Musik an sich


Reviews
Martini, G.B. (Utz)

Geistliche Werke


Info
Musikrichtung: Spätbarock

VÖ: 01.02.2007

ArsMusici / Note 1 (CD, DDD (AD: 2.7.2006, live) / Best.nr. AM 1408-2)

Gesamtspielzeit: 59:21

Internet:

ArsMusici



DER LEHRMEISTER

Padre Giovanni Battista Martini (1706-1784), der ob seines breiten Wissens um die Stile der Vergangenheit wie um den Musikgeschmack der Gegenwart in ganz Europa geachtet und als Lehrmeister gefragt war, hat dieses Wissen auch in eigenen Kompositionen fruchtbar gemacht. Dennoch ist er eher als Musiktheoretiker, denn als Komponist in Erinnerung geblieben. Anlaß genug, zu Martinis 300. Geburtstag im vergangenen Jahr im Rahmen eines Festkonzertes in der Regensburger Minoritenkirche auch dessen eigene Musik wiederaufleben zu lassen.

Den Live-Mitschnitt dieses Konzertes legt nun das Label ArsMusici vor und liefert damit ein gelungenes Plädoyer für Martini als Komponisten. Insbesondere die Vokalwerke entfalten einen hohen Reiz. Die allesamt um die Mitte des 18. Jahrhunderts geschriebenen Stücke fussen noch im stilo antico, den Martini durchaus vehement gegen alle Zeitströmungen verfocht, zeigen aber auch, dass Martini die modernen Einflüsse geschickt zu integrieren vermochte. Es ist im Magnificat und im Te Deum gleichsam, als würden in die dunklen Kirchenräume vergangener Tage vorsichtig ein paar neue Fenster eingelassen. Hingegen sind insbesondere der Introitus in festa Stigmatorum und der Introitus in festo Translationis noch ganz von erhabener, kontrapunktischer Strenge und anregender Polyphonie geprägt.

Der Chor ensemble cantissimo versteht es, diese Unterschiede plastisch hervortreten zu lassen und liefert auf der Basis sauberer Intonation einen transparenten Chorklang, der die kompositorischen Strukturen offenlegt ohne die Musik akademisch tönen zu lassen. Dass die Leistungen der Ensemblemitglieder beim solistischen Hervortreten nicht immer in demselben Maße zufriedenstellen, fällt nicht nachhaltig ins Gewicht.

Mit dem einem Festkonzert angemessenen Glanz musiziert das Orchester L´arpa festante.
Dieses macht uns auch mit dem Instrumentalwerk Martinis bekannt. Das Konzert für zwei Oboen, Violoncello und Streichorchester mit Trompeten greift dabei barocke Klangideale auf, wie sie uns aus dem Schaffen Vivaldis und Torellis vertraut sind. Hingegen ist das Cembalokonzert in F-Dur bereits im galanten Stil gehalten, dabei jedoch etwas arg gefällig geraten.
Auch hier agieren Solisten und Orchestermusiker höchst engagiert.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1 Magnificat op.15 08:20
2-4 Concerto con Violini, Oboe obligate, Trombe e Violoncello obbligato 09:40
5 Introitus in festo Sanctorum Stigmatorum 05:44
6 Introitus in festo Translationis 06:02
7-10 Concerto con Cembalo obbligato 13:05
11-16 Te Deum D-Dur 16:30
Besetzung

ensemble cantissimo
L´arpa festante

Ltg. Markus Utz / Norbert Düchtel



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>