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Díaz-Latorre / Pedro

Cançons populars espanyoles


Info
Musikrichtung: Folklore

VÖ: 20.10.2003

(La mà de guido / Note 1) Best. Nr. LMG 2055

Internet:

la mà de guido


SPANIENS LIEDER

Eine angenehm klischeearme Produktion: Wer bei spanischer Volksmusik feurige Flamencoklänge und den Klang der Kastagnetten erwartet, dürfte in diesem Fall im guten Sinne enttäuscht werden. Hier gibt es nur eine von der Gitarre begleitete Singstimme zu hören. Und manchmal auch nur die nackte menschliche Stimme. Die guitarra romàntica, mit der Xavier Díaz-Latorre seine Partnerin, die Mezzosopranistin Isabel Pedro fabelhaft differenziert begleitet, ist für die hier versammelten Lieder genau die richtige Wahl. Statt (vermeintlich) südländischer Temperamentsausbrüche bieten die Cançons populars espanyoles ein Kaleidoskop überraschend verinnerlichter Gefühlswelten, die im Gewand unterschiedlichster musikalischer Stilrichtungen erscheinen. Das Spektrum reicht von der Zärtlichkeit der schlichten Wiegenlieder (z. B. Nana de Sevilla, A la nanita nana) über den archaischen Melos von El romance de Don Boyos und Las morillas de Jaén (aus einer Liedersammlung um die Wende zum 16. Jahrhundert) bis hin zu den etwas plakativ-sentimentaleren Tiranas aus dem 19. Jahrhundert und Bearbeitungen des großen spanischen Dichter Frederico Garcia Lorca. Nur gelegentlich blitzt jene offensive rhythmische Energie auf, die man mit dem Stichwort 'spanische Folklore' gemeinhin verbinden mag, z. B. beim andalusischen Zorongo.

Díaz-Latorre und Pedro wollten ausdrücklich keine musikwissenschafltiche Studie über Volksmusik vorlegen. Ihre sensible Interpretation reagiert gleichwohl sehr genau auf die Erfordernisse der einzelnen Stücke. Auch ohne eine dezidiert 'historisierende' Annäherung, z. B. durch wechselnde Instrumente oder Ensembles, wird die vielschichtige Gattung für den Hörer in all ihren Facetten greifbar. Pedros silbriger Mezzo ist leicht und flexibel. Während sie die älteren 'volkstümlicheren' Stücke mit ergreifender Schlichtheit singt, werden die jüngeren Lieder aus dem 19. Jahrhundert durch einen etwas opernhafteren Ton in die richtige Perpektive gerückt. Bei aller Nuanciertheit bleibt die Darbeitung unprätentiös - die Kunst drängt sich nicht in der Vordergrund, wird ganz in den Dienst des jeweiligen Liedes gestellt.

Fazit: ein ebenso instruktives wie emotional berührendes Hörerlebnis.



Georg Henkel



Trackliste
1Seguidilla02:12
2Tirana03:24
3Tirana del Caramba02:11
4Los cuatro mulero02:25
5Inés02:04
6Romance de D. Boyso04:26
7Cuando sales al campo03:46
8Hechizeta [Thomas Damas]03:17
9Zorongo02:28
10Anda Jaleo01:58
11El café de Chinitas02:56
12Nana de Sevilla04:12
13Las Morillas de Jaén02:04
14La flor de la canela02:34
15Al lado de mi cabaña01:53
16Los reyes de la baraja01:04
17El Vito02:22
18Zapateado [G. Giménez]01:40
19La tres hojas02:48
20La perrita chita02:48
21A la nanita nana04:28
Besetzung

Isabel Pedro (Mezzosopran)
Xavier Díaz-Latorre (Gitarre)


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