Musik an sich


Reviews
Rossini, G. (Santi)

Il Barbiere di Siviglia (DVD)


Info
Musikrichtung: Oper

VÖ: 19.12.2006

EuroArts / Naxos (DVD (AD: 2001, live) / Best.nr. 2051248)

Gesamtspielzeit: 161:00

Internet:

EuroArts

Vesselina Kasarova



KASAROVA RULES

Den "Barbier von Sevilla" aus dem 18. Jahrhundert in das Spanien zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu verlegen, wie es 2001 im Opernhaus Zürich geschah, erweist sich als kluger und tragfähiger Regieeinfall. Das spanische Kolorit bleibt erhalten, aber die Handlung wird aus ihrem harmlos-historischen Gewand herausgerissen. Dabei ist die Personenführung überaus sorgfältig und das raffinierte halbrunde Bühnenbild gibt dem ganzen einen dynamischen, märchenhaften, zugleich aber auch intimen Rahmen.

Beste Bedingungen also für einen unterhaltsamen, neurtigen Genuß eines vertrauten Werkes.
In musikalischer Hinsicht wird diese Einspielung ganz von der hohen Kunst der Vesselina Kasarova bestimmt. Ihre Spitzentöne und Koloraturen sind schwindelerregend perfekt. Zugleich weiß sie damit ein Spiel zu verbinden, das der Figur der Rosina größte Lebendigkeit verleiht und dabei schnell vergessen macht, dass die Kasarova nach Alter und Stimmfarbe 2001 eigentlich für die Rolle nicht mehr unbedingt mädchenhafte Grundanlagen mitbrachte.

Als ihr polternder Vormund und Möchtegern-Ehemann Bartolo kommt Carlos Chausson schön aggressiv und finster daher. Und Manuel Lanza präsentiert in der Titelrolle einen alerten Figaro (hier auf dem Motorrad - das ja auch mal frisiert werden will...), der die Zügel des Geschehns stimmlich fest in der Hand hält.

Einzig und ausgerechnet der schwärmerische Verehrer und Liebhaber Rosinas, Graf Almaviva, vermag da nicht mitzuhalten. Zwar singt Reinaldo Macias sich im Laufe der Aufführung ein wenig frei, doch bleibt seine Darbietung unsicher. Seine Mimik verrät, dass ihm die intonatorischen Schwächen selbst nicht entgehen. Sein Versuch, diese durch Lautstärke und Krafteinsatz zu überdecken, bringt die Probleme nur noch besser zur Geltung. So gelingt es ihm gerade nicht, die glühende Leidenschaft für Rosina im Kontrast zu Bartolos Herrschsucht glaubhaft herauszustellen.

Der damals 70jährige Nello Santi gibt forsche Tempi vor, doch erreicht sein munteres Dirigat nicht ganz den hintergründigen Witz und Esprit, den man sich für Rossinis Musik wünschen möchte.



Sven Kerkhoff



Besetzung

Graf Almaviva: Reinaldo Macias
Bartolo: Carlos Chausson
Rosina: Vesselina Kasarova
Figaro: Manuel Lanza
Basilil: Nicolai Ghiaurov
Berta: Elizabeth Rae Magnuson
Fiorello/Un Ufficiale: Valeriy Murga
Ambrogio: Kenneth Roberson

Chor und Orchester der Oper Zürich

Ltg. Nello Santi

Inszenierung: Grischa Asagaroff


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