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Enjott Schneider

Sacred Music Vol. 1 - 5


Info
Musikrichtung: geistliche Musik, Klassik

VÖ: 16.10.2009

(Ambiente [ACD-3004, -3007, - 3008, -3009, -3001])

Gesamtspielzeit: 345

Internet:

http://www.enjott.com/
http://www.ambiente-audio.de


Das kleine, aber feine Label Ambiente hat es sich zur Aufgabe gemacht, die geistliche Musik des Komponisten Enjott Schneider nach und nach komplett zu veröffentlichen. Nun werden sich viele fragen, wer denn dieser Enjott Schneider eigentlich ist und muss ich den wirklich kennen? Ja, man muss und viele kennen ihn auch, ohne es zu wissen, hat er doch unter anderem die Musik zu einer Vielzahl von Filmen (z.B. Herbstmilch, Stalingrad, Schlafes Bruder, Wildfeuer, Leise Schatten und Das Mädchen Rosemarie), TV-Serien (z.B. City Eypress - seit 1999, Marienhof - ARD, 170 Folgen, Weißblaue Geschichten - ZDF, seit 1990) und TV-Filmen (vom Tatort bis zu Produktionen der Augsburger Puppenkiste) komponiert und konnte damit auch viele Preise gewinnen. Nicht umsonst ist Enjott Schneider Professor für Filmkomposition an der Hochschule für Musik in München und seit 1982 auch Gastdozent an der Hochschule für Fernsehen und Film München.

Daneben ist Schneider aber auch als zeitgenössischer Komponist tätig und hat unter anderem sieben Opern und zahlreiche Orchesterwerke geschrieben.
Ein wichtiger Schwerpunkt seines Schaffens liegt aber im Bereich der Geistlichen Musik, die neben Chorwerken und oratorischen Stücken auch 12 Orgelsinfonien umfasst. In der Zwischenzeit liegen nun die ersten fünf Ausgaben der CD-Reihe Enjott Schneider – Sacred Music bei Ambiente-Audio vor. Und hier gibt es dann wirklich einige Schätze zu entdecken.
Gleich der Einstieg in Volume 1 mit der Orgelsinfonie Nr. 3 „Totentanz“ ist ein erster Höhepunkt. Eingespielt von Bernhard Buttmann (dem das Werk auch gewidmet ist) an der Orgel der St. Sebald Kirche in Nürnberg bietet dieses Werk in der Tradition der großen französischen Orgelsinfonien von Widor oder Vierne einen ungeheure Spannweite an Ausdruckskraft, vom stürmisch bewegten ersten Satz bis hin zu langsamen, Trost suchendem vierten Satz. Überhaupt können alle bisher eingespielten Orgelsinfonien (Nr. 1 „Pater Noster, Nr. 5 „Angelus“ und Nr. 6 „Te Deum“) sowie das Orgelkonzert Nr. 2 „Hiob“ uneingeschränkt überzeugen. Aber auch die ebenfalls sehr anspruchsvollen kleineren Orgelwerke genügen höchsten Ansprüchen und machen Lust auf mehr.

Neben den Orgelwerken können aber auch die Chorwerke überzeugen, wie zum Beispiel Es ist später als du denkst“, 12 Zeitstudien für Chor, Orgel, Schlagwerk und Tonzuspielung, bei dem Grabinschriften als Grundlage dienten, oder das “Kyrie“ und “Gloria“ für Chor und Tonzuspielung von Wal-Gesängen und Elektronik. Hier zeigt sich der enorme Erfahrungsschatz und das kompositorische Können von Enjott Schneider.
Die “Schwabenkinder-Messe“ basiert auf der Musik zum Film „Schwabenkinder“ von Jo Baier und wurde zu einer kompletten liturgischen Messe ausgearbeitet. Man könnte jetzt sicherlich fragen, ob man so etwas denn darf, aber die Qualität der Komposition spricht auch hier für sich.

Insgesamt können die Einspielungen mehr als überzeugen mit der Einschränkung, dass bei Volume 5 (die nicht ausschließlich Werke von Enjott Schneider beinhaltet) die beteiligten Chöre nicht immer den hohen Ansprüchen an die Musik genügen können und vor allem die Intonation den positiven Höreindruck leider etwas trübt.
Ansonsten sind die Einspielungen sowohl technisch, als auch interpretatorisch auf höchstem Niveau angesiedelt und man muss Ambiente-Audio danken, dass es dieses große Projekt in Angriff genommen hat. Man darf sich schon jetzt auf die hoffentlich bald folgenden Einspielungen freuen!



Ingo Andruschkewitsch



Trackliste
Volume 1:
Orgelsinfonie Nr. 3 „Totentanz“ [33:18]
01. Stürmisch bewegt, mit größter Vehemenz [09:07]
02. Trauermarsch. In gemessenem Schritt. Streng [09:35]
03. Totentanz. Scherzo Macabre [07:31]
04. Adagietto. Sehr langsam [06:56]
Bernhard Buttmann, Orgel der St. Sebald-Kirche in Nürnberg

„Es ist später als du denkst“ [24:47]
12 Zeitstudien nach Grabinschriften für Chor, Orgel, Schlagwerk
05. Tempus breve [02:02]
06. Der Mensch kennt nicht die Kürze seiner Zeit [00:46]
07. Die Zeit ist nahe [02:08]
08. Die sich geliebt im Leben [01:32]
09. Welt-Entstehen – Welt-Vergehen [03:49]
10. Seid wachsam [00:34]
11. Das Sichtbare währet auf Zeit [02:20]
12. Entwerden – Entwesen – Entsein [01:42]
13. Iam coepisti exire [02:49]
14. Es kommt eine Zeit [01:30]
15. Das All kam aus dem Alpha [02:17]
16. Gestern er, heute du! [02:43]

