in verschiedenen Größen und somit unterschiedlichen Stimmungen. Umso kleiner die Okarina ist, umso höher erklingt sie, umso größer sie ist, umso tiefer klingen die Töne.

Wie würden Sie die Schwierigkeit des Spielens z.B. im Vergleich zur Blockflöte einschätzen?

Ich denke, dass das Okarinaspielen sicherlich nicht schwieriger ist, als das Spielen der Blockflöte. Bei der Okarina wird mit 10 Fingern und bei der Blockflöte mit nur 8 Fingern gespielt.

Für welche Art der Musik ist die Okarina besonders geeignet?

Ich selber habe bisher nur Okarinastücke im Volksmusikbereich komponiert, die Okarina ist aber durchaus auch in anderen Musikrichtungen (z.B. Klassik und Jazz) zu hören.

Gibt es Lehrer für das Instrument (evtl. auch einen Verband) oder lernt man es eher autodidaktisch?

Nachdem ich bereits Steirische Harmonika und Querflöte spielen konnte, versuchte ich, mir das Okarinaspiel selber anzueignen. Beim Kauf einer Okarina ist meistens eine Grifftabelle im Etui enthalten. Eine Grifftabelle ist ebenso in meinem neu erschienenen Notenbuch „Spielstücke für Okarina und Steirische Harmonika“ abgedruckt. Mit einer solchen Tabelle ist das Instrument auch im Selbststudium erlernbar.

Welches sind die Vorteile der Griffschrift gegenüber der Notenschrift bei der Steirischen Harmonika?

Im neuen Notenbuch „Spielstücke für Okarina und Steirische Harmonika“ ist eine Griffschrift-Tabelle für eine vierreihige Harmonika abgedruckt. Die Steirischen Harmonikas gibt es in verschiedenen Stimmungen (z.B. G-C-F-B oder F-B-Es-As). Somit hat das Spielen nach der Griffschrift den Vorteil, dass ein Stück in verschiedenen Tonarten erklingt, wenn es mit verschieden gestimmten Harmonikas gespielt wird. Außerdem muss man beim Spielen der Steirischen Harmonika nicht die Namen der Noten lernen.

Lernt man als Spieler auch nach der Notenschrift zu spielen oder ist man auf Noten in der Griffschrift angewiesen?

Die Steirische Harmonika wird lediglich nach der Griffschrift gespielt.

Gibt es noch etwas, das Sie unseren Lesern mitteilen möchten?

Es ist angedacht, die 14 Spielstücke auch für Okarina und Akkordeon zu veröffentlichen. Dadurch soll es Okarinaspielerinnen und -spielern ermöglicht werden, nicht nur mit Steirischer Harmonika, sondern auch mit Akkordeon zusammenzuspielen.

Vielen Dank!


Ingo Andruschkewitsch



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