Musik an sich


Artikel
III - O: Kitshickers V 4.0, 2016




Info
Gesprächspartner: Kitshickers

Zeit: Dezember 2016

Stil: Rock / Stoner / Metal

Internet:
https://kitshickers.bandcamp.com
http://www.kitshickers.org

Es war ganz am Anfang meiner Zeit als Schreiber für musikansich.de 2006. Damals bekam ich das Album ...so that's the miracle of life... der mir damals noch unbekannten luxemburgischen Kitshickers auf den Tisch. Genau wie in meinem Privatleben (Trennung und Umzug) vollzog sich in der seit 1998 bestehenden Band damals ein wichtiger Umbruch, denn die komplette Rhythmustruppe - also Bassist und Schlagzeuger - wurden vor dem Album ausgetauscht. Im Grunde war ...so that's the miracle of life... jedoch der eigentliche Start der musikalischen Reise der Kitshickers, welchem dann 2008 mit The Orion Constallation und 2013 mit Horror Vacui sich stetig steigernde Produktionen, die alle eine große Geschichte verfolgen, folgen sollten. Vor diesen Alben hatte die Band eifrig Liveerfahrung gesammelt und einige Promos und selbstvertriebene Aufnahmen gemacht und auf den Alben von 2001 und 2003 ihre musikalische Richtung gesucht.

Nun folgt der nächste Streich der Band, die ihre Alben nach wie vor mit diesen schönen, mystischen Covern und ebensolchen Titeln schmückt: III – 0. Und wieder gibt es Neuerungen. Denn hatte sich die Band zuletzt immer weiter in Produktionstechnik, Sound und überraschenden Stilwechsel innerhalb des eigenen Rockkosmos gewagt, überrascht sie diesmal entgegen der zu großen Teilen rein instrumentalen Vorgänger mit einem großen Anteil an Gesang und demenstprechend auch mehr songorientiertem Material, obwohl die Stücke insgesamt sogar länger ausgefallen sind. Das bedeutet nicht, dass sie auf dem neuem Album auf überraschendee musikalische Wendungen wie elektronische, fast poppige Elemente verzichtet haben, doch der Grundtenor bewegt sich mehr in eine Richtung aus Rock, Stoner und Metal und neben erstklassigem Gesang fehlen auch ebensolche Growls nicht.

Auch dieses Mal durfte ich wieder ein nettes E-Mail-Interview mit Bandleader Gilles Heinisch führen, der wie gewohnt gut gelaunt meinen Fragen Rede und Antwort stand.



Wolfgang Kabsch: Hallo Gilles, drei Jahre nach Eurem letzten Album Horror Vacui kommt ihr nun mit Eurer neuen Platte III-O daher. Bevor wir uns mit dem erneut in Eigenregie veröffentlichten Doppel-Vinyl beschäftigen: Wie ist der Vorgänger bei Euren Fans angekommen?

Gilles Heinisch: Hallo Wolfgang. Das letzte Doppel-Album kam größtenteils sehr gut an, man darf sich aber gerne auch eingestehen, dass es sich doch um ein recht anstrengendes Album handelte, das so einiges vom Zuhörer abverlangte. Wer sich aber darauf einließ, wurde eigentlich nicht enttäuscht und wir sind auch heute noch immer sehr zufrieden mit dem Resultat.

W.K.: Ihr veröffentlicht erneut in Eigenregie. Ist dieses Vorgehen bei Horror Vacui erfolgreich gewesen?

G.H.: Wenn ich ganz ehrlich bin, hatten wir keine große Wahl. Es gibt nicht wirklich viele Labels in Luxemburg - man kann sie fast an einer Hand abzählen. Und da wir bei Horror Vacui eigentlich gute Erfahrungen gemacht haben alles in Eigenregie zu veröffentlichen, haben wir uns wieder für diesen Weg entschieden. Was aber nicht heißt, dass wir uns vor einem Angebot eines internationalen Labels sträuben würden. Die Gelegenheit hat sich halt nicht so ergeben. Wir sind aber immer offen für alles. Durch die digitalisierte Welt geht es aber auch ohne.

W.K.: Erzähl doch mal ein wenig zu der Liveumsetzung des Vorgängers. Wie habt ihr es umgesetzt? Wie umfangreich war Eure Tour und wie erfolgreich?


