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son kas

Wasserleichentreiben


Info
Musikrichtung: Dark Hip Hop / Elektronica

VÖ: 07.12.2010

(Eigenproduktion)

Internet:

http://www.sonkas.de/


Dunkle Pianoklänge eröffnen das erste Stück “Wachkomawandeln“ das 2. Albums Wasserleichentreiben des deutschen Hip Hop (?) Duos son kas.
Diese Pianofigur verändert sich über das ganze Stück nicht, darunter liegen düstere Sounds und nach dem kurzen Intro ein kräftiges Hip Hop Schlagzeugsampel. Erinnerungen an Bands wie die Sneaker Pimps steigen schnell auf.
Das Duo legt sehr viel Wert auf Ihre Texte, die Wortreich und ebenso morbid sind, wie die Texte, zum Glück aber auf den Schockeffekt des Wortes, auf den der normale Hip Hop häufig abzielt, völlig verzichtet. Acuh wechselt der schon typische Hip Hop Gesangstil über weite Strecken mehr in das gesprochene Wort und fällt nur in den Refrains in den Hip Hop.
Das 2. Stück “Ventil aus Busen“ steht am besten für die Musik des Duos. Ein kräftiger Rhythmus, darüber liegen feine Keyboardsounds wie aus den 80er Jahren, schwummerig, nölig und doch poppig. Eine Menge Sounds machen den Sound dann zugleich psychedelisch und unheimlich zugleich. Die Vielzahl der Effekte kommen am besten heraus, wenn für kurze Momente Rhythmus und Keyboard komplett aussetzen und nur der Gesang und die Geräusche erklingen.
“Der letzte Glanz“ scheint dann einen Sample vom Sneaker Pimps Album Splinter zu enthalten. Dieser schneidende, jedoch dunkle Sample beherrscht den Song, der starke Rhythmus treibt voran während das dunkle Piano fast verhallt. Eben das Piano dominiert das Stück “Bild aus Staub“. Hier wird mit Streichersamples gearbeitet, das schleppende Schlagzeug unterstreicht die Atmosphäre. Nach dem ersten Teil setzt eine ebenfalls gesampelte Mundharmonika ein, die mich an Talk Talk´s Spirit auf Eden erinnert. Bei diesem Stück wird am stärksten mit den übereinandergelegten Gesangsspuren gearbeitet, es entsteht dadurch ein schwebender, unwirklicher Sound.
Zunächst wirkt “Kleines Universum“ etwas nervig, da es mit den selben Beats beginnt, die bereits die Vorgängersongs beherrscht haben. Jedoch ziehen son kas hier sämtliche Register, Es setzen später an den Industrial angelehnte, tiefe und schwere Sounds ein, der Gesang wird erneut auf sehr effektvolle Weise übereinandergelegt.
Der Industrialsound wird in das nächste Stück voll übernommen, es dröhnt mechanisch kalt und die Beats klingen fast schon militärisch. Als Vergleich fallen mir hier Ulver ein. Wiederum wird eine sehr intensive Atmosphäre kreiert. Die von Sounds und Rhythmen bestimmten Teile wechseln sich mit sehr sparsam ausgestatten Parts ab.
Auch die restlichen vier Tracks erreichen die gleiche Güte. Mal rhythmischer und poppiger, meistens jedoch sehr düster und psychedelisch, experimentell. Diesem Klangbild entsprechen auch die Texte, die in dem Konzept des Duos aus Musik, Bildern (hervorragendes Coverkonzept) und eben den Texten gleichberechtigt wichtig sind. Thematisiert wird das Stimmungsbild der Generation des Duos, Abstumpfung durch die Multimediale Reizüberflutung und somit das Rutschen in die regungslose, alles hinnehmende „Kein Interesse“ Generation.
Mit Wasserleichentreiben ist dem Duo son kas ein in allen Belangen kunstvolles und starkes Album gelungen, welches dem ansonsten doch eher für stumpfsinnige Beats und auf Provokation ausgelegte Texte stehendem Genre Hip Hop ein ganz dickes Ausrufezeichen schenkt. Doch eigentlich sollte man mit der Eingruppierung dieses Albums in diese Kategorie auch sehr vorsichtig sein, denn es ist mehr ein elektronisch experimentelles Spokenword Album mit Wurzeln im Hip Hop. Und im Vergleich zu Ihrem ersten Album Requiem for a Vorgarten welches musikalisch doch wesentlich eindimensionaler und näher am Hip Hop war ist dieses Album ein Quantensprung.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
11. Wachkomawandeln
2 2. Ventil aus Busen
3 3. Der letzte Glanz
4 4. Bild aus Staub
5 5. Kleines Universum
6 6. Irritation
7 7. Evolution der Anpassung
8 8. Zeitvergessen
9 9. Das offene Meer
10 10. Hinausgerissenwerden
Besetzung

azabeats: Programmings, Tasten, Gesang
epilog: Gesang, Texte


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