Musik an sich


Reviews
Pentangle

Solomon's Seal


Info
Musikrichtung: British Folk

VÖ: 27.10.2003

(Castle / Zomba)


Wer über längere Zeit ohne stilistische Scheuklappen Musikzeitungen liest, dürfte zwangsläufig immer wieder einmal über den Namen Pentangle stolpern, gilt die britische Truppe doch als einer der wichtigsten Acts der englischen Folkszene der späte 60er und frühen 70er.
Solomon’s Seal war das letzte Studioalbum des Quintetts, das in einer limitierten Erstpressung veröffentlicht wurde, bevor den Aufnahmen der letzte Schliff gegeben wurde. Zu einer Veröffentlichung des Endmixes kam es nicht, denn jahrelang galten die Masterbänder als verloren. Jetzt wurden sie wiedergefunden, in den Abbey Road Studios remastered und mit 30 Jahren Verspätung in vollem Glanz präsentiert.

Die Hitparaden stürmen wird man damit nun wohl nicht. Schon zu seinen Hochzeiten war der reine britische Folk eher eine Sache für einen kleineren Kreis von Genießern und das wird 2003 kaum anders sein. Die sehr klare hohe Stimme von Jacqui Mcshee und das Gefiedel ihrer Band dürfte den Toleranzbereich eines großen Teiles der Musikliebhaber überschreiten. Aber das tut der Black Metal ja auch. Und irgendwie wirken auf mich Cradle of Filth und Pentangle tatsächlich wie Parallelphänomene an entgegengesetzten Enden des musikalischen Spektrums. Erschließen sich bei den Briten der 90er die filigranen Strukturen erst, wenn man die brutale Fassade verarbeitet hat, nerven die Briten der End-60er mit fiepsigem Gefiedel, in dem sich bei genauerem Zuhören aber wunderschöne Melodien und instrumentale Arabesken verbergen, die einmal entdeckt in eine märchenhaft friedliche Welt entführen.

Zu guter letzt verrät uns Solomon’s Seal auch noch, wo nationale und internationale Protestsänger der 70er ihre frühen Inspirationen her hatten: Joan Baez (“ Willy o' Winsbury“) und Hannes Wader (“Jump Baby, jump“).



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Sally free and easy(3:58)
2The Cherry Tree Carol(3:03)
3The Snows(3:47)
4High Germany(3:18)
5People on the Highway(4:44)
6Willy o' Winsbury(5:56)
7No Love is Sorrow(2:48)
8Jump Baby, jump(3:12)
9Lady of Carlisle(4:45)
Besetzung

Bert Jansch (Guitar, Vocals, Harp, Harmonica)
Danny Thompson (Double Bass)
John Renbourn (Guitar, Sitar, Banjo)
Terry Cox (Drums)
Jacqui McShee (Vocals)



Zurück zur Review-Übersicht