Musik an sich


Reviews
Man

Revelation


Info
Musikrichtung: Prog Beat

VÖ: 05.06.2009 (1969)

(Esoteric / Cherry Red / Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 62:43

Internet:

http://www.manband-archive.com


Pathetisch beginnt Revelation. „And in the Beginning.....“ könnte eine Art Hörspielsoundtrack sein, der frühe Rick Wakeman-Alben mit Eloy-Stimmung und viel 60er Jahre Flair versieht. „Sudden Life“ ist da von ganz anderem Holz – proggiger Blues Rock mir einer Spur Captain Beefheart. Mit „Empty Room“ folgt dann einfach ein netter Beat Song. Das von Keyboards und Drums dominierte „Puella, Puella“ offenbart nicht nur Lateinkenntnisse, sondern auch das Wissen um die Möglichkeiten eines Hall-Geräts (eine Dub-Vorform?).

Dann wird die Liebe von zwei Seiten beleuchtet. „Love“ tut dies mit einer weichen Akustiknummer, die mich an die Gillan/Glover-Solo-Nummer „You take my Breath away“ erinnert. Das bassig los groovende „Erotica“, ein Hit in Frankreich und Angola(!), „wo bestimmte Stämme begannen die Band anzubeten“, schmückt sich dann mit dem Orgasmus-Gestöhne einer Schreibkraft aus den Büros des Pye-Labels. Eine Folge des mangelnden Gefühls für Moral auf Seiten der Band und des Produzenten John Schroeder, wie Deke (=Roger?) Leonard in den Liner Notes anmerkt.
Im weiteren Verlauf des Albums findet sich Rock’n’Roll mit Hammerpiano, das zum Ende hin zur Schnulze wird („Blind Man“), eine Art Schlachtlärm mit Doors-Orgel („The missing Pieces“) und sakrale Doors („The Future hides its Face“).

Das Spannende an dem Album ist, dass sich viele der Assoziation, die sich heute beim Hören einstellen, auf Aufnahmen beziehen, die zum Teil deutlich jünger sind, als Revelation. Somit muss das Album 1969 für viele tatsächlich wie eine Offenbarung neuer Sounds gewirkt haben.
Im Rückblick wirkt es zwar etwas unentschlossen und das Wort „roter Faden“ ist definitiv ein Fremdwort für die Band gewesen.
Aber man kann den Spaß an der Aufnahme bis heute spüren.

Das dürfte seinen Grund (auch) in der Entstehungsgeschichte des Albums haben. Bis kurz vor der Aufnahme nannten sich Man noch The Bystanders und waren eine kommerziell sehr erfolgreich Tingelband, die sich dann entschloss auf das 3-Minuten-Songformat zu verzichten und eigene Songs zu schreiben. Produzent Schroeder, der der Band eigentlich das Kündigungsschreiben der Plattenfirma überreichen sollte, da sie trotz erfolgreicher Konzerte keine Platten verkauften, gefiel das neue Material so gut, dass er die Aufnahme einer LP durchboxte.
In drei Wochen musste die Band alle ihre neuen Ideen zu einer LP zusammenschustern. Der Erfolg war nicht himmelhoch. Aber insbesondere „ermutigende Verkäufe“ in Deutschland öffneten die Türen für weitere Longplayer.

Der Re-Release erscheint mit Liner Notes und sämtlichen Texten, sowie knapp 20-Minuten Bonus-Material – u.a. eine ungestöhnte Longversion von „Erotica“.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1And in the Beginning..... 4:22
2 Sudden Life 4:40
3 Empty Room 3:44
4 Puella! Puella! (Woman! Woman!) 3:35
5 Love 2:52
6 Erotica 4:10
7 Blind Man 4:18
8 And Castles rise in Children's Eyes 3:22
9 Don't just stand there (Come in out of the Rain) 4:15
10 The missing Pieces 1:56
11 The Future hides its Face 5:30
12 Erotica (First Version) 8:40
13 Sudden Life (Mono Single Mix) 4:13
14 Love (Mono Single Mix) 2:52
15 Erotica (Mono Single Mix) 4:14
Besetzung

Roger Leonard (Git, Mundharmonika, Piano, Perc, Voc)
Clive John (Keys, Git, Voc)
Mike Jones (Lead Git, Voc)
Jeff Jones (Dr, Perc)
Ray Willimas (B)


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>