Musik an sich


Reviews
Bach, J. S. (Mortensen, L. U.)

H-Moll Messe


Info
Musikrichtung: Barock Geistliche Musik

VÖ: 15.10.2015

(CPO / JPC/ 2 SACD hybrid / 2013 / Best. Nr. 3126670)



TRANPARENTE KLANGPRACHT

Mit fünf Concertino- und fünf verstärkenden Ripieno-Sänger_Innen sowie einem im Verhältnis dazu eher Streicher-stark besetzem Ensemble bietet das Concerto Copenhagen unter Lars Ulrik Mortensen die derzeit wohl überzeugendste Version von J. S. Bachs monumentaler Messe in h-Moll in solistischer Vokalbesetzung.

Mortensen schlägt in einigen Abschnitten, z. B. dem Kyrie, ein eher ruhiges Tempo an, um davon die konzertanten Säzte temperamentvoll abzusetzen. Es gelingt, die natürliche Intimität, Transparenz und Geschmeidigkeit, die mit einer solchen Fomation möglich ist, mit Klangfülle und konzertantem Schwung zu verbinden; die Ripieno-Stimmen verstärken in der Regel bei den Sätzen mit Pauken und Trompeten in den Tutti-Abschnitten (bzw. vergrößern das Kern-Ensemble entsprechend beim sechsstimmigen Sanctus bzw. doppelchörigen Osanna). Das Orchester spielt in den geringstimmigen und langsamen Sätzen bzw. bei den Soli mit wunderbarer Feinabstimmung und Delikatesse, trumpft bei den prächtigen Gloria-, Credo- und Sanctus-Chören dann aber auch zusammen mit dem vollstimmigen Sängerensemble angemessen auf.
So bemerkt man viele wunderbare Details der kunstvollen Stimmführung v. a. in den Holzbläsern, ohne auf barocke Klangpracht verzichten zu müssen. Vor allem das Sanctus gelingt überwältigend und man hört nicht nur hier, wie Mortensen mit seinen Vokalisten an einer genauen klangfarblichen Abstimmung der Register und individuellen Timbres gearbeitet hat. Man vernimmt einen wirklich von innen leuchtenden Chorklang. Erstaunlich, wie es immer wieder gelingt, die stimmlichen Persönlichkeiten in den Soli zu exponieren und im nächsten Moment wieder in einem Chor homogen zu vereinigen. Lediglich das Quoniam tu solus sanctus wirkt stimmlich trotz des Einsatz des bewährten Peter Harvey wenig markant. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt an dieser wunderbaren Produktion.
Über die Edition schweigt sich das Booklet aus, es scheint sich aber um die weithin gebräuchliche Version der Neuen-Bach-Ausgabe zu handeln.



Georg Henkel



Besetzung

Maria Keohane, Joanne Lunn & Else Torp, Hanna Kappelin: Sopran
Alex Potter & Valdemar Villadsen: Altus
Jan Kobow & Chris Watson: Tenor
Peter Harvey & Jacob Bloch Jespersen: Bass

Concerto Copenhagen

Lars Ulrik Mortensen: Leitung und Orgel


Zurück zur Review-Übersicht
 >>