G.H.: Wir versuchen immer ein schön abgerundetes Bild bei den Konzerten abzuliefern. Nicht selten haben wir dann auch in der noch so kleinsten Spelunke unser eigenes Lichtspiel mit dabei, respektiv einen Licht- und Videotechniker, meinen Bruder. Für das Album Horror Vacui war das sehr wichtig, da es sich, abgesehen von den Sprachsamples, um ein rein instrumentales Album handelt. Wenn Ton, Projektion und Licht dann so aufeinander abgestimmt auf dich einhämmern, kann man eigentlich nichts anderes machen als darin einzutauchen, oder den Saal schnell verlassen. Wir waren sehr zufrieden mit dem Feedback des Publikums bei unseren Konzerten, haben auch einige Festivals gespielt. Zum Beispiel mit Bonaparte, Kadavar, Palm Desert. Außerdem waren wir mit The Majestic Unicorns from Hell (unbedingt mal reinhören!) für einige Tage in England unterwegs. Obwohl die Konditionen dort für Bands miserabel sind, hat es sehr viel Spaß gemacht und wir haben viele Fans dazugewonnen.

W.K.: Aber nun zum neuen Album. Ihr setzt hier auf etwas Neues, denn ihr arbeitet erstmals mit einem Sänger zusammen. Wie kam es dazu, dass ihr nun weniger auf Stimm- und Geräuschsamples als erzählerischen Faden, dafür auf Texte und Gesang setzt?

G.H.: Das hat sich einfach so ergeben. Beim Songwriting für das neue Album haben wir das Gleiche getan wie sonst auch. Das heißt gejammt und alles aufgenommen, anschließend aufgeräumt und ausgewertet und das Ganze dann verfeinert. Als wir quasi das komplette Album geschrieben hatten und uns an die Pre-Produktion heranwagten, haben wir festgestellt, dass die Songs sich perfekt dazu eigneten, um mit Gesang untermalt zu werden. Alles war viel eingängiger und ähnelte schon fast dem Standard „Verse-Chorus-Verse-Chorus-Bridge-Chorus“-Schema. Wir schnappten uns kurzerhand Yann Dalscheid, welcher auf unserem letzten Album schon beim Track “Cos90“ im Einsatz war, und fingen an mit ihm an den Texten und Gesangparts zu arbeiten.


W.K.: Erzähl mal bitte ein wenig zur Story von III-O.

G.H.: Die Story ist angelehnt an Horror Vacui. Bei Horror Vacui war alles etwas düster und etliche Moralpredigten prasselten auf den Zuhörer ein. Deshalb wollten wir bei III-0 positivere Elemente mit hineinbringen, was sich sowohl im Artwork, als auch in den Texten äußert. Unser Protagonist hat eine weitere Etappe in seinem Leben erreicht, ist älter geworden und reflektiert über das Leben, von der Geburt bis zum… naja, Tod eigentlich nicht, denn bei uns heißt diese Etappe "Mindfulness".

W.K.: Das neue Album besteht diesmal aus sechs langen Stücken und nicht wie die Vorgänger aus mehreren kurzen Einzelstücken, die zu einem Ganzen zusammengefügt wurden. Sind die Stücke diesmal auch anders entstanden?

G.H.: Die Stücke waren anfangs auch ein Ganzes. Als dann der Gesang hinzukam, haben wir sie doch etwas anders zusammengestellt. An der Reihenfolge wurde aber nix verändert, sondern eher an den „Pausen“.

W.K.: Insgesamt ist III-O in meinen Ohren wieder wesentlich härter geraten. Würdest Du dem zustimmen? Und war dies gewollt, oder hat sich dies bei den Aufnahmen so entwickelt?

G.H.: Stimmt, es ist insgesamt etwas härter geraten. Dies liegt zum Teil am Songwriting, aber auch sicher an der Produktion, da unser Tonmann von Charel Stoltz (Holtz Sound) sein Studio stetig aufmotzt und drei Jahre reicher an Erfahrung ist, aber auch sicherlich an der Post-Produktion durch Magnus Lindberg - seinerseits bekannt als Drummer von Cult of Luna - liegt.


