Metall

Metalheads


Info
Musikrichtung: Metal

VÖ: 07.04.2017

()

Gesamtspielzeit: 40:33

Internet:

http://www.metall-heavyband.de



Iron Shield Records / Soulfood

Metall hatten am 30.09.2017 bei ihrem Gig in Neukirchen die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass weder eine glorreiche Vergangenheit noch gute Leistungen in der Gegenwart ein Garant für weitreichenderen Zuspruch darstellen – die Übersicht über die Verteilung der 14 anwesenden Personen kann der geneigte Leser im Livereview an anderer Stelle auf diesen Seiten finden. An besagtem Abend wurde auch die neue Scheibe Metalheads feilgeboten und wanderte in den Bestand des Rezensenten, wo sie nun endlich aufgearbeitet werden konnte. Und sie läßt einige interessante Schlüsse zu.
Zum einen geht Metalheads als Prototyp durch, wenn ein Außerirdischer landet und eine traditionelle Heavy-Metal-Scheibe strukturell erklärt haben möchte: 8 Songs, knapp über 40 Minuten Spielzeit, ein Bandname, der keine Fragen offenläßt, ein ebenso simples wie wirkungsvolles Coverartwork und vier sonnenbebrillte Musiker auf dem Schwarzweißfoto der CD-Rückseite, bei dem erst auf den zweiten Blick auffällt, dass nur die vorderen drei Langhaarige sind. Wer über die Zahl gestolpert ist: Zum Zeitpunkt der CD-Einspielung agierten Metall nur zu viert mit Daniel „Moloch“ Dokic als alleinigem Gitarristen, während sie den erwähnten Gig dann schon wieder als Quintett mit zwei Gitarristen bestritten. Und das ist prinzipiell auch gut so: Obwohl das Metall-Material nicht so extrem auf zwei Gitarren ausgelegt ist wie das so manch anderer Traditionsmetalband, so bleibt die Neigung in dieser Richtung natürlich unverkennbar (man höre das Harmoniesolo in „Riding On The Storm“) und wird durch eine entsprechende Besetzung live wirkungsvoll unterstützt. Was beim wiederholten Hören stärker auffällt als beim Erstkontakt in der Livesituation, ist der Umstand, dass gleich beide Opener, sowohl der Titeltrack als auch „Fly“, in den jeweiligen Intros ein anderes Grundtempo antäuschen als das, welches dann den Hauptteil des jeweiligen Songs prägt – ein eher ungewöhnliches Element im klassischen Songwritingprinzip, das sich darauf konzentriert, eine Grundidee nach allen Regeln der Kunst durchzuexerzieren und nicht Dutzende Ideen einfach hintereinander zu spielen. Der eröffnende Titeltrack entpuppt sich summiert als schnellster Beitrag der Scheibe (der längste, das über sechseinhalbminütige „Imperium“, nimmt mit seinen schnellen Stakkatopassagen phasenweise den Spitzenplatz ein, senkt allerdings durch midtempolastige Passagen seinen internen Durchschnitt) und macht zugleich die beiden bzw. drei Problemfälle des Materials deutlich. Zum einen steht Sven Rappoldts Baß soundlich etwas zu weit im Abseits und kann seiner Bindegliedfunktion zwischen den Gitarren und den leicht zu grell abgemischten Drums daher nur begrenzt nachkommen – die Lage wird später noch interessanter, wenn Rappoldt in „Crimson King“ anstelle des Gitarristen die Leads spielt und wenn man ihn in „The Gods Above The Sky“ und in „Riding On The Storm“ dann doch mal etwas deutlicher wahrnehmen kann. Zum anderen läßt auch die Einbindung von Joél Stieve-Dawes Stimme noch Reserven erkennen – der Junge, der zur Zeit der Bandgründung in Berlin, Hauptstadt der DDR, anno 1979 oder 1981 (die Informationen variieren) noch längst nicht auf der Welt war, besitzt eine interessant gefärbte, in verschiedenen Höhenlagen einsetzbare Stimme, aber bisweilen schweben seine Gesangslinien etwas zu unabhängig über dem instrumentalen Unterbau. Das dürfte jeweils nur an Nuancen liegen – in der Livesituation wirkte seine Stimme viel besser integriert, und das Konzert beinhaltete außer „Glory“ und „Wrath“ immerhin das komplette Material der CD in keineswegs stark umgebauten Fassungen. Neben dem dominierenden Klargesang wechselt der Sänger bisweilen in drei andere Fächer: In „Fly“ growlt er am unteren Ende der Skala, in „Imperium“ kombiniert er hingegen fieses Gekreisch, das man üblicherweise von Melodic-Death-Bands hört, mit nicht ganz so fiesem Gekreisch, welches das Vorbild Rob Halford weder verleugnen kann noch will und das auch gar nicht muß – schließlich ist Bandkopf und einziges verbliebenes Gründungsmitglied Rappoldt seit Jahrzehnten Chef der Berliner Rockkneipe Halford, deren Crew er in der Dankesliste auch nicht vergißt, allerdings unter der Bezeichnung Rockcafé. Sollte die Zielgruppe da tatsächlich gewechselt haben bzw. man deren Älterwerden ins Auge sehen müssen? Egal wie: Die beiden Altmetaller Rappoldt und Drummer Marko Thäle haben in Dokic und Joél junges Blut gefunden, und gerade Dokics leicht thrashangehauchter Gitarrensound hebt das Metalheads-Material auch nochmal von diversen Stilkollegen ab, ebenso wie der konsequente Verzicht auf Keyboards und Effekte, vom den Titeltrack und die CD einleitenden Schmiedesound mal abgesehen. So rundet sich das Bild einer interessanten Veröffentlichung, und man darf auf einen Nachfolger, der in den erwähnten Komponenten vielleicht noch einen Tick homogener ausfällt, noch gespannter sein. Songmaterial gibt es ja schon – beim erwähnten Gig wurde einiges bisher Unkonserviertes gespielt, und zum Rezensionszeitpunkt laufen auch in der Tat schon die Aufnahmen zum Nachfolger mit dem Arbeitstitel Metal Fire, bei denen Dokic übrigens nicht mehr dabei und ein neues Gitarristenduo am Start ist. Bis zum für das Frühjahr 2019 angepeilten Release des Neulings lohnt für Genrefans aber auch Metalheads zumindest ein Antesten, und der Traditionsmetalanhänger auf dem Anachronismustrip darf sich vorher auch gern mal schlau machen, ob es das Werk vielleicht auch auf LP gibt.



Roland Ludwig



Trackliste
1Metalheads3:59
2 Fly5:16
3 Crimson King5:00
4 The Gods Above The Sky4:34
5 Riding On The Storm6:29
6 Glory4:14
7 Imperium6:39
8 Wrath4:17
Besetzung

Joél (Voc)
Moloch (Git)
Sven (B)
Thäle (Dr)



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