Etienne Manchon Trio
Weird Life
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Der französische Komponist und Pianist Etienne Manchon veröffentlichte sein Debütalbum mit "Originals" im Jahre 2017. Er gilt als einer Derjenigen, die versuchen, dem Jazz eine zeitgenössische Note zu verpassen, und dabei grenzüberschreitend zu wirken. Mit Weird Life wird nun das dritte Studioalbum vorgelegt, im Trioformat.
Und man ist sich bereits vom ersten Song an gewiss, dass hier nicht die übliche, meist bekannte Ausrichtung eines Jazz-Trios vorliegt. So ist der starke Einsatz von Keyboards/Synthesizern sehr auffällig und man erhält im Laufe der Spielzeit den Eindruck, dass recht viele Elemente des Jazz Rock und auch gewisse Einflüsse der Rockmusik Fuß fassten, und eben aus der elektronischen Musik gleichermaßen. So stehen akustisches Piano, Fender Rhodes und Synthesizer gleichermaßen nebeneinander und gestalten zusammen mit den Mitstreitern ein ganz besonderes Erscheinungsbild. Dabei spielt Bassist Daldoso einen stark am Jazz orientierten Double Bass, und Schlagzeuger Moutou steuert recht viele Rock-Elemente bei.
Und so findet man reichhaltige Abwechslung innerhalb der elf Songs vor. "Regard Noir" startet stark angelehnt in einer Orientierung am Jazz Rock der Siebziger. So vernehme ich Anleihen bei der Musik Chick Coreas jener Zeit, während sich "Askja" mehr im Bereich von modernem Jazz bewegt und die Drei einen recht druckvollen Sound vorlegen, und man bedient sich eindeutig gleichzeitig der Geschichte des Jazz, so meine ich gar kurze Zitate aus bekannten Songs zu erkennen, wie zum Beispiel von Thelonious Monk.
Ja, und so bietet eigentlich jeder Song bereits wieder etwas Eigenes, denn auch "C’est bientôt mon anniversaire" bietet wiederum eine andere Sichtweise auf den Jazz dieses Trios, hier schwebt die Musik dahin, wirkt recht verträumt, und verhallte Geräusche aus dem Hintergrund lassen gar den Eindruck von leicht psychedelischen Einflüssen der Sechziger erkennen, ansatzweise, das versteht sich. Darüber hinaus zeigt dieser Song eine Menge Freiheit im Spiel und bietet eine bunte Spielwiese von Eindrücken.
"Roadtrip" kommt dann wie ein Rocksong, wohlgemerkt, in Richtung Soft Rock, etwas poppig klingt es dazu, in etwa vielleicht auch wie die Hintergrundmusik zu einem Film, mit einem sanftem Groove versehen, schwebt der Synthie über Allem, doch Bassist Daldosso läßt es sich nicht nehmen, ein im Jazz angesiedeltes Solo heraus zu heben, so ist ein feines und ruhiges Stück Fusion entstanden.
Und so möge, unter Hinzuziehung der Beispiele, Jede/r seine eigenen Empfindungen einbringen und entsprechende Eindrücke gewinnen, denn hier ist sicher subjektive Beurteilung angesagt. Ich mag zum Beispiel auch die freien Pianopassagen auf "Patou", während Andere vielleicht mehr auf diesen eher schweren Sound von "Early Flight" stehen, der recht schwerfällig strahlt und auch Elementen außerhalb des Jazz-Idioms geprägt ist. Hierzu ist sicher interessant, zu lesen, dass Manchon stark von Pink Floyd beinflusst worden sein soll, sowie weitere Einflüsse durch den Jazztrompeter Kenny Wheeler, den Bassisten Dave Holland und auch aus dem Bereich der Klassik vorliegen sollen, wie von Claude Debussy und Maurice Ravel.
Neben den zehn Eigenkompositionen des Albums bedient man sich für den abschließenden Titel "Iris" einer Komposition von Wayne Shorter, und kehrt damit wieder zurück auf den Boden lyrischen Jazz', sehr verträumt, sehr ruhig, sehr schön, ein paar Elemente aus der Klassik beinhaltend, ein wirklich angenehmer Abschluss einer abwechslungsreichen Reise durch den Kosmos der Musik des Etienne Manchon Trios.
Wolfgang Giese
| Trackliste |
1 Regard Noir
2 Askja
3 C’est bientôt mon anniversaire
4 Road trip
5 Daldosse donne des ailes
6 Seshipo
7 Patou
8 Annexe 9,5
9 Early Flight
10 Big Up Catherine
11 Iris
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| Besetzung |
Etienne Manchon (piano, keyboards)
Clément Daldosso (double bass)
Théo Moutou (drums, percussion, vocals)
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