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Reviews
Bader-Kubizek u.a.

Jacob Stainers Instrumente


Info
Musikrichtung: Kammermusik / Barock

VÖ: 24.11.2004

Acanthus / Klassik Center Kassel (CD DDD (AD: 2003) / Best. Nr. 20 002)

Gesamtspielzeit: 54:35

Internet:

Kunsthistorisches Museum Wien



GUTES BLEIBT

Das Label Acanthus setzt seine Reihe fort, in welcher es historische Elemente aus der Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien präsentiert (siehe dazu eine frühere Rezension). Nun gut, in diesem Falle ist es ein wenig gemogelt, denn nicht alle Instrumente, die hier zum Einsatz kommen, stammen tatsächlich aus jenem Fundus. Allen gemeinsam ist aber, dass es sich um Streichinstrumente aus der Werkstatt des Tiroler Instrumentenbauers Jakob Stainer (ca. 1618-1683) handelt. Stainer war mit seinen Violinen und Bassinstrumenten schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit. Dennoch starb er , den man in einem undurchsichtigen Prozeß wegen Häresie verurteilt hatte, schließlich völlig verarmt und in geistiger Umnachtung.
Hinterlassen hat er eine große Vielzahl von wunderbar gearbeiteten Streichinstrumenten, die als typisch, aber auch mustergültig für die Zeit des Barock gelten dürfen. Sie entsprechen im Klangbild und hinsichtlich ihrer technischen Möglichkeiten ganz dem Ideal jener Zeit, überdauerten diese aber und waren bis ins 19. Jahrhundert hinein in Gebrauch, bis sie dann das Bedürfnis nach klangkräftigeren Violinen verdrängte.

Im Zuge des Bemühens um eine historisch korrekte Wiedergabe von Musikstücken, kommen sie nun wieder verstärkt zum Einsatz. Leider haben sich die Instrumente selten vollständig im Originalzustand erhalten; oftmals gab es Veränderungen v.a. im Bereich des Instrumentenhalses. Dennoch kann man sich anhand dieser CD eine Vorstellung davon machen, wie die Musik zur Zeit eines Heinrich Ignaz Franz Biber geklungen haben mag. Der Ton der beiden Violinen aus den Jahren 1668 und 1670 ist rund und voll, dabei von einem mattschimmernden Glanz. Dieser fast schmeichelhafte Charme paßt ausgezeichnet z.B. zu Bibers verinnerlichter Partita VI aus den Harmonia Artificiosa-Ariosa.
Auch die Viola da gamba, die in William Youngs (gestorben 1662) Solo-Stücken zu hören ist, fällt durch einen extrem sonoren Klang auf, bei dem der Ton jederzeit klar und angenehm bleibt.
Das Violoncello, von Stainer 1673 gebaut, stellt vielelicht die größte Überraschung dar. Als ausgewiesener Cellobauer ist Stainer nicht unbedingt bekannt, aber dass er diesem Instrument nicht weniger Aufmerksamkeit und Kunstfertigkeit schenkte, als seinen Violinen, wird hier ganz deutlich. In Domenico Gabriellis 1689 entstandenen Ricercari präsentiert sich ein Instrument, das zwar den später verwandten Celli in puncto virtuoser Beweglichkeit unterlegen sein mag, sich aber durch einen erstaunlich brillanten, zugleich aufgrund des größeren Korpus dabei besonders volumenreichen Ton auszeichnet.

Den Ausführenden stellte sich mit der Handhabung dieser Instrumente keine leichte Aufgabe. Es wird viel Experimentierens und Probens bedurft haben, um den virtuosen Anforderungen der ausgewählten Stücke dennoch gerecht zu werden. Die Musiker haben sich dieser Mühe offenkundig mit Engagement unterzogen und das Ergebnis belohnt ihre Mühen: Wir können Interpretationen genießen, die technisch überzeugen, durchdacht wirken und zugleich im Zusammenspiel mit Stainers Instrumenten ein gutes Maß an Sinnlichkeit und Kraft ausstrahlen.
Auch wenn die CD aufgrund der Werkauswahl und der speziellen Thematik mehr etwas für Fans sein mag: Dank der musikalischen Leistung, des dokumentarischen Wertes und der sorgfältig aufbereiteten Informationen im Booklet, sowie des guten Klangeindrucks der Aufnahme eine ganz und gar nicht museale, sondern höchst lebendige und spannende Produktion.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-3 H.I.F. Biber: Harmonia Artificiosa-Ariosa, Partita VI in D-Dur f. 2 Violinen und B.c.
4-8 W. Young: Stücke f. Viola da gamba solo
9-13 H.I.F. Biber(?): Balletti Violino solo
14-15 Domenico Gabrielli: Ricercari per Violoncello solo
16 H.I.F. Biber: Passacaglia in g-moll aus den Rosenkranz-Sonaten f. Violine solo
Besetzung

Maria Bader-Kubizek, Anita Mitterer - Barockvioline
Christophe Coin - Violoncello und Viola da gamba
Gordon Murray - Orgelpositiv


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