Musik an sich


Reviews
Höyry-Kone

Huono Parturi (1997)


Info
Musikrichtung: Progressive Rock / Avant Prog

VÖ: 14.02.2014

(Nordic Notes)

Gesamtspielzeit: 48:41


Das zweite und leider auch letzte Album der finnischen Höyry-Kone erschien im Jahr 1997 und beginnt mit einem pompösen “ Beata Viscera“. Dunkle, sauber brummende Keyboardwände erfüllen den Raum und darüber erklingt ein sauberer, erhabener klassisch geschulter männlicher Gesang. Bei dem Stück handelt es sich um eine Bearbitung eines Stückes aus dem Mittelalter, dementsprechend ist die sofort in den Sinn kommende Nähe zu Dead Can Dance nur logisch und in Anbetracht des Stilmixes des Erstlings ist man zunächst etwas verwundert.

Was sich mit den schrillen, zickigen Klängen des folgenden “ Terva-Antti Ku Häihin Lähti“ sofort ändert. Da sind sie wieder, die wilden Mischungen aus Progstrukturen der 70er, kräftigen Streicherspuren die an Klassik oder auch Dark Wave Bands der 80er erinnern und schroffe, proggige Gitarrensalven getrieben von einem satten Bass.
Und so tobt man sich dann auch durch die weiteren Stücke prächtig aus. Die klassischen (Gesangs) Elemente sind anteilig gewachsen und insgesamt scheint das Werk strukturierter, was aber eher an der erstklassigen Produktion liegt. Selten habe ich Avantprog mit soviel Dynamik gehört. Das Spiel mit Laut und Leise, Langsam und brachialschnell wird in solch einer Achterbahnfahrt ausgespielt, das man auch hier kaum folgen kann – aber dazu getrieben wird, es zu tun.
Und es gibt eine weitere neue Nuance, der im Debüt doch häufig eher mit Jazz versetzte Rock ist eine deutliche Spur härter geworden und bricht sich durch Progmetalsounds bis hin zu fast punkigen Klängen aus Gitarren und Streichern.

Bei all dieser Gewalt aus verschiedensten Bereichen mit einem durchaus ernsthaften Ambiente lässt die Band dann trotzdem Ihren Humor nicht außen vor und streut dann auch mal eine folkloristische Progeinlage aus Bläsern (Tubas, Trompeten, Saxophone) ein die zunächst ziemlich deplaziert wirkt, nach mehrmaligen Hören aber an dieser Stelle einfach nicht fehlen darf, da sie wie ein benötigter Break wirkt. Danach wird der zweite Teil des lbums mit dem schon fast poppig (sic) wirkendem Titelstück eröffnet. Aber natürlich feuert die Band auch in diesen 5 Minuten so viele Breaks, Tempowechsel und plötzliche Gitarrenattacken ein wie die meisten Bands in Ihrer ganzen Karriere nicht.

Das Famose ist, das mich das bei diesem Album nicht wie bei vielen Genrekollegen, egal aus welcher Dekade, nach einer Zeit nervt sondern immer wieder begeißtert. Das liegt wohl daran das hier alles organisch wirkt, der Sound einmalig ist und die Dynamik stimmt. Und daran dass es nicht wie bei vielen Kollegen zusammengebaut und unrund wirkt sondrn spätestens nach dem 3. Hören klingt, als wenn es nur so klingen könnte. Und das dem Hörer eben auch immer mal wieder unerwartete Entspanungsmöglichkeiten wie mit dem an die Titelmelodie von Das Boot erinnerndem “Ullakon Lelut“ .

Unterm Strich ein Meisterwerk, das viele andere in den Schatten stellt und zeigt, wie ungerecht die Welt doch sein kann. Denn vielleicht waren Höyry-Kone einfach nur25 Jahre zu spät,---- oder doch eher 5 – 10 Jahre zu früh.

Hier kann man nur die Höchstnote vergeben!



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1. Beata Viscera 6:53
2. Terva-Antti Ku Häihin Lähti 4:02
3. Karhunkaato 4:21
4. Lumisaha 4:39
5. Baksteri 1:57
6. Huono Parturi 4:52
7. Ullakon Lelut 2:19
8. Tottele 2:39
9. Kala 5:11
10. Laahustaja 6:21
11. Laina-Ajalla 5:27
Besetzung

Topi Lehtipuu: Vocals, Violin
Jarno Sarkula: Basses, Flute, Backing Vocals
Jussi Karkkäinen: Guitars
Tuomas Hänninen: Guitars
Teemo Hänninen: Drums
Marko Manninen: Cello


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