I Want Poetry

Human Touch


Info
Musikrichtung: Indie Pop

VÖ: 20.11.2020

(1000 Oceans Records)

Gesamtspielzeit: 39:56

Internet:

https://www.iwantpoetry.com/
https://www.promotion-werft.de/


Indie Pop ist ihr Metier - I Want Poetry , das Duo aus Dresden. 2018 gegründet, legen Tine von Bergen und Till Moritz Moll nun ihr Debüt-Album vor - Human Touch. Im letzten Jahr wurde bereits eine Single vorausgeschickt, das auch hier enthaltene "Adrenaline".

"Growing Pains", ja, das klingt irgendwie tatsächlich nach Schmerz, so emotional trägt Tine von Bergen den Text vor. Hinter ihrer Stimme türmen sich Klangwände auf, von zartem Piano bis mächtigem Synthie. Eigentlich wirkt der Song eher wie eine einleitende Sequenz zu einem längeren Stück, es fliesst meist dahin und weist kleine dramatische Steigerungseffekte auf.

Im Mittelpunkt, und das mag ein Nachteil sein, stehen als einzige Instrumente halt Piano und Synthies, lediglich etwas Schlagzeugbegleitung setzt einige zusätzliche Akzente. Das kann auf Dauer wenig abwechslungsreich sein, obwohl Moll stets verschiedene Klanggestaltungen hervorholt und somit den Songs einen relativ individuellen Anstrich verleiht. Die weiteren Instrumentalisten, Strings und akustische Gitarre vermögen eigentlich keinen besonderen zusätzlichen und zur Abwechslung beitragenden Aspekt beitragen, irgendwie geht es unter im dumpf-schwebenden, manchmal rhythmisch angetriebenen Indie-Pop-Sound mit sphärische anmutender Atmosphäre.

Schön wäre es gewesen, wenn Songs wie "Bolts Of Lightning", anfangs mit Piano und Gesang, auch vermehrt in Erscheinung getreten wären. Denn die fragile Schönheit solcher Momente hätte es verdient, ausgebaut zu werden. Hier auch kommt die Stimme von Tine von Bergen besser zur Geltung.

Durch die ganze Produktion zieht sich eine melancholische Stimmung, der jedoch aufgrund starker Keyboard-Präsenz ein wenig der Emotion beraubt wurde und so sehe ich Stimme und Synthies nicht vereint, sondern gegeneinander arbeitend. Das gewisse stimmige Element fehlt. Ich versuche, Gegenbeispiele zu finden, wo auch die Elektronik eine starke Rolle spielt, so sehe ich die Verquickung der Einzelelemente als Gesamtbild bei Bands wie Dead Can Dance besser erfüllt. Aber die sind schliesslich noch mehr "Indie" und sicher auch nicht mit I Want Poetry in diesem Sinne zu vergleichen.

Gesamtheitlich betrachtet, fließt die Musik relativ einheitlich dahin und wird einerseits getragen von einer fähigen und ausdrucksstarken Stimme und andererseits von breitflächigen Keyboardwänden, die druckvoll und mitunter donnernd vom Schlagzeug untermauert werden. Eine oft tranceartige Stimmung, auch mit gelegentlichen Anleihen an Musik von Kate Bush, bestimmt weitestgehend das Klangbild, das jedoch aus meiner Sicht zu sehr von den über-prominenten Keyboards zu sehr bestimmt wird. Etwas weniger davon, mehr echte Streicherarrangements, vielleicht hier und da eine Solo-Violine, eine Harfe, und eine zartere und mehr behutsame Vorgehensweise hinsichtlich der rhythmischen Gestaltung würden der Musik sehr gut zu Gesicht stehen, dann käme man dem Titel der Platte, Human Touch auch wenig näher.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Growing Pains
2 Water
3 Adrenaline
4 The World Within
5 Chandler
6 For The Night
7 Bolts Of Lightning
8 Islanders
9 The Sensual
10 Aurora
11 Under The Radar
Besetzung

Tine von Bergen (vocals)
Till Moritz Moll (piano & synthesizers)
Johannes Ziemann (drums - #1-3, 8)
Stephan Salewski (drums - #6)
Christopher William Molina (acoustic guitar - #6)
Elliot Kempton (strings - #6, 11)
Christoph Uschner (cello - #1, 7)
Filip Sommer (viola - #1, 7)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>