Musik an sich


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Falcos Manager plaudert aus dem Nähkästchen




Info
Autor: Hans Bork

Titel: Falco: Die Wahrheit Wie es wirklich war - sein Manager erzählt

Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf

ISBN: 978-3-89602-921-8

Preis: € 19,90

352 Seiten

Internet:
http://www.schwarzkopf-schwarzkopf.de

"Spring doch endlich, tote Künstler verkaufen sowieso besser! Aber hör mit deinem Gejammer auf!" schrie Horst Bork Falco an, als diesem am geöffneten Hotelfenster plötzlich einfällt, dass er den Geburtstag seiner Mutter vergessen hatte und jammernd verkündete, am liebsten aus dem Fenster zu springen. Horst Bork kann froh sein, dass Falco ihn nicht beim Wort nahm (wobei er allerdings nicht verrät, in welcher Etage sich dieses Erlebnis zugetragen hat...), denn schließlich spielt sich diese Begebenheit schon im Jahre 1983 ab. Falco hat da zwar schon einen ansehnlichen Bekanntheitsgrad durch seine Erfolgssingle "Der Kommissar" und sein Debütalbum "Einzelhaft" erlangt, der große internationale Durchbruch folgte aber erst später (u. a. mit "Rock Me Amadeus" auf Platz eins der amerikanischen Charts, was bis heute noch keinem anderen deutsprachigem Titel gelungen ist). Und diesen Erfolg hätte wohl ein toter Falco nicht mehr erreicht und als Falcos Manager wären Bork wohl erfolgreiche Jahre durch die Lappen und der Musikwelt ein Star verloren gegangen...

"Tote Künstler verkaufen sowieso besser" ist aber eine Weisheit, die sich auch nach Falcos Tod knapp 15 Jahre später bewahrheiten sollte, denn schließlich startete die seit einem Jahrzehnt arg ins Stocken geratende Karriere von Falco nach dessen Tod 1998 noch mal so richtig durch. Hätte Horst Bork bereits damals sein Buch Falco: Die Wahrheit mit dem marktschreierischem Untertitel Wie es wirklich war - sein Manager erzählt veröffentlicht, hätte man ihm wohl vorwerfen können, ungeniert an Falcos Tod mitzuverdienen, jetzt, mit dem zeitlichem Abstand von über 10 Jahren, geht dieses Buch aber durchaus in Ordnung. Als Anlass, Falcos Geschichte gerade jetzt niederzuschreiben, nennt Bork den Film "Falco – Verdammt, wir leben noch!" (2007), bei dem er beratend zur Seite stand.

Das Buch erzählt chronologisch in 18 Kapiteln den Aufstieg des "ersten weißen Rappers" aus Wien, wobei jedes genau ein Jahr beschreibt (1981-1998). Horst Bork war bis 1993 Manager von Johann "Hans" Hölzel alias Falco, und er beschreibt dessen Leben vor allem aus seiner Managersicht. Und glaubt man seinen Ausführungen, so hat er wohl einen wesentlichen Anteil an Falcos Erfolgen. Vor allem seiner Überredungskunst ist es zu verdanken, dass man sich nach der schlecht verkauften LP "Junge Roemer" mit den holländischen Bolland-Brüdern zusammentat, was schließlich zu den großen Erfolgen wie "Rock Me Amadeus", "Jeanny", The Sound Of Musik" und "Coming Home" führen sollte. Trotz Falcos Weigerung, ein Stück über Mozart zu singen und überhaupt mit den "Kasrollern" (Zitat Falco) aus Holland zusammenzuarbeiten, wurde so doch noch Musikgeschichte geschrieben.

Falco: Die Wahrheit ist nicht nur ein Buch über die Kunstfigur Falco oder über die Person Hans Hölzel dahinter geworden, sondern ist - was eigentlich viel interessanter ist - auch ein kleiner Blick hinter die Kulissen des Musikgeschäftes. Vertragsverhandlungen, Promotionstouren und nüchterne Verkaufszahlen werden eher thematisiert als künstlerische Aspekte. Einige Fotos aus allem Schaffensperioden, zum Teil auch privater Natur, runden dabei die Erinnerungen des Managers ab. Über Falco erfährt der Leser vor allem, dass dieser nüchtern schon nicht ganz einfach, betrunken dagegen schwierig bis unerträglich sein konnte. Und wenn Falco mal wieder ein zu hohes Interesse an kolumbianischer Agrarkultur zeigte und dann mit seinen Freunden Jack Daniels und Johnnie Walker zu Höchstform auflief, konnte es durchaus peinlich oder auch teuer werden. Und so war Horst Bork wohl nicht nur Falcos Manager, sondern gleichermaßen Berater, Vermittler, Therapeut und Kindermädchen. Aber nach dreizehn Jahren, in denen Falco so einiges vergeigt und verzapft hatte (sogar ein Duett mit Madonna ausschlug...), hatte er langsam die Motivation verloren, ständig die Karre für seinen undankbaren Star aus dem Dreck zu ziehen, so dass man sich 1993 geschäftlich trennte, den privaten Kontakt aber nie verlor.

Fazit: Falco: Die Wahrheit ist die tragische Geschichte eines versinkenden Sterns am Pop-Himmel, die interessante Hintergründe des Lebens von Falco bietet und ist auch einfach ein nett zu lesendes Buch, dem man den etwas zu reißerischen Buchtitel bereits nach einigen Seiten verzeiht.



Jürgen Weber



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