Robby Rothschild

Same (EP)


Info
Musikrichtung: Singer/Songwriter/World Music-Fusion

VÖ: 28.08.2020

(Eigenlabel)

Gesamtspielzeit: 22:33

Internet:

https://robbyrothschild.com/
https://www.hemifran.com/news/


Recht ungewöhnlich, ungewöhnlich interessant, das unweigerliche Gefühl beinhaltend, dieser Musik unbedingt zuhören zu müssen, startet die gleichnamige Platte des US-amerikanischen Musikers Robby Rothschild. Viel ist über den Mann im Internet nicht zu finden, so denke ich, dass es höchste Zeit ist, ein wenig zu seinem Bekanntheitsgrad beizutragen.

Auf seiner Webseite erfährt man auch lediglich, dass der eigene Songs singt, und die Instrumentierung neben seiner akustischen Gitarre ausweitet um solche Instrumente wie die westafrikanische Kora, die irische Bouzouki oder verschiedene Perkussionsinstrumente. So schöpft er demnach nicht nur aus eigenen persönlichen Eindrücken, sondern auch aus Traditionen verschiedener Völker.

Das wird bereits nach zwei Songs sehr deutlich, hört man Einflüsse aus Afrika ("Untie Me") oder der Flamenco-Tradition, hier durch die spanische Gitarre auf "Open Wide". Dieses ergibt sich auch aus musikalischen Studien, die der Singer/Songwriter in Irland und Mali betrieben hat, darüber hinaus studierte er in Paris und besitzt eine Master-Ausbildung für Komposition von der Universität in New Mexico.

Auf dieser EP mit sechs Titeln befinden sich innerhalb der gleichbleibend sehr warmen und intimen Stimmung dennoch unterschiedliche Ausprägungen mit Hinwendung zu verschiedenen Assoziationen. "Untie Me", wie bereits erwähnt, besitzt eine stark afrikanische Aussage, hin zu Mali, der angeblich afrikanischen Wiege des Blues. Ja, hier assoziiere ich dann auch zum Beispiel zu Ali Farka Touré, aber auch die westlichen Anteile sind klar dargestellt, jeweils geschickt übergehend und zusammengehalten durch den elastischen akustischen Bass von Jon Gagan.

Calvin Hazen ist der Mann, der auf "Bead Of Glass" den Flamenco einstreut mit seiner Gitarre. Grundsätzlich ist dieses Stück ein anmutiger Song aus dem Umfeld Singer/Songwriter, zunächst ist es der Klang des Cajons, dann die plötzlich losgelöste Gitarre im Flamencosound, und wiederum der Bass, die allesamt wichtige Akzente setzen in einem sehr ungewöhnlich aufgebauten Song. Eine große Ruhe mit einem dicken Klacks Melancholie führen mich mit "Encircled" direkt hin in die Welt eines Nick Drake, auch stimmlich ist Rothschild extrem dicht bei ihm. Und das dreistimmige Vokal-Arrangement von Moira Smiley ist sehr gelungen als zusätzlicher Farbtupfer.

Ebenso fein und mit einem ganz stillem und fast hauchendem Gesang, der ganz viel Emotionen verbreitet, nur von der Kora (so vermute ich) begleitet, so flüstert uns der Protagonist ein wunderschönes Lied zu mit "Save Me A Place". Genauso geht es mit "Question Mark" weitergeht, hier nur zusätzlich von Perkussion und Bass begleitet. Doch entgegen des Songtitels wird hier keine Frage offen gelassen, denn es steht außer Frage, dass auch mit diesem Stück wunderschöne Musik geschaffen wurde, ein wahrer Brückenschlag zwischen afrikanisch und westlich orientierter Musik.

Leider werden wir viel zu früh verabschiedet mit einem Gastspiel des deutschen Gitarristen Ottmar Liebert auf "Bead Of Glass". Auch er bringt noch einmal einen Hauch von Flamenco ein, wenngleich leider auch nur kurz. Nun bleibt es mir nur noch, darauf zu warten, dass Robby Rothschild alsbald ein volles Album veröffentlichen möge, am besten mit den gleichen Musikern wie auf dieser EP.

Schließen möchte ich mit den Worten des Protagonisten, in denen er sich wie folgt äußert:
“I feel the summons to music in the same part of my heart that feels the seasons; the long light, the deep-seated aloneness in our culture, and its longing for company. Call it quirky. Call it New Mexico. I’ll try to play something for both those lineages, and I’ll hope to heal myself and others along the way.”



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Untie Me
2 Open Wide
3 Encircled
4 Save Me A Place
5 Question Mark
6 Bead Of Glass
Besetzung

Robby Rothschild (vocals, acoustic guitar, kora, drums, percussion, arrangements)
Jon Gagan (upright bass)
Ottmar Liebert (guest guitar - #6)
Calvin Hazen (guest guitar - #2)
Moira Smiley (backing vocals, three-part arrangement - #3)
Tawanda Suessbrich-Joaquim (backing vocals - #1, 5)
Jerry Weimer (clarinet)
Char Rothschild (accordion)
Yuko Shimokawa (violin, viola)
Dana Winograd (cello)



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