W.K.: Ihr habt dem Download des Albums die kompletten Aufnahmen auch 1:1 ohne Gesang beigefügt. Das lässt natürlich die Frage aufkommen, ob ihr Euch Eurer Sache mit dem Gesang doch nicht so sicher ward. Ist das so?

G.H.: Wir stehen zu 100 % hinter dem Gesang, wollen aber unseren Fans, welche uns als instrumentale Combo kennen, auch die Möglichkeit geben sich das Album ohne Gesang anzuhören und sich ihre eigene Geschichte dazu auszumalen.

W.K.: Ich selber musste mich erst ein wenig an den Gesang gewöhnen, finde es aber stimmig im Kontext mit der härteren Gangart. Auf der anderen Seite funktionieren auch die Instrumentalversionen sehr gut. Welche Version bevorzugst Du, bzw. die Band?

G.H.: Das war bei uns anfangs nicht anders. Als Yann mit den ersten Vocal-Parts ankam, mussten auch wir uns erst mal an die Tatsache gewöhnen, dass da jetzt Gesang war. Es war halt ungewohnt, da wir ja schon seit einiger Zeit an den Songs gearbeitet hatten. Aber wie Du auch sagst, in beiden Versionen funktionieren die Songs. Auch live sind wir mit dem neuen Album schon ohne Sänger aufgetreten. Notgedrungen, da unser Sänger auf Tour in Japan war. Auch das klappt. Obwohl natürlich das Ganze mit Sänger für uns einfach geiler klingt und live noch mal einen draufsetzt. Also definitiv mit Gesang gefällt besser, dass kann aber auch von der Stimmung abhängen.

W.K.: Wie werdet ihr das neue Album live präsentieren? Wird es auch Veränderungen, was den Gesang betrifft, bei alten Stücken geben?

Diskografie
1997: Kitshickers (5-Track-Demo / K7 / Tape)
1998: One more Demo (Album / K7 / Tape)
1999: Mental Rape (Demo / Album)
2001: The Kitshickers gide to the galaxy (Album)
2003: Armeè de I´air - from the known to the unknown (Album - Winged Skull Records)
2006: ...so that´s the miracle of life... (Album / Winged Skull Records / Radar Music)
2008: The Orion Constellation (Album / Winged Skull Records / Paperboard)
2013: Horror Vacui (2 x LP Album / Self-Released)
2016: III - 0 (2 x LP Album - Self-Released)
G.H.: Wir spielen bei unseren Konzerten immer nur das aktuelle Album, da wir nicht gerne in die Vergangenheit zurückreisen. Unsere Cover erzählen eine fortwährende Geschichte. Wir können eigentlich gar nicht anders, als das aktuelle Kapitel der Geschichte zu erzählen. Quasi immer im Hier und Jetzt.

W.K.: Abschließend bleibt mir nur, Euch zum starken neuen Album zu gratulieren und Euch viel Erfolg damit zu wünschen. Es wäre schön, wenn ihr auch nach Deutschland damit kommen würdet. Gibt es da schon Pläne?

G.H.: Danke für die Lorbeeren. Wir waren Ende Oktober/Anfang November für einige Konzerte in Deutschland (Braunschweig, Leipzig und Berlin), werden aber 2017 bestimmt noch öfters in Deutschland unterwegs sein. Wenn jemand sich das Album schon im Vorfeld anhören oder kaufen möchte, kann man dies über unsere Bandcamp-Seite machen. Falls jemand Interesse daran hat, uns zu buchen einfach mal anschreiben über unser Facebook oder auch per Email: booking@kitshickers.org.

W.K.: Vielen Dank.

G.H.: Großen Dank an euer Magazin, dass ihr eure Leserschaft auf dem Laufendem zu unserer Aktivität - und hunderten von anderen Bands - haltet.




Die Reise der Kitshickers bleibt also weiter spannend und bewegt. Jetzt schon darf man sich auf den Fortgang der Story und die musikalische Umsetzung der Band freuen, die hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt. Ein Besuch eines ihrer Konzerte, die ja hoffentlich auch in deutschen Gefilden stattfinden werden, dürfte sehr lohnenswert sein.



Wolfgang Kabsch



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