Musik an sich


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"Nirvana sind spurlos an uns vorüber gezogen" – MAKS AND THE MINORS verlassen sich auf traditionelle Wurzeln




Info
Gesprächspartner: Max Kretzenbacher

Zeit: 05.12.2007

Ort: Hamburg-Berlin

Interview: Telefon

Stil: (Hard) Rock

Internet:
http://www.maksandtheminors.com

Während sich andere Bands mühsam den Arsch abspielen müssen, gibt es auch Glückspilze wie Maks and the Minors. Gleich das Debütalbum segelt unter der Fahne des Majors Universal und die Hamburger Jungs haben ganz nebenbei die Möglichkeit in der Disziplin Namedropping eine echte Legende ins Spiel zu bringen. Hinter den Reglern saß Ken Hensley, Ex-Uriah Heep-Mastermind, der in den Jahren 1969 – 1980 an sämtlichen wirklich relevanten Alben der einzigen bis heute aktiven Band aus den Gründungstagen des Hard Rock beteiligt war.

Wenn ein Newcomer sein Debüt als ein von einer Rock-Legende produziertes Major-Release auch noch stolz mit dem eigenen Namen schmückt, dann klingt das natürlich stark nach dem zusammen gecasteten Act um einen Plattenfirmenliebling. Norbert von Fransecky tritt Interview daher also erst einmal feinfühlig die Tür ein: „Ey cool, ein neues Ego am Musikhimmel. Wer sich gleich beim Debüt den Namen Maks and the Minors gibt, muss doch irgendwelche Komplexe haben.“


„Ne, ne,“ lacht Max Kretzenbacher, Frontmann und Sprachrohr des Hamburger Sextetts in den Hörer. „Wir wollten einfach was haben, was ein bisschen altbacken klingt. So wie Buddy Holly and the Crickets oder Tom Petty and the Hertbreakers. Erst dachten wir an Max and the Majors. Aber da alle Stücke von uns in Moll sind, sind wir bei Max and the Minors gelandet. („Major“ heißt im Englischen „Dur“; „Minor“ „Moll“; NvF) Das war letztlich eine Idee von unserm Drummer. Es passt aber auch wieder, weil wir alle größere Geschwister haben. Wir sind also alle die Kleinen. Und da gehöre ich genauso dazu.“

Altbacken ist ein gutes Stichwort. Sechs junge Männer machen eine Musik, die in die späten Siebziger oder die frühen Achtziger verweist. Wenn man das Honky Tonk- und Blues-Piano dazu nimmt, landet man sogar noch weiter in der Vergangenheit. „Keine Ahnung, wie das kommt,“ zuckt Maks die Schultern. „Ich habe schon als Kind völlig untypische Sachen gehört, alte Blueser wie Robert Johnson, die sonst nur Bluesfetischisten mit Bart hören. Und ich habe immer die klassischen Rockbands der Vergangenheit, wie Led Zeppelin oder Aerosmith vorgezogen. Nirvana und ähnliches ist ziemlich spurlos an mir vorbei gegangen. Ich habe eigentlich immer so in den 70ern rumgewühlt. Wieso das so ist, weiß ich auch nicht.“

Besetzung
Max Kretzenbacher (Voc, Mundharmonika, Git)
Jakob Deiml (Keys)
Chris Henschel (Git)
Sebastian Helm (Ak. Git)
Artjom Feldtser (B)
Niki Schliebs (Dr)
Auch die Wahl des Produzenten Ken Hensley (Ex-Uriah Heep) ist nicht mit bewusstem Sinn für Tradition geschehen. Im Gegenteil. „Ich kannte Uriah Heep eigentlich gar nicht. Klar, an ´Lady in Black` kommt man nicht vorbei. Und auch ´Easy Livin’´ kannte ich von irgendeinem Oldie-Sampler. Aber die Band kannte ich nicht wirklich. Das ist ja auch nicht die bluesige Ecke. Die haben ja mehr diese, wie nennt man das,…“ Eher etwas zwischen Prog- und Hard-Rock. „Ja genau! Ich habe mir erst kurz vor der Produktion einige der Scheiben rein gezogen.“ Die Begegnung mit Hensley war ein schlichter Glücksfall. „Wir haben auf einer Privatfeier unserer Plattenfirma gespielt. Ken Hensley war auch da – wegen irgendwelchem Business-Kram. Er fand uns cool und wir hatten einige schlechte Erfahrung mit anderen Produzenten gemacht. Wegen des Retro-Feelings, wie Du es eben meintest. Die waren einfach zu modern. Die haben das Klavier raus geschmissen, oder die Gitarren aufpoliert, die Stücke gekürzt, oder irgendwelche Synthesizersachen rein gehauen. Das hat einfach nicht funktioniert. Wir brauchten für die Aufnahmen einfach einen Rocker aus der alten Zeit. Da ist Ken Hensley natürlich perfekt für. Er mochte die Band sowieso und wir haben uns sofort verstanden. Und so haben wir uns für ihn entschieden, statt für irgendeinen jüngeren Produzenten, der es mehr zeitgemäß gemacht hätte. Das hätte bei uns einfach nicht gepasst.“

Diskografie
Movin' out (Politur / Universal, 2007)
Als ich Movin’ out, das Debüt von Max and the Minors zum ersten Mal gehört habe, habe ich viel Foreigner, etwas Billy Joel und ein wenig REO Speedwagon gehört. „Billy Joel klar. Wenn Du Rockmusik mit einem klassisch gespielten Klavier hörst, dann kommst Du immer auf Billy Joel oder Elton John. Ich habe auch einiges von Billy Joel gehört. Von Foreigner gefallen mir die ganz frühen Sachen, „Cold as Ice“ und so. Die späteren Sachen sind mir zu sehr mit Synthesizern glatt gebügelt.“ Das passt zu meinen Assoziationen, die mich bei allen genannten Bands immer an die Frühwerke verwiesen haben.

Bei einer bislang völlig unbekannten Band, will man natürlich auch ein wenig über die bisherige Geschichte hören. Dass von der völlig unbekannten Band hört Max nicht so ganz gern. Aber er muss zustimmen, dass die Band außerhalb Hamburgs noch ein unbeschriebenes Blatt ist. „Ich kenne den Keyboarder seit 12 Jahren. Wir haben schon als Kinder gemeinsam am Klavier gesessen. Die erste Band haben wir in der Schule gegründet. Mit 14, 15 Jahren hatten wir dann die erste Schülerband und haben an Schülerbandbattles und so teilgenommen. 2004 stand dann der Entschluss an, dass die Band was Größeres werden soll. Da waren wir noch zu viert und ich habe auch noch Gitarre gespielt. Wir haben dann einen weiteren Gitarristen und einen Bassisten dazu geholt. Seit zwei Jahren sind wir nun in der derzeitigen Besetzung zusammen."

Wer sich das beeindruckende Debüt Movin’ out rein zieht, wird die Hoffnung, dass das nur der Anfang einer längeren Karriere ist, ganz oben auf seine Wunschliste für 2008 setzen. Es ist lange her, dass eine (Hard) Rock-Truppe so authentisch das Früh-80er-Flair rüber gebracht hat, ohne in süßlichen Melodic-Plüsch oder überzogene Aggro-Posen, möglichst noch mit tiefer gestimmten Äxten, zu verfallen. Danke, Max, für das Gespräch, Daumen hoch und alles Gute!


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