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Novalis

Letztes Konzert


Info
Musikrichtung: Krautrock

VÖ: 26.02.2010 (1984)

(MiG / Fresh Fruit / SPV)

Gesamtspielzeit: 83:34


Novalis waren etwas Besonderes in der Krautrock-Szene, der sie dadurch gar nicht so recht angehören wollten. Abgedrehte Soundexperimente, sphärische Ausflüge in entfernte Regionen des Universums oder ethnologische Klangcollagen, wie man sie zum Beispiel bei Guru Guru, Can oder Embryo findet, waren ihr Ding nicht.

Passend zum Namen des Dichters Novalis waren ihre Texte romantisch und feinfühlig, die Musik harmonisch und nachvollziehbar ohne auf kraftvoll rockende Passagen und ausgeweitete Instrumental-Ausflüge zu verzichten
In den späten 70er und den 80er Jahren fand dann eine erkennbare Annäherung an die Neue Deutsche Welle statt, was allerdings vor allem in abgespeckten und direkteren Arrangements und nicht in einer Annäherung an das gelegentlich geistlose Blödel-Niveau der Texte und den (gewollten) musikalischen Dilletantismus vieler NDW-Acts bestand.

Letztes Konzert 1984 entstammt logischer Weise der letztgenannten Phase. Der im Sommer in Hamburg mitgeschnittene Auftritt war offenbar nicht als Abschiedskonzert vorgesehen und ist bereits beim Blick auf die Tracklist eine Enttäuschung, da sich die wirklich große Zeit von Novalis lediglich im abschließenden Medley wieder findet und sonst nur Material aus der Zeit des Öko-Konzept-Albums Flossenengel von 1979 und späteren Werken aufgenommen wurde.

Die Aufnahmen haben guten Bootleg-Sound und leiden neben der fragwürdigen Songauswahl vor allem unter einem Sänger, der alles andere als auf der Höhe seiner Leistung ist.
Gleich der Opener „Kein Frieden“ ist paradigmatisch für das ganze Album. Der Gesang intoniert schwachbrüstig einen Anti-Kriegssong, der gut in die frühen 80er Jahre passt, dem aber jede Subtilität abgeht. Die Musik ist von einem an Flossenengel erinnernden Gitarrensound und recht poppigen Synthesizern geprägt.
Auf der ersten CD setzt sich dieser Kurs eher charismenfrei fort. Lediglich das treibende und durchaus packende „Cassandra“ und insbesondere der instrumentale Power Rock von „Über Stock und Stein“ erheben sich leicht über Mittelmaß.

Auch die zweite CD plätschert eher blass und langweilig vor sich hin. Bei „Rückkehr“ konterkarieren die miserablen Vocals erneut die teilweise tollen rockenden Gitarren. Ein Einäugiger unter Blinden ist „Kleinwenig mehr“, ein treibender Melodic Rocker mit netten Gitarren-Soli, dem aber insgesamt das gewisse Etwas fehlt.

Fazit:
Sinnvoll nur für Novalis-Spezialisten!



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1
1 Kein Frieden (3:23)
2 Ich hab noch nicht gelernt zu lieben (4:00)
3 Cassandra (3:25)
4 Spazieren im Morgen (3:56)
5 Nimm meine Hand (4:32)
6 Vielleicht bin ich ein Clown (6:30)
7 Über Stock und Stein (3:56)
8 Bumerang (4:43)
9 Mit den Zugvögeln (3:47)

CD 2
1 Ansage (0:30)
2 Rückkehr (7:47)
3 Fährmann (4:38)
4 Kleinweing mehr (3:09)
5 Sterntaucher (5:24)
6 Grenzen (6:46)
7 Wer Schmetterlinge lachen hört / Irgendwo, Irgendwann (Medley) (12:18)
Besetzung

Lutz Rahn (Keys)
Fred Mühlböck (Voc, Git, Flöte, Vibraphon)
Detlef Job (Git, Voc)
Hartwig Biereichel (Dr)
Heino Schünzel (B, Voc)


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