Musik an sich


Artikel
Tatort Neumünster: ein Heep-Mörder mordet in Schleswig-Holstein...




Info
Autor: Martin Wolter

Titel: Der Heep-Mörder

Verlag: Meadi (Eigenverlag)

ISBN: 978-3-00-021182-9

Preis: € 12,00

404 Seiten

Internet:
http://www.meadi.de
http://www.myspace.com/derheepmoerder

Eine Krimi-Rezension in einem Online-Musikmagazin wie Musikansich? Warum nicht, solange es einen musikalischen Bezug gibt... Und dieser ist bei Martin Wolters Debüt-Roman wohl durchaus gegeben: nicht nur der Titel Der Heep-Mörder bringt erste Assoziationen zu Uriah Heep zutage, sondern auch der Buch-Umschlag ist bereits eine verfremdete Version des Covers ihres Debüt-Albums Very 'Eavy, Very 'Umble. Aber eigentlich ist Uriah Heep in diesem Buch nicht der Hauptakteur, sondern lediglich der rote Faden in einem spannend erzählten Plot.

Die Geschichte beginnt mit einem längeren Prolog, der im Sommer 1971 in der Böckler-Siedlung in Neumünster, Schleswig-Holstein, spielt. Hier wächst der 10jährige Frank recht unbekümmert auf, bis ein schrecklicher Mordfall passiert: ein Freund von ihm verschwindet spurlos, später wird die grausam zugerichtete Leiche gefunden. Durch den Selbstmord eines der Tat beschuldigten alten Mannes wird dieser Fall (scheinbar) aufgelöst und zu den Akten gelegt.

Schnitt. 35 Jahre später, im Sommer 2006, kommt Profiler Frank Dell (der Name erinnert irgendwie an den hessischen ARD-Tatortermittler Fritz Dellwo...) an die Stätte seiner Jugend zurück, um hier an der Aufklärung eines grausamen Mordes an einen Pastor mitzuwirken. Der Täter hinterließ am Tatort eine musikalische Botschaft: "The Park" von Uriah Heep ertönte in Dauerrotation in der Kirche, in der der Geistliche verstümmelt aufgeknüpft wurde. Und dieser Mord ist erst der Anfang einer Mordserie, weitere folgen, und zwar stets mit einem Song von Uriah Heep inszeniert: so werden die beiden nächsten Todeskandidaten zu "Illusion" und "The Magician' s Birthday" gerichtet. Frank Dell und seine Kollegin Mel Krankl ermitteln auf Hochtouren, doch stets ist ihnen der Täter einen Schritt voraus...

Der Heep-Mörder hat eigentlich alles, was einen Krimi-Thriller ausmacht und was man vielleicht auch klassisch von einem erwartet: einen anscheinend psychisch gestörten Serienkiller, grausame Morde mit blutigen Details, Sex, Beziehungsprobleme, mordende Trittbrettfahrer und eine geschickt konstruierte Handlung auf mehreren Ebenen. Und diese bewährten Zutaten machen das Buch zu einem durchaus interessanten Krimi.

Doch es gibt auch negative Seiten, die nicht unerwähnt bleiben sollten: zum einen wird der Lesegenuss durch anscheinend technische Probleme bei der Drucklegung etwas getrübt: etliche überflüssige Leerfelder im Text und Bindestriche lassen das Buch etwas unprofessionell wirken, was bei einem Eigenvertrieb vielleicht auch zum Teil noch verzeihbar ist. Zusätzlich findet man aber auch viele weitere Flüchtigkeitsfehler (überflüssige Leerzeichen, Rechtschreibfehler etc.), und oft polizeiinterne Dienstgrad-Abkürzungen wie POM, KOK, DGL, KOR oder KHK, die nicht näher erläutert werden. Letzteres mag wohl daran liegen, dass bereits Wolters Vater Polizeibeamter war und der Autor selbst dort neun Jahre lang beschäftigt war.

Unterm Strich hält man mit dem Heep-Mörder trotz optischer Unzulänglichkeiten in der Formatierung einen fesselnden und soliden Krimi in Händen, der wohl in erster Linie für Uriah Heep-Fans und Einwohner Neumünsters besonders interessant ist - aber auch ohne den musikalischen und regionalen Bezug ist er ein spannendes und mörderisches Vergnügen.


Jürgen Weber



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