Musik an sich


Reviews
Persephone

Letters to a stranger


Info
Musikrichtung: Wave / Gothik / Klassik

VÖ: 02.11.2007

(Curzweyhl / Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 46:51

Internet:

http://www.persephone-home.de


Mit etwas Verspätung möchte ich auch diese Veröffentlichung entsprechend würdigen, die eine Ausnahmestellung unter den deutschen Veröffentlichungen 2007 (und eigentlich auch jahresübergreifend) einnimmt. Als erstes sticht die Aufmachung - sprich Verpackung - dieses Werkes ins Auge. Liebe Industrie, hier kann man sehen, wie man den Raubkopieren ein Ende setzt. Jeder Musikfan wird dieses Album schon auf Grund dieser Aufmachung lieben. Das wundervolle Cover, das die Sängerin Sonja Kraushofer (sonst bei L´ame Immortelle) gemalt abbildet ist aus einer festen Kartonbox. Diese enthält ein zehnseitiges, kunstdruckähnliches Booklet mit ebenso schönen Illustrationen der Frontfrau und der Band. Damit nicht genug, für jeden einzelnen Song (elf) liegt ein doppelseitiges Textblatt bei, das eben selbigen kunstvoll präsentiert. Die CD selber steckt dann noch mal in einem schön aufgemachten Pappschuber.

Nun aber zur Musik. Persephone sind ein Projekt verschiedener Musiker aus der Wave-/Gothik-Szene, das sich jedoch klassischen Mustern zuwendet, was ja auch durchaus gängig in der Szene ist. Gebildet hat sich das Projekt um die stimmgewaltige Frontfrau im Jahr 2000 und bisher wurden drei viel beachtete Alben und eine EP veröffentlicht und auch viele aufwändige Konzerte gegeben.

Das dritte Album Letters to a stranger wurde nun mit dem Philharmonic Chamber Orchestra of Werningerode eingespielt. Dabei heraus gekommen ist aber nicht ein dunkles und wagnerianisches Werk, wie die Zusammenarbeit mit dem Orchester vermuten lassen könnte, sondern ein wundervoll melodisches und zumeist melancholisches Werk, das zwischen Gothic, Neofolk und Klassik pendelt, aber niemals zerrissen klingt. Frau Kraushofer ist auch mit einer sehr ausdrucksstarken Stimme gesegnet, die mal an Kate Bush (im famos schönen Opener "Strange") erinnert und problemlos ruhige und laute, hohe und niedrige und auch eher rockige oder klassische Klänge hervorragend bereichert.

Das erwähnte Eröffnungsstück ist getragen von herzerweichenden Violinen, Cellos und einem wundervollen Klavier, "Stained" wird von Glockenspiel eröffnet und wird dann durch die Stimme erweitert und nur im Hintergrund gesellen sich andere Instrumente dazu, die diesen ebenfalls tragisch schönen Song minimalistisch schöner klingen lassen. Später kommen verhallende Bläser dazu, das ist ganz großes Drama mit leisen Klängen. "Wishful" ist ebenfalls spartanisch durch Perkussion und Streicher instrumentiert. Hier klingt zunächst die Waveschiene etwas durch, bis die Streicher und der Gesang des Chorus den Bogen zur Klassik ziehen. Insgesamt etwas verrückt und erinnert an die ersten Rainbirds Spielereien, die diese als Duo ab dem zweiten Album machten. "Everlasting" beginnt mit Geflüster zu voluminösen Streichern. Erinnert ein wenig an Dead can Dance, und Frau Kraushofer bringt hier Pathos neben Leid überzeugend rüber. Diese vier Stücke sollten als Appetizer genügen. Das ganze Album setzt auf die Stimmung der Stille, das genaue Hören eines Instrumentes und der Stimme. Hier wird großes Kopfkino betrieben. Der Ausreißer, der aber trotzdem ins Konzept passt, ist ausgerechnet das letzte Stück "Merciless", das sich mehr auf dem Gothic- und Rockweg bewegt und bei dem das Orchester dann auch mit voller Wucht eingesetzt wird, dies aber durch und durch passend, es wirkt organisch und nicht wie oftmals zusammengesetzt.

Persephone ist ein Album gelungen, das es verdient hat, in der zum Ausruhen und Zuhören einladenden Winterzeit mit voller Aufmerksamkeit gehört zu werden. Wundervolle Musik, moderne Klassik auf hohem Niveau.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Strange2:38
2Stained6:48
3Wishful4:29
4Everlasting3:20
5Fateful6:12
6Mean3:56
7Untitled5:53
8Buried5:58
9Blue 3:28
10Stranger1:10
11Merciless6:27
Besetzung

Sonja Kraushofer – Gesang
Martin Hoefert – Cello
Holger Wilhelmi – Cello
Johannes Kramer – Doppelter Bass, Cello
John Abdeslayed – Perkussion
Und das Philharmonic Chamber Orchestra of Werningerode


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