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Exodus

Tempo Of The Damned


Info
Musikrichtung: Thrash Metal

VÖ: 02.02.2004

(Nuclear Blast Records / EastWest)

Gesamtspielzeit: 58:18

Internet:

www.exodusattack.com


Man stellt fest, dass immer mehr Metal-Urgesteine (oder muß es Legierungen heißen…?) aus den USA bei Nuclear Blast landen. Wie Manowar, Anthrax, Death und Suicidal Tendencies findet man nun also auch Exodus mit ihrem ersten Studio-Album seit 12 Jahren bei den Donzdorfern wieder.

Jeder, der Exodus noch aus den guten alten Bay-Area-Thrash Gründertagen kennt, wird anerkennen müssen, welch hohen Stellenwert die Band damals in Szenekreisen und für die Entwicklung des kompletten Genres Thrash hatte.
Gründungsmitglied Kirk Hammet mussten sie zwar recht bald an Metallica abtreten, doch wer würde ihm angesichts des kongenialen „H-Teams“, Gary Holt und Rick Hunolt an den Gitarren, nachweinen. Trotzdem konnten Exodus die spätere Popularität ihrer damaligen Mitbewerber Slayer oder eben Metallica nie erreichen.

Als alter Exodus-Fan war ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge natürlich sehr gespannt auf das neue Album. Man ist ja vorgewarnt durch andere Metal-Dino-Reunions, die nicht immer zwingend notwendig gewesen wären. Auch die erste Exodus-Reunion-Phase ab 1996 mit Ur-Sänger Paul Baloff währte kurz und brachte nur ein Live-Album, dessen Playlist leider die komplette Steve Souza Phase ignorierte. Die zweite Reunion 2001 hatte zu allem Unglück noch Baloffs Tod zu verkraften. Nach der Rückkehr von Sänger Steve „Zetro“ Souza stellte sich also die Frage, wo würden sie anknüpfen oder sollten sie ihren Musikstil noch einmal total verändern?

Doch spätesten auf der „Bonded by Metal“-Tour diesen Herbst konnte man mit offenem Mund die tighten Riff-Salven des H-Teams über sich ergehen lassen und auf tempo of the damned bestätigt sich, was man seitdem ahnen durfte.
Gleich der erste Track, das schön betitelte schnelle „Scar Spangled Banner“ ist ein Hit und beginnt mit einem Riff, das von keiner anderen Band stammen könnte und - um eine Floskel zu vermeiden - eines klar stellt: Exodus are back!

In der glasklaren, druckvollen Produktion von Andy Sneap (u.a. Arch Enemy, Nevermore, Opeth, Machine Head) begegnet man messerscharfen Riffs und Soli (z.B. „Forward March“) an allen Ecken und Enden. Das Album wirkt musikalisch wie eine direkte Konsequenz aus den Klassikern „Fabulous Disaster“ (1989) und „Impact Is Imminent“ (1990) und ist damit wieder abwechslungsreicher Thrash par excellence. Da fehlen natürlich „Toxic Waltz“-Stampfer wie „Blacklist“ oder „Sealed With A Fist“ genauso wenig wie schnelle Nackenbrecher à la „Impaler“ (ein alter Demosong) oder „tempo of the damned“.

Das 1992 direkt vor dem Split erschienene, letzte Studio-Album Force Of Habit, wo die Ur-Thrasher die Grenzen ihres Sounds durch bluesig-groovige Experimente etwas weiter ausdehnten, das Tempo drosselten und schnelle Schädelspalter-Riffs fast komplett außen vor ließen, schlägt sich auf Tempo of the damned (sic!) nur in einigen extrem groovigen Midtempo-Parts nieder (z.B. in „Culling The Herd“ und „Throwing Down“).

Gesamtbild also: Spitzenklasse Thrash-Songs aus fetten Riffs, vervollständigt durch Zetros einzigartiges Reibeisen-Shouting, ergeben ein Album wie aus einem Guß und man erhält, um Exodus´ „Toxic Waltz“ zu zitieren, eine massive Wand, gegen die der geneigte Thrasher seinen Kopf mit Freuden hauen kann. tempo of the damned kann ich euch nur wärmstens ans Herz legen.

Erscheint auch als Digipack mit Bonustracks und auf rotem Vinyl.



Bernhard Frey



Trackliste
1Scar Spangled Banner6:41
2War Is My Sheppard4:29
3Blacklist6:17
4Shroud of Urine4:51
5Forward March7:38
6Culling The Herd6:07
7Sealed With A Fist3:37
8Throwing Down5:01
9Impaler5:25
10Tempo Of The Damned4:21
11Dirty Deeds Done Dirt Cheap (AC/DC-Cover)3:51



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