Musik an sich


Reviews
Aereogramme

My heart has a wish that you would not go


Info
Musikrichtung: Alternative/Post Rock

VÖ: 19.01.2007

(Chemikal Underground)

Gesamtspielzeit: 47:18

Internet:

http://www.aereogramme.co.uk


Die Schotten Aereogramme waren bis jetzt vor allem dafür bekannt zerbrechlich wirkende Passagen auf wüste Schreiausbrüche treffen und dadurch faszinierende Songs entstehen zu lassen. Ein echtes Wechselbad der Gefühle eben. Dabei übersah man leicht einmal, dass sich hinter diesem manchmal etwas unkontrolliert wirkenden Konstrukten wirklich gute Songwriter verbergen. Das hat sich jetzt ein wenig geändert.

Reifer sind die geworden, wie man so schön sagt. Aereogramme haben ihre Stärken erkannt und konsequent weiterentwickelt. Dabei hat das Quartett stets darauf geachtet atmosphärische Songs mit einem guten Fluss zu schaffen. Wunderbare melancholische Melodien mit atmosphärischen und fast hypnotischen Instrumentalpassagen stehen dabei im Vordergrund. Die Band hat ja schon immer das cineastische Element in ihrer Musik als besonderes Markenzeichen hervorgehoben. Auf My heart has a wish that you would not go tritt es noch offensichtlicher zu Tage (so ist z.B. der Albumtitel dem Buch auf dem der Film „Der Exorzist“ basiert entnommen). Der Begriff „Kopfkino“ ist nicht ganz fehl am Platze.

Doch wo die Vorgänger früher eher zur Untermalung eines Psychothrillers oder Horrorfilms getaugt hätte, kommt einem hier des Öfteren ein Liebesdrama in den Sinn. Es treffen himmlische Geigenarrangements auf entrückte Elektronikspielereien und gefühlvollen Gesang. Sänger Craig kämpft neuerdings nicht mehr verzweifelt gegen Gitarrenwände an, sondern arbeitet mit ihnen zusammen in eine Richtung. Überhaupt gehören übertrieben harsche Passagen der Vergangenheit an, was manche vielleicht schade finden werden. Allerdings wirkt sich das nicht auf die Intensität der Songs aus. Die Musik der Schotten zieht den Hörer nach wie vor wie ein Mahlstrom in die Tiefe. Diese Weiterentwicklung wirkt sich sehr positiv auf das Album als Ganzes aus. Es wirkt sehr geschlossen und tritt als Einheit auf.

Besondere Highlights herauszupicken ist da gar nicht so einfach, da sich alle Songs auf gleich hohem Niveau bewegen und jeder sicherlich einen anderen Lieblingssong finden wird. Genauso sieht es mit Vergleichen aus. Am ehesten würde man Aereogramme vielleicht noch in eine Schublade mit ihren Labelkollegen Arab Strap oder Mogwai packen. Aber warum sollte man diese Musik mit irgendetwas vergleichen? Dafür klingt das Album einfach zu gut und einzigartig. Der Band ist mit My heart has a wish that you would not go ohne wenn und aber ein ausgezeichnetes Album gelungen, welches zu den Highlights des noch jungen Jahres zählt. Wer allerdings meint es durch kurzes Reinhören ergründen zu können befindet sich auf dem Holzweg. Denn Aereogramme machen es einem trotz Kurskorrektur nicht ganz einfach. Man kann der Band nur dazu beglückwünschen sich aus der kreativen Sackgasse, in die sie sich mit ihrer letzten Veröffentlichung Seclusion manövriert haben, befreit zu haben. Der Start in ein neues Bandzeitalter ist auf jeden Fall mehr als geglückt!

Wer mehr über dieses Album erfahren möchte, dem empfehlen wir unser Interview mit Bassist Campbel McNeil (Link).



Mario Karl



Trackliste
1Conscious life for coma boy4:30
2Barriers4:55
3Exits4:16
4A life worth living5:58
5Finding a light3:46
6Living backwards6:54
7Trenches4:08
8Nightmares4:05
9The running man3:33
10You’re always welcome5:08
Besetzung

Craig B (Guitar, Vocals)
Iain Cook (Guitar, Programming)
Campbell McNeil (Bass)
Martin Scott (Drums)



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