Rome

Hall of Thatch


Info
Musikrichtung: Neo Folk / Rock / Wave

VÖ: 19.01.2018

(Trisol / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 42:18

Internet:

https://de-de.facebook.com/romeproject
http://rome.lu


Die fleißige Luxemburger Band Rome des charismatischen Jérôme Reuter veröffentlichen mit Wall of Thatch bereits ihr 11. Album seit 2006, wovon eines sogar aus 3 CDs bestand.
Als Ein-Mann-Projekt gestartet, hat sich langsam eine feste Band daraus entwickelt, welche mit den Jahren den stark Neo-Folk-orientierten Stil immer mehr dem Rock annäherte, aber auch größeren und breitflächigeren Arrangements Einzug gab.
Trotzdem waren über die Jahre Rome-Alben immer auf Anhieb als solche zu identifizieren, auf Grund ihrem Spiel von laut und leise, den zarten, akustischen Klängen ebenso wie den ausbrechenden Rockkaskaden und der Tatsache, dass jedes Album einem Handlungsfaden folgte, ob nun komplette Geschichten oder einfach Songübergreifenden Thematiken. So klingt eigentlich jedes Album wie ein Konzeptalbum, wozu natürlich auch die charismatische und auf Anhieb erkennbare Stimme des Jérôme Reuter beitrug.
Auf diese songübergreifende Thematik wird diesmal zu Gunsten von 9 mehr oder weniger für sich stehende Songs verzichtet. Auch fehlen diesmal die Einspielungen von Zitaten aus Hörspiel, Film oder ähnlichem, die früher auch für den Charakter der Konzeptalben mit verantwortlich waren. Laut dem Künstler selbst ist dieses Album das erste, auf dem er seine eigene Seele ohne die Zuhilfenahme historischer oder literarischer Vorlagen ausbreitet.
Und auch musikalisch geht er einen Schritt zurück. So kommen wieder mehr akustische Instrumente zum Tragen, wenn auch die elektronischen Klänge im Hintergrund durchaus präsent bleiben.
So eröffnet “Brighter mit einer euphorischem akustischen Gitarre, die den an sich einfachen Song fast zum Stadionrock mutieren lässt. “Nurser“ arbeitet mit sanfter Elektronik, pochender Perkussion und sich psychedelisch darüber vermengenden Gitarren und Keyboards. Das ruhige Stück changiert zwischen sanften und den beschriebenen psychedelisch lauter aufkommenden Passagen über denen sich die Stimme erhaben legt.
Mysteriöse Stimmen mit viel Hall eröffnen “Hunter“, welches dann mit einer akustischen Gitarre, die an die akustischen Stücke der New Model Army erinnern, weitergetragen wird. Diese mündet dann jedoch in einem hallenden Mix mit dunklen Gesang. Eine gelungene und spannend produzierte Mischung aus Folk Rock und Neo-Folk und einer Prise Gothic.
“Martyr“ gibt sich dann als dunkler Industrial-/Neo-Folk-Song mit hämmernden Sounds aus Gitarren und Elektronik, zu denen sich Jérôme Reuter seine Seele aus dem Leib schreit. Ein Song, bei dem der Titel überaus zutreffend ist.
“Hawker“ gibt sich dann wieder als eher typischer Rome-Song - volumenreiche akustische Gitarre, schwere und doch beschwingte Mollakkorde, interessante Soundeffekte und darüber die charismatische Stimme. Dieses Stück geht dann tatsächlich ansatzlos in “Prayer“ über. Dieses spielt dann die Neofolkseite voll aus. Ein sich ständig wiederholendes Riff auf der akustischen Gitarre mit viel Hall, viel dunkle Elektronik und mantraartiger Gesang bilden einen erstklassigen Song, der betörende Wirkung hat.
“Keeper“ beginnt schon fast wie ein frühes Pink-Floyd-Stück, mit seinen psychedelischen Klängen und der akustischen Gitarre. Jedoch wendet sich das Stück dann doch in ein typisches Rome-Stück mit viel Folkanteilen, düsterer Neofolkstimmung und vielen Soundeffekten von gesampelten Chorfetzen und dunkler Elektronik.
Mit Clemency“ schliesst dasAlbum mit einer typischen, traurigen Rome-Ballade in Moll.

Somit ist Wall of Thatch tatsächlich ein ungewöhnliches Rome-Album, ob es ein Neuanfang, wie im Infoblatt geschrieben, ist, wage ich ein wenig in Zweifel zu ziehen.
Für mich war es deutlich schwerer in dieses Album zu kommen, als in die meisten seiner Vorgänger. Das mag seltsam sein, denn eigentlich ist der Songanteil viel höher als bei den früheren Alben. Aber das Album entwickelt erst im zweiten Teil, in dem die Songs dann doch wieder durch Soundeffekte verstärkt werden und ineinander übergehen diesen Sog, den die Vorgänger vom Start weg haben.
Das macht Wall of Thatch aber zu keinem schlechten Album. Alle Songs für sich genommen sind sehr stark und mit der vermutlich für Rome größten Stilbandbreite versehen. Und es ist, wie gesagt, ein Album, das man sich erarbeiten muss, und diese Art von Alben sind ja häufig die langfristig gesehen hörenswertesten.
Stimmlich liefert Jérôme Reuter wohl seine stärkste und aufwühlenste Leistung ab.

Somit reiht sich das Album in den durch die Bank starken Katalog der Band ein.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Brighter4:22
2 Nurser4:44
3 Hunter6:11
4 Slaver5:29
5 Martyr3:40
6 Hawker3:50
7 Prayer5:05
8 Keeper4:18
9 Clemency4:39

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