Musik an sich


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Chopin, F. (Brantelid)

Cellosonate, Klaviertrio, Grand Duo


Info
Musikrichtung: Romantik Kammermusik

VÖ: 10.02.2010

(EMI Classics / EMI / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. 5099968774226)

Gesamtspielzeit: 68:42

Internet:

Andreas Brantelid



CHOPIN UND DAS CELLO

So ein Jubiläumsjahr beschert dann ja manchmal doch noch neue Einsichten und Eindrücke: denn Chopins Oeuvre für Cello erfährt sonst eher selten Aufmerksamkeit. Nun aber zeigt der junge dänische Cellist Andreas Brantelid, dass es auch auf diesem Gebiet so einiges zu entdecken gibt. Freilich, beim leidenschaftlich Klaviertrio steht doch eher wieder das Piano im Vordergrund, aber die recht spät entstandene Sonate für Cello und Klavier erweist sich als echter Leckerbissen: das intime, eindringliche Zwiegspräch der beiden Instrumente ist von grüblerischer Schwere und sanglicher Wehmut durchzogen, dabei überraschend frei in der Form. Bemerkenswert ist auch das Grand Duo concertant, dem Themen aus Giacomo Meyerbeers erfolgreicher Oper "Robert le Diable" zugrunde liegen; zunächst scheint es, als handele es sich gar nicht um ein Stück für Violoncello, denn es ist das Klavier, das den Vorreiter gibt und das dabei in seinem virtuosen Part auch nur wenig Anknüpfungspunkt zur besagten Oper aufweist. Erst recht spät wird die Irritation aufgelöst und das Cello setzt ein, nicht weniger virtuos, nun aber die bekannten Melodien auszierend, ausdehnend und variierend.

Andreas Brantelid versieht den Cellopart mit hoher Kunstfertigkeit und einem berückend vollen, klangsatten Ton, der stets erdfarben timbriert ist. Brantelid tendiert bei der Tongebung zu einer gewissen Schwere, teils wird geradezu körperlich spürbar, wie er dem Instrument den Klang abringt und wie er sich dabei besonders dem nachdenklichen, wehmutsvollen Aspekt in Chopins Musik zuwendet. Dies steht besonders der Cello-Sonate op. 65 gut zu Gesicht.
In Marianna Shirinyan hat Brantelid eine virtuose, anpassungsfähige Mitstreiterin am Klavier gefunden, die hier durchaus zu brillieren versteht, von der Tontechnik aber zugunsten des Cellos leicht in den Hintergrund gedrängt wurde. Vilde Frangs souveränes, angemessen zurückgenommenes Violinspiel im Klaviertrio komplettiert den positiven Gesamteindruck, den diese ungewöhnliche Zusammenstellung hinterlässt.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-4 Cello-Sonate g-moll op. 65
5-8 Klaviertrio g-moll op. 8
9 Grand Duo concertant in E
Besetzung

Andreas Brantelid: Cello
Marianna Shirinyan: Klavier
Vilde Frang: Violine (Track 5-8)


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