17. „Komm, Heiliger Geist“ [04:36]
nach dem gregorianischen Veni creator spiritus

Kyrie und Gloria [10:15]
für Chor und Tonzuspielung (Wal-Gesang)
18. Kyrie [05:13]
19. Gloria [04:39]

20. „Da pacem: Verleih uns Frieden gnädiglich“ [06:03]
für Chor, Oboe, Vibraphon, Cembalo, Orgel

Neuer Kammerchor der Musikhochschule Regensburg
Stefan Baier (Orgel) und ein Instrumentalensemble
Leitung: Kunibert Schäfer


Volume 2:
In principio erat verbum [14:56]
Motette für 6 Männerstimmen, Violoncello und 6 Schlagzeuger
01. Prima pars: In principio erat verbum [05:11]
02. Secunda pars: Es war ein Mensch [02:54]
03. Tertia pars: Erat lux vera [01:23]
04. Quarta pars: Es war in der Welt [02:13]
05. Quinto pars: Et verbum caro factum est [03:12]

Die Singphoniker, Anja Lechner, Violoncello
Schlagzeugensemble Stefan Blum
Enjott Schneider, Dirigent

Hiob. [33:20]
Konzert Nr. 2 für Orgel und Orchester
06. Satz 1: Prolog [06:05]
07. Satz 2: Zerstückelung [05:54]
08. Satz 3: Sternverdunklung [09:15]
09. Satz 4: Landschaft aus Schreien [05:26]
10. Satz 5: Epilog: Kezia (Die Zimtblüte) [06:37]

Johannes Skudlik, Orgel
Klais-Orgel Audimax Ruhruniversität Bochum
Bochumer Symphoniker
Arno Hartmann, Dirigent


Crucifixus [18:19]
für Saxophonquartett und Orgel
11. Toccata [04:20]
12. Adagio [05:03]
13. Marcia funebre (Fuge) [08:55]

Rascher Saxophone Quartet
Harald Feller, Kuhn-Orgel Musikhochschule München


Volume 3
Orgelsinfonie Nr. 1 „PATER NOSTER“ [32:42]
01. Allegro tenebroso [10:43]
02. Vater unser im Himmelreich (Hommage à J. S. Bach) [07:20]
03. Adagio tenebroso (Hommage à César Franck) [07:38]
04. Finale: Toccata „Pater Noster“[07:01]

Orgelsinfonie Nr. 5 „ANGELUS“ [39:02]
05. Die Jakobsleiter [03:54]
06. Erzengel Gabriel: Vertreibung und Verkündigung [14:28]
07. Abaddon, der Engel des Abgrunds [05:40]
08. Cherubim und Seraphim: Gloria in excelsis Deo [04:15]
09. Die Engel der Apokalypse: Feuer und Posaunenklang [10:45]

Franz Hauk an der Klais-Orgel im Münster zu Ingolstadt


Volume 4
Orgelsinfonie Nr. 6 „TE DEUM“ [31:27]
01. Te Deum - Allegro. Feierlich mit Kraft [06:13]
02. Te ergo - Preghiera [07:19]
03. Aeterna fac - Perpetuum mobile [06:23]
04. Salvum fac - Basso ostinato [05:26]
05. In te, Domine, speravi - Toccata [06:06]

06. Schmücke dich, o liebe Seele (aus dem „Ansbacher Orgelbüchlein“) [04:18]
07. Komm, heil´ger Geist, Herre Gott (aus dem „Ansbacher Orgelbüchlein“) [02:36]

08. Pastorale „Herz und Herz vereint zusammen“ [03:48]

09. Modale Fantasie „Wenn meine Sünd mich kränken“ [07:08]

10. Toccata sopra Alleluja [04:34]

Rezitativ und Blues „De profundis“
11. Rezitativ [03:54]
12. Blues [04:20]

13. Ataccot [02:44]

Jürgen Geiger an der Bruckner-Orgel in der Stiftsbasilika St. Florian


Volume 5 – Schwabenkinder Messe
01. Invocabit me (Gregorianik)

ENJOTT SCHNEIDER
Schwabenkinder-Messe
02. I Kyrie
03. II Gloria
04. III Sanctus
05. IV Benedictus
06. V Agnus Dei

HANS LEITNER:
07. Orgel-Improvisation über Themen der Schwabenkinder-Messe von Enjott Schneider

KARL-LUDWIG NIES:
08. Magnificat d´Orléans

HANS LEITNER:
Partita für Orgel “Wer nur den lieben Gott lässt walten”
09. I Präämbel (Introitus)
10. II Aria (Graduale)
11. III Intermezzo (Offertorium)
12. IV Ostinato (Communio)
13. V Ricercino (Exodus)

KARL-LUDWIG NIES:
Missa Pax Infantibus
14. I Kyrie
15. II Gloria
16. III Sanctus
17. V Agnus Dei

18. Scapulis suis (Gregorianik)

Mitwirkende:
Münchner Domsingknaben
Mädchenkantorei am Münchner Dom
Junge Domkantorei München
Gabriele Steck, Sopran
Georgi Bekaia, Tenor
Münchner Domorchester
Münchner Dombläser
Domorganist Hans Leitner, Orgel
Orgeln bei der “Missa Pax Infantibus”: Simone Kopp und Willibald Guggenmos
Leitung: DKM Karl-Ludwig Nies

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