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Reviews
Ihsahn

After


Info
Musikrichtung: Extreme Progressive Metal

VÖ: 22.01.2009

(Candlelight Records)

Gesamtspielzeit: 53:01

Internet:

http://www.ihsahn.com
http://www.myspace.com/ihsahnmusic


Der Name Ihsahn wird wohl auf immer und ewig mit den Black Metal-Pionieren Emperor verbunden bleiben. Dabei hat Vegard Sverre Tveitan (so sein richtiger Name) bei seinem Streben nach musikalischem Ausdruck den Black Metal schon lange hinter sich gelassen, was man deutlich an seinem dritten Soloalbum After hört. Dieses klingt viel eher nach technischer Kälte, als nach nihilistischer Schwärze. Wenn man schon eine Schublade dafür aufmachen will, müsste es extremer Progressive Metal sein. Nach seinem Versuch auf dem Vorgänger angL zu so etwas wie der Black Metal-Version von Opeth zu mutieren, bekommen wir auf dieser CD wohl erstmals den echten und eigenen Ihsahn zu hören, der es nicht mehr nötig hat, dass man ihn an Genrereferenzen festmacht. Die Barrieren scheinen also gebrochen.

Und dementsprechend sperrig klingt After auch. Leicht zu fassen bleibt es selbst nach dem zehnten Durchlauf noch nicht wirklich. Doch aus den acht musikalischen Brocken schälen sich immer mehr bemerkenswerte und interessante Songs. Dabei sind alle Stücke auf ihre Art und Weise ziemlich heavy, ohne jemals gezwungen hart zu sein. Vielmehr brodeln sie vor sich hin, entladen ihre Spannungen nicht beständig in wilden Ausbrüchen. Lediglich bei „A grave inversed“ gehen den Musikern komplett die Gäule durch. Hier treffen radikale Blastbeats auf Freejazz, wenn sich das Saxophon mit den Gitarren und Ihsahns Donnergrollen duelliert. Saxophon? Jawohl, Saxophon. Nicht selten nimmt dieses Instrument einen dominanten Platz im Sound der Platte ein. Was anfangs noch befremdlich wirkt, klingt mit der Zeit immer selbstverständlicher und bringt sogar eine gewisse emotionale Wärme ins Klangbild. Denn das ist das größte Problem der Platte: Sie wirkt mit ihrer technischen Perfektion kalt und schier unnahbar, dadurch ziemlich bedrohlich und vielleicht auch gerade deswegen faszinierend.

Kein Song klingt auf After wie ein anderer. Und 08/15-Standardsongwriting musste genauso draußen bleiben, wie Langeweile. Hier hätten wir z.B. mit „The barren lands“ einen hochmodernen Progmetalsong, mit dem Titeltrack „AFTER“ pure Melancholie, melodisch vertont, mit „Austere“ ein wunderbares fast träumerisches, aber dann doch wieder beunruhigendes Lied und mit „Undercurrent“ einen Longtrack der von gleitenden, gezupften Gitarren und fast friedvollen Passagen, bis zu harten Gitarrenbreaks mit garstiger Stimme, einen großen klaren Refrain und schräge Jazztöne die ganze Bandbreite der Platte bietet. Beschlossen wird After von „On the shores“, bei dem das wimmernde Saxophon den Hörer auf Wellen dem Abgrund entgegen treibt.

Wie man es auch dreht und wendet, das dritte Ihsahn-Album ist ein außergewöhnliches und auf seine Art und Weise extremes Stück Musik. Mit ein bisschen mehr an Emotionalität wäre es sogar annähernd perfekt. Dafür strotzt es vor spielerischer Klasse, mit der neben der Spiral Architect-Rhythmusgruppe Asgeir Mickelson und Lars Koppang Norberg, sowie dem Saxophonisten Jorgen Munkeby, vor allem der Namensgeber an seiner achtsaitigen Gitarre brilliert. So fängt 2010 gut an!



Mario Karl



Trackliste
1The Barren Lands5:12
2 A Grave Inversed4:25
3 AFTER4:47
4 Frozen Lakes On Mars5:54
5 Undercurrent10:00
6 Austere6:16
7 Heavens Black Sea6:15
8 On The Shores10:12
Besetzung

Ihsahn (Vocals, Guitars, Keyboards)
Asgeir Mickelson (Drums)
Lars Koppang Norberg (Bass)
Jorgen Munkeby (Saxophone